Warum Horoskope immer stimmen: der Barnum Effekt
Hat das Horoskop wieder einmal genau vorausgesagt, was passieren wird? Natürlich. Und dafür gibt es auch einen wissenschaftlichen Grund.
Irgendwie will man ja gar nicht daran glauben. Aber andererseits liest man sie doch, nur spaßeshalber, so mit Achselzucken. Und dann passiert genau das, woran man ja eigentlich nicht glaubt: Die Vorhersage trifft zu. Und zwar viel genauer als die Wettervorhersage!
Wie ist so etwas nur möglich? Wie können die Sterne Bescheid wissen, ob ich gemobbt werde oder den großen, dunklen Unbekannten treffe, Erfolg oder Misserfolg im Job habe oder das ultimative Beziehungsglück erfahre? Tun sie nicht. Oder vielleicht tun sie's ja, wer weiß, aber sagen müssen sie's uns nicht. Denn dafür, dass eine Vorhersage stimmt - oder auch das Persönlichkeitsbild, das ein Hellseher über uns erstellt -, braucht's nur den sogenannten Barnum-Effekt.
Phineas Taylor Barnum war ein US-amerikanischer Schausteller, Zirkuspionier und Politiker des 19. Jahrhunderts. Er leitete unter anderem "The Greatest Show on Earth", einen riesigen Wanderzirkus mit heutzutage politisch höchst unkorrekten Attraktionen, sein Leben wurde als Musical unter dem Namen "The Greatest Showman" mit Hugh Jackman verfilmt.
Was Mr. Barnum mit Horoskopen zu tun hat, abgesehen von der Tatsache, dass in seinen Shows natürlich auch Wahrsagerinnen in jeder erdentklichen Erscheinungsform präsentiert wurden?
Bekannt wurde er ursprünglich mit dem "Barnum's American Museum". Einer Kuriositätenschau, die für "jeden Geschmack" etwas bereithalten sollte. Und offensichtlich auch tat, bis zu 15.000 Besucher täglich zählte sein "Museum" in den 1840er-Jahren - und machte ihn stinkreich.
Genau dieses "für jeden Geschmack" veranlasste wiederum den Psychologen Bertram R. Forrer in den 1940er-Jahren zu einem Experiment: Er ließ seine Studenten einen Persönlichkeitstest durchführen. Nachdem er ihn - angeblich - ausgewertet hatte, bekamen die Studenten einen entsprechenden Text, der sie beschrieb. Dann sollten sie auf einer Skala von 0 (mangelhaft) bis 5 (perfekt) bewerten, wie sehr das erstellte Persönlichkeitsbild auf sie zutraf. Das Ergebnis war mit 4,26 sensationell gut. Das einzige Problem: Jeder seiner Studenten hatte den selben Text erhalten - in dem eben auch "für jeden Geschmack" etwas dabei war.
„Sie sind auf die Zuneigung und Bewunderung anderer angewiesen, neigen aber dennoch zu Selbstkritik. Beträchtliche Fähigkeiten lassen Sie brachliegen, statt sie zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Äußerlich diszipliniert und selbstbeherrscht, neigen Sie dazu, sich innerlich ängstlich und unsicher zu fühlen“, stand zum Beispiel in Forrers ursprünglichem Text. Kommt uns da etwas bekannt vor? Doch irgendwie...
Und genau so, schloss der Wissenschaftler, funktionieren alle diese Texte, die uns auf mehr oder minder magische Weise etwas über uns oder unsere Zukunft sagen wollen. Grundängste, die viele Menschen teilen, werden angesprochen, und von jedem Leser als individuelle Besonderheit wahrgenommen. Persönliche Wünsche nach Sicherheit, Erfolg oder Glück werden als solche, also ureigene, erkannt - aber doch von den meisten Menschen gehegt. Heldenhafte Charakterzüge dienen als attraktive Selbstbeschreibung - nur zu gerne, beziehen wir sie auf uns persönlich. Dazu kommen Aussagen, die eine Brücke zwischen zwei Extremen spannen: "Sie handeln gern entschlossen, sind aber auch häufig unsicher, wie Sie sich verhalten sollen.“ No na. Irgendwann so, dann wieder so - kennt wirklich jeder.
Das schöne an diese Barnum-Effekt - und das sollten wir uns tatsächlich immer wieder bewusst machen: Gerade das, was wir als unsere persönlichen Ängste, Wünsche, Hoffnungen, Vorzüge und Schwächen betrachten, haben wir mit vielen Menschen gemeinsam. Das sollte uns doch irgendwie verbinden... In diesem Sinne: Auf den Barnum in uns allen!
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