Mit weiblicher Energie an die Gürtellinie des Humors
Schauspielerin Rosalie Thomass über ihre Rolle im Buddy-Movie „Jagdsaison“, derzeit im Kino
Von Gabriele Flossmann
Mit 1,80 Meter Größe und einem Auftreten, das von mentaler Kraft zeugt, blieben Rosalie Thomass liebliche Mädchenrollen von vornherein erspart. 2006 wurde sie durch ihre Rolle einer Prostituierten in der von Dominik Graf inszenierten „Polizeiruf 110“-Folge „Er sollte tot“ schlagartig bekannt. Als Schauspielerin ist sie gleichermaßen auf der Bühne und im Film gefragt.
In „Jagdsaison“ ist sie nun in ihrem Element. Rosalie Thomass spielt darin Eva, die mit ihrem Leben als verlassene Ehefrau hadert und mit der jüngeren Frau an der Seite ihres Ex klarzukommen hat. Eine Freundin versucht zu vermitteln. In Fahrt kommt der Film, als die drei Frauen gemeinsam ein Wellness-Hotel aufsuchen.
KURIER: „Jagdsaison“ hätte – was die teils derbe Komik betrifft – auch in die Hose gehen können. Waren Sie sicher, dass Sie die Gratwanderung an der Gürtellinie des Humors schaffen?
Rosalie Thomass: Ich bin generell relativ angstbefreit. Und in dem Fall durfte ich ja ein bisschen Hand anlegen ans Drehbuch. Ich glaube, Komödie wird nur lustig, wenn man auch Mut zum Scheitern hat. Man muss damit leben, dass eine Pointe bei einigen über der Gürtellinie trifft und bei anderen weit darunter.
Ist es schwieriger, als Komödiantin Anerkennung zu bekommen?
Diesbezüglich kann ich entspannt sein, weil ich ja auf der ernsten Palette wirklich alles spielen durfte. Ich habe großen Respekt vor guten Komödiantinnen. Ein guter Witz muss auf eigene Kosten gehen, sonst ist es Schadenfreude. Wenn man dann auch noch den eigenen Körper einsetzt, kann es auch heikel werden. Für mich als Schauspielerin ist die Komik die Königsdisziplin.
„Jagdsaison“ könnte man als weibliches „Buddy Movie“ bezeichnen. Hat Sie das daran gereizt?
Ja. Wir schreiben das Jahr 2022, und da sollte sich endlich durchgesprochen haben, dass Frauen alles dürfen sollten, was Männern selbstverständlich scheint. Es tut mir gut, im Kino befreite Frauen zu sehen, die auch Mist bauen oder sich ärgern, dass sie am Tag davor zu viel getrunken haben.
In „Jagdsaison“ sehen die Frauen trotz anfänglicher Konkurrenz ein, dass sie nur gemeinsam stark sein können. Ist das die Botschaft, die Sie vermitteln wollen?
Für mich war es wichtig, zu zeigen, dass sie lernen, wie man ohne dieses Gehabe besser zurechtkommt. Es muss möglich sein, dass es neben dir noch eine Frau gibt, die auch toll ist und vielleicht sogar noch schöner, noch klüger und witzig sein kann. Wenn man sich mit solchen Frauen verbündet, hat man mehr davon. Ich wünsche mir sehr, dass unsere Kinder schon mit dieser Erkenntnis aufwachsen.
Wie sehen Sie die Quoten-Diskussion, wonach bei der Filmförderung zu gleichen Teilen Männer und Frauen bei Regie-Aufträgen berücksichtig werden sollen?
Anfangs habe ich mir schwer damit getan, bin aber mittlerweile dafür. Es wird immer so getan, als hätte es bisher keine Quote gegeben. Das stimmt aber nicht – sie war nur zu 90 % weiß und männlich. Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist, dass mittelmäßige Frauen jetzt eine Chance erhalten. Na und. Gibt es halt drei mittelmäßige Männer weniger.
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