Natalia Wörner: "Respekt ist eine Superkraft"

Für ihre Rolle als Ärztin im Corona-Drama „Die Welt steht still“ ist sie für eine ROMY nominiert. RTL+ zeigt zum Frauentag ihre neue Doku „A Women’s Story“.

Ein normales Silvester mit Wünschen und Plänen für das neue Jahr feiert Ärztin Carolin Mellau (Natalia Wörner) zu Beginn des Films „Die Welt steht still“. Wenige Wochen später steht ihr Leben – wie das vieler Menschen – Kopf: Es ist 2020 und ein Virus hat plötzlich alles umgekrempelt. Carolin Mellau muss sich nicht nur um ihre Familie sorgen, sondern auch um ihre Patienten in der Klinik Konstanz – und setzt sich dabei selbst einem Risiko aus.

„Die Welt steht still“ ist der erste deutsche TV-Film zur Pandemie und lief im Herbst bei ZDF und ORF. Für ihre Darstellung der Carolin Mellau ist Natalia Wörner nun für eine ROMY nominiert. „Der Film könnte überall auf der Welt erzählt werden und ist eben doch sehr persönlich und nahbar“, so die 54-Jährige, die viele als Ermittlerin Jana Winter aus der TV-Reihe „Unter anderen Umständen“ kennen.

Natalia Wörner in "Die Welt steht still"

©ZDF und Patrick Pfeiffer/ZDF/Patrick Pfeiffer

Aufgeheizte Stimmung

„Die Welt steht still“ ist in der ersten Corona-Welle angesiedelt. Die Überforderung des Gesundheitssystems wird ebenso angesprochen wie die Aussicht auf einen Impfstoff, aber auch Fake News machen die Runde. Wie aktuell all das zum Zeitpunkt der TV-Premiere (noch) sein würde, habe beim Dreh im Frühjahr 2021 nicht für Bedenken gesorgt. „Was für uns alle nicht voraussehbar war, war dass wir bei der Ausstrahlung im November kurz vor dem Höhepunkt der nächsten Welle waren und all diese Themen mittlerweile in einer sehr aufgeheizten Grundstimmung thematisiert wurden.“

Dass der Film Impfskeptikern ein Dorn im Aug sein würde, sei jedoch nicht überraschend gewesen. „Ich finde jede kontroverse Diskussion in der Regel wichtig. Wie wir ja im Moment erleben, ist die Frage des Umgangs miteinander eine richtungsweisende. Jede Form von toxischer Aggression und persönlichem Angriff in einer Debatte lehne ich persönlich ab. Ich finde, Respekt ist nach wie vor eine Superkraft.“

Mit Marcus Mittermeier in "Die Welt steht still"

©ORF/ZDF/Patrick Pfeiffer

Sanfte Kriegerin

Einem anderen Thema widmet sich Wörner, die sich seit Jahren für Gleichberechtigung stark macht, in „A Women’s History“. Die Doku, die sie mitproduziert hat, ist anlässlich des Weltfrauentages ab 8. März beim Streamingdienst RTL+ zu sehen. Wörner spricht darin mit Schauspielerinnen wie Helen Mirren, Andie MacDowell und Iris Berben, aber auch mit Politikerinnen und Managerinnen.

„Die Offenheit und das Vertrauen, das mir von allen Frauen entgegen gebracht wurde, war für mich persönlich ein sehr bewegendes Erlebnis. Es gab hier in jedem einzelnen Gespräch den einen Moment des Verschmelzens zwischen Fragenstellen, Antworten und Zuhören – und dann den extra Schritt, der ein tiefes Gespräch ausmacht“, erzählt Wörner. Besonders beeindruckt habe sie Andie MacDowell: „Sie ist eine sanfte Kriegerin.“

Wörner selbst ist – wie sie es formuliert – „im Matriarchat“ aufgewachsen: in einem Vier-Generationen-Haushalt mit ihrer Schwester, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Das habe sie geprägt. Female Empowerment bedeute für sie, „so leben zu können, wie man es für sich wünscht, entscheidet und tut – und zwar in allen Lebensbereichen.“ Gleichberechtigt und ohne Benachteiligung: Im Vordergrund soll nicht das Geschlecht stehen, sondern „der Mensch mit allen Talenten, Wünschen und Schwächen“. „Wir können aufhören, zu glauben, uns ständig optimieren zu müssen – ehrlich zu sein und aufrichtig macht einen Menschen sehr viel liebenswerter.“

Mit Schauspielerin Thelma Buabeng in "A Women's Story"

©RTL+

Emotional erschwert

Aktuell steht Wörner wieder für einen Spielfilm vor der Kamera, den zweiten Teil von „Wahrheit oder Lüge“. An der Seite von Fritz Karl spielt sie Annabelle Martinelli, eine Anwältin für Sexualstrafdelikte. Erneut führe die Handlung in die „Welt von Macht, Unterdrückung und strukturellem Missbrauch“.

Es seien „merkwürdige Dreharbeiten“, die „hocherfreut und konzentriert begannen und jetzt im Angesicht des Krieges emotional erschwert sind. Wie alle Menschen sind wir zutiefst betrübt und in solidarischen Gedanken beim ukrainischen Volk.“

Mit Fritz Karl in "Wahrheit oder Lüge"

©ZDF und Conny Klein/ZDF/Conny Klein

Die Schauspielerin
Natalia Wörner wurde 1967 in  Stuttgart geboren. Sie arbeitete als Model, bevor sie Schauspiel in New York studierte.  Wörner spielte u. a. in Dominik Grafs „Die Sieger“, für ihre Rolle in „Die Säulen der Erde“ wurde sie 2011 mit einer ROMY prämiert. Im TV ist sie regelmäßig in den Reihen „Unter anderen Umständen“ und „Die Diplomatin“ zu sehen

 

Die Filme
Sowohl mehrere Fälle von „Unter anderen Umständen“ als auch „Die Welt steht still“ sind aktuell in der ZDF-Mediathek abrufbar. Wörners Doku „A Women’s Story“ läuft ab 8. März bei RTL+ 

Nina Oberbucher

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