Filmkritik zu "Cittadini del Mondo": Vom Neuanfang träumen wird man ja noch dürfen
Gianni di Gregorio lässt in seiner Komödie drei Rentner amüsant an ihren Auswanderervisionen scheitern
Sie sind Lebenskünstler, die in ihrem Arbeiterviertel in Rom ein ruhiges, bescheidenes Leben führen. Treffen sich jeden Tag auf Caffè und Aperitivo und Birra in der Bar, essen gemeinsam Pizza und Pasta, unternehmen gelegentliche Ausflüge ans Meer. Der Professore und sein Kumpel Giorgetto könnten im Film "Cittadini del Mondo – In der Ferne liegt das Glück" eigentlich zufrieden sein mit ihrem beschaulichen Alltag.
Sind sie aber nicht. Schließlich sind sie erst 70 und haben noch Träume.
Etwa den Traum vom Auswandern. Vom Neustart in einem Land, in dem das Leben deutlich günstiger ist als in Italien und das Klima ebenso angenehm. Wo ihnen kein Fremdenhass entgegenschlägt und die Frauen eine ebensolche bella figura wie in Italien machen. Mit Attilio, dem einstigen Weltenbummler, der nun außerhalb Roms lebt, beratschlagen die beiden, wohin sie gehen könnten. Von Bulgarien (billig, aber naja) über Kuba (tolle Frauen, aber aus der Welt) und Bali (zu schwül, so eine fremde Kultur) bis zu den Azoren (uff, Portugiesisch lernen) reichen die Vorschläge.
Der anfängliche Elan, mit dem der Traum vom Auswandern unterfüttert ist, verliert angesichts bürokratischer und sprachlicher Hürden rasch an Schwung. Schließlich erkennen die Möchtegern-Abenteurer, dass es besser für sie ist, es beim Träumen von der großen weiten Welt zu belassen.
Zärtlich
Ganz zärtlich zeichnet Gianni di Gregorio seine drei Möchtegernhelden, die so viel wollen und es doch nicht mehr können. Er selbst spielt den Professore, einen ehemligen Gymnasiallehrer für Latein. Attilio, der viel in der Welt herumgekommen ist und etwa in Argentinien gelebt hat, findet in Ennio Fantastachini seine ideale Verkörperung. Dieser konnte seine Träume übrigens nicht mehr lange ausleben: Fantastachini starb nach Abschluss der Dreharbeiten im Alter von 63 Jahren.
Fast verschämt gestehen die drei Männer sich und ihren Familien am Ende ein, dass sie doch viel mehr an ihrem so banalen Alltagsleben in der vertrauten Umgebung hängen, als sie das zugeben wollten. Am Ende gelangen alle zur Erkenntnis: Auch wenn es viel zu kritisieren gibt, das Leben in Italien ist schön. Und Träumen kostet ja zum Glück nichts.
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