Hollywood-Schriftzug

Der Hollywood-Schriftzug ist 100: Die Geschichte einer Ikone

Das Hollywood-Sign wurde als Werbegag aufgestellt, aber schnell zum Wahrzeichen von Los Angeles. Nicht immer glänzten die Buchstaben so weiß wie heute.

Was wäre Los Angeles ohne seinen Hollywood-Schriftzug? Eine den Verkehrsfluss der achtspurigen Autobahnen störende endlose Aneinanderreihung von Bungalows, die durch ein paar Wolkenkratzer durchbrochen ist? Womöglich. Erst der Schriftzug macht Los Angeles zu Los Angeles. Viel mehr, als die Freiheitsstatue New York zu New York macht oder der Eiffelturm Paris zu Paris. Das ikonische Zeichen auf dem Mount Lee, das so etwas wie ein Zentrum in einer Stadt ohne Zentrum bildet, wurde kürzlich – am 13. Juli – hundert Jahre alt.

Und wie der Eiffelturm war das prägende Zeichen in den Hollywood Hills eigentlich nur als zeitlich begrenzte Angelegenheit gedacht. Die mit Glühbirnen bestückten Buchstaben sollten 18 Monate lang das Immobilienprojekt "Hollywoodland“ bewerben. Heute vermittelt es mitunter Glamour und steht für die Traumfabrik, für ein angenehmes Leben unter der kalifornischen Sonne. Doch bis es soweit kommen konnte, änderte sich der Name, Verfallsprozesse mussten überwunden, Rufe nach dem Abriss abgewendet und ganz viel neue Farbe verwendet werden.

Hollywoodland

Anfang der 1920er blühte die Filmindustrie in L.A. Mit ihr feierte die Dekadenz fröhliche Urständ. Doch der Spaß war bald vorbei – Schauspieler Roscoe "Fatty“ Arbuckle soll 1921 eine junge Frau während eines Alkoholexzesses ermordet haben. Stummfilmdirektor William Desmond Taylor wurde 1922 erschossen. Berichte über Missbrauch von Frauen durch Männer aus der Branche wurden immer mehr und immer lauter. Zur selben Zeit entwickelten Immobilienmakler neue Projekte in den Hügeln – weg von Kriminalität, Verkommenheit und Smog einer wachsenden Stadt, hin zur klaren Luft und schönen Aussicht.

"Es war auch ein Ort, an dem Weiße von den Schwarzen der Innenstadt wegziehen konnten“, sagte Leo Braudy, Autor des Buchs "The Hollywood Sign: Fantasy and Reality of an American Icon“ einmal Vanity Fair. Auch wenn eine derart rassistische Intention nicht explizit erwähnt wurde, Werbungen zeigten lediglich weiße Mittelstandsfamilien. Der Name: Hollywoodland.

Der Schriftzug „Hollywoodland“ (o.) sollte ab 1923  eigentlich ein Immobilienprojekt bewerben. In der Nacht leuchteten Glühbirnen. 1949 kam das -LAND weg. 

©Photo Courtesy of the Hollywood Sign Trust and HollywoodPhotographs.com. All Rights Reserved.

Der 26-jährige Werber John D. Roche wollte für eine Broschüre einen Blickfang und skizzierte einen Schriftzug auf einen Hügel. Einer der Entwickler, Harry Chandler, der auch Herausgeber der Los Angeles Times war, erkannte: Das ist eine regelrechte Marke! Er wollte das Zeichen groß und strahlend – so, dass man es noch drei Kilometer entfernt vom Wilshire Boulevard sehen konnte. Dazu brauchte es auch Glühbirnen. Zum ersten Mal leuchtete die groß angelegte Werbung ein halbes Jahr nach dem Aufstellen, im Dezember 1923. Eigentlich sollte der Schriftzug nach eineinhalb Jahren abgebaut werden – aber das Provisorium blieb dann doch als Landmark, wie man heute gerne sagt, erhalten.

Berüchtigt wurde das Zeichen 1932, als sich Peg Entwistle, ein junger, aufstrebende Star, von den Buchstaben stürzte. Ihr Suizid wurde zum Symbol der Gefahr der Branche. Dazu brach bei der Großen Depression die Wirtschaft ein – mit ihr auch das Interesse an der Wohngegend. Die angebotenen Grundstücke waren verkauft, die Entwicklung stockte. Der frühere Glanz verblasste – auch weil sich die Erhaltung nicht mehr rechnete. "Reisende sehen Werbungen für eine Stadt, die es so nicht gibt“, notierte der britische Autor Christopher Isherwood laut Guardian 1939.

Eingerostet wie die Traumfabrik

Die Stadt übernahm ab 1940 die Verantwortung für Gerüst und Buchstaben. Aber eher halbherzig. 1944 titelte die Los Angeles Times: "Ein Sturm machte aus Hollywoodland einen Cockneydialekt.“ OLLYWOODLAND stand da nur mehr. 1949 erklärte sich die Hollywood-Handelskammer für eine Restaurierung bereit, das -land kam aber weg. Der Verfall fing von vorne an. Passend zum Zustand der Filmindustrie. Auch die war eingerostet und musste durch Filme wie "Die Reifeprüfung“ oder "Easy Rider“ wieder aufpoliert werden.

Das verfallene Hollwood-Zeichen wurde in den 1970ern abgetragen und wieder neu aufgebaut.

©Photo Courtesy of the Hollywood Sign Trust and HollywoodPhotographs.com. All RightsReserved

Playboy-Gründer Hugh Hefner startete in den 1970ern eine Kampagne, um die Buchstaben zu retten. Sie wurden symbolisch versteigert – Alice Cooper schnappte sich etwa das O. Hefner, den man heute wegen seines Umgangs mit Frauen kritisch sieht, damals war er der Mann der Stunde. Das 140 Meter lange und fast 14 Meter hohe Werk wurde neu aufgebaut und erstrahlte wieder in prächtigem Weiß. 2010 spendete er noch einmal viel Geld, damit der Bau von Luxusvillen hinter den Buchstaben verhindert werden konnte.

Hugh Hefner, Gründer des Playboy, startete in den 1970ern eine Rettungskampagne für das in die Jahre gekommene Wahrzeichen. Es wurde renoviert und wieder neu aufgebaut.

©Photo Courtesy of the Hollywood Sign Trust and HollywoodPhotographs.com. All RightsReserved

Seither kann dem Zeichen wenig etwas anhaben, Renovierungen werden umgehend erledigt, dazu ist nicht erlaubt, sich dem Schriftzug zu nähern oder ihn anzufassen. In der Vergangenheit haben dennoch ein paar Scherzkekse Schabernack damit getrieben. Aus Hollywood wurde Hollyweed. Einmal 1976 und dann 2017 wieder. Vor sechs Jahren stimmte das Wahlvolk bei einem Referendum für die Legalisierung von Cannabis. 1987 deckten Spaßvögel ein L ab, passend zum Besuch des Papstes prangte Holywood über L.A. Wenn es sonst nichts ist.

Ein Tornado zerstört im Katastrophenfilm „The Day After Tomorrow“ von Roland Emmerich den Hollywood-Schriftzug. Es ist nicht der einzige Film, in dem  Schlimmes passiert.

©imago images/Everett Collection/20thCentFox/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de

Nur die Filmfabrik Hollywood selbst lässt es bei Katastrophenfilmen wie "The Day After Tomorrow“ immer wieder zerstören.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

Kommentare