Musical: Eine Dragqueen erobert Linz

Am Linzer Landestheater wird „Priscilla – Königin der Wüste“ gespielt. Eine gelungene Adaption mit gesanglichen Mängeln

von Markus Spiegel

Das Musical „Priscilla – Königin der Wüste“ basiert auf dem gleichnamigen Low Budget Film aus dem Jahre 1994. Der Film war damals ein Überraschungserfolg und erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter einen Oscar und den Publikumspreis bei den Filmfestspielen in Cannes. Als Jukebox-Musical wurde es 2006 in Sidney uraufgeführt. Relativ rasch folgten die Premieren in London und New York.

Weltweit gezeigt

Die Show, als Botschafterin des australischen Musiktheaters, wurde weltweit aufgeführt und erhielt auch zahlreiche Preise. Am 1. Jänner erfolgte die österreichische Uraufführung am Linzer Landestheater unter der Regie von Christoph Drewitz. Die hervorragende deutsche Fassung hat Michael Alexander Rinz erstellt.

Tick, Bernadette und Adam, drei Drag-Queens aus Sidney, haben ein Engagement in Alice Springs, mitten in den australischen Outbacks. Mit ihrem Tourneebus „Priscilla“ überqueren sie das trostlose Hinterland mit seinen größtenteils homophoben Bewohnern.

Geheimnis Heirat

Konflikte sind dabei vorprogrammiert. Außerdem gesteht Tick seinen entsetzten Freunden, dass er verheiratet war und einen achtjährigen Sohn hat.

In Alice Springs soll es ein Wiedersehen mit ihm geben. Wie wird der Bub auf den Beruf seines Vater wohl reagieren? Handlung und Charaktere sind identisch mit der Filmversion. Der große Unterschied liegt wohl darin, dass im Film die Drag Queens lippensynchron zu den kultigen Disco-Originalen der 1980er Jahre agieren, auf der Bühne müssen sie jedoch tatsächlich singen. Über die gesanglichen Qualitäten der Linzer Besetzung sei milde hinweggesehen.

Die Band mit dem Namen „DJ Rico & Kangaroos“ spielt unter der musikalischen Leitung von Tom Bitterlich mit viel Verve und unterstützt damit die Schauspieler optimal.

Die Entdeckung des Abends ist eindeutig der junge britische Kostümbildner Adam Nee. Solche ungemein fantasievollen, farbenprächtigen Kostüme hat man selten auf einer Bühne gesehen. Schon aus diesem Grund empfiehlt sich diese Inszenierung.

Brillanter Adam

Gernot Romic brilliert als Adam, auch gesanglich. David Arnsperger als alternde Drag-Queen Bernadette ist leider zu jung besetzt und verliert trotz großer Bemühung an Glaubwürdigkeit. Aloysia Astari als schrille Asiatin Cynthia liefert einen lustigen Showstopper mit dem Song „Pop Muzik“ der Gruppe „M“.

Das Ensemble agiert sehr spielfreudig. Regisseur Drewitz gelang der zweite Teil besser als der erste. Gemessen an internationalen Bühnen war die Reaktion des Linzer Premierenpublikums während der Show eher verhalten. Fast glaubte man sich in der australischen Wüste.

Dennoch gab es am Schluss die verdienten Standing Ovations.

 

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