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Franz Ferdinand in Wien: Nicht heiß genug für nackte Oberkörper

Die schottische Rockband trotzte bei ihrem Konzert in der Wiener Arena mit allen Hits und hohem Tempo der Open-Air-feindlichen Kälte.

 „Wir werden so viel springen, dass uns so heiß wird, dass wir uns am Ende bis zur Hüfte nackt ausziehen!“ Mit diesem Vorsatz begegnete Sänger Alex Kapranos zu Beginn des Konzerts der schottischen Rockband Franz Ferdinand in der Wiener Open-Air-Arena den eisigen Temperaturen.

Soweit kam es an diesem Mittwochabend natürlich nicht. Nur er selbst – zusätzlich gewärmt von den Scheinwerfern der Bühne - zog sich in der Halbzeit das Glitzersakko aus. Im Publikum behielt man die Wintermäntel lieber an, lüftete mittendrin nur Hauben und Schals.

©David Edwards

Was nicht heißt, dass man das rasante Hitfeuerwerk, das Franz Ferdinand auf die Bretter legten, nicht genoss. Denn mit Songs eines neuen Albums, die es vorzustellen und zu bewerben gilt, musste sich das Quintett nicht aufhalten. Soeben hat es die Best-Of-Sammlung „Hits To The Head“ auf den Markt gebracht, die alle Klassiker vereint, die Franz Ferdinand zu Beginn der Nuller-Jahre als Tanzband für studentische Rock-Fans weltweit bekannt gemacht hat.

©Soren Solkaer Starbird

Die feuern Kapranos und seine Freunde in der Arena mit viel Druck und hohem Tempo einen nach dem anderen ins Publikum - „The Dark Of The Matinee“, „No You Girls“ und den größte ihrer Hits, „Do You Want To“, schon im ersten Drittel der Show.

Zwischendurch gibt es Songs von späteren Alben, mit denen Franz Ferdinand versucht haben, neue Wege zu gehen - etwa mit dem elektronischeren „Always Ascending“ oder dem komplex aufgebauten „Ulysses“.

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©EPA / Domenech Castello

Viel Abwechslung bringt das aber nicht in das Set. Auch nicht eine Percussion-Drum-Session, die die neue Schlagzeugerin Audrey Takt ins Rampenlicht rückt, oder gelegentliche Gitarrensoli. Das vorwärts drängende Grundtempo, die im Vergleich zu den Platten härtere Darbietung und die an Funk angelehnte rhythmische Basis bleiben durchgehend gleich. Außerdem klingt die Band speziell zu Beginn und immer wieder auch mitten drinnen in Sound und Zusammenspiel chaotisch.

Nur bei den Hits und Hymnen wie „Michael“ und „Take Me Out“  hört man Franz Ferdinand  in der Arena so kompakt und gut eingespielt, wie man sie kennt. „This Fire“ zum Finale gehört zu diesen Hymnen. Es ist der furiose Abschluss eines durchaus unterhaltsamen Konzertes, dem aber mehr Abwechslung und ein paar Balladen zwischendurch gut getan hätten.

Brigitte Schokarth

Über Brigitte Schokarth

Brigitte Schokarth kennt die Rock/Pop/Indie-Welt in allen Aspekten, pendelt für Konzerte zwischen Flex und Stadthalle, für Interviews zwischen Berlin, London und New York. Sie spricht genauso gern mit Robbie Williams und Pink wie mit Amanda Palmer und James Blake und spürt in den Clubs der Musikmetropolen Trends und Newcomer auf.

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