"Fast gespenstisch": Computer komponiert Beethovens Zehnte fertig

„Beethoven X – The AI Project“ am Samstag um 20.15 Uhr auf WDR.

Was wäre gewesen, wenn . . . Ludwig van Beethoven (völlig ertaubt) nicht im Jahr 1827 gestorben wäre? Wenn Beethoven nach seiner so gigantischen neunten Symphonie noch eine zehnte komponieren hätte können? Und wie hätte diese zehnte Symphonie wohl geklungen?

Mit all diesen Fragen und mit vielen anderen beschäftigt sich der Film „Beethoven X – The AI Project“, der am Samstag als Free TV–Premiere (20.15 Uhr) auf WDR zu sehen ist.

Klassik und Formel 1

Federführend war dabei der österreichische Fernsehproduzent, Autor, Regisseur und Filmkomponist Hannes M. Schalle, der etwa durch die vierteilige Mini-Serie „In Search Of Beethoven“ oder die neunteilige Reihe „Classics Cuts“ bekannt wurde. Der aber auch für die Salzburger Festspiele hunderte Stunden Klassik aufzeichnete, zu dessen Passionen jedoch auch die Formel 1 („33 Days – Born To Be Wild“ über Niki Lauda und dessen fast tödlichen Unfall am Nürburgring samt Comeback) oder Dokus über Musiker wie DJ Ötzi gehören.

Der Ausgangspunkt von „Beethoven X – The AI Project“ waren genau 40 Skizzen zu einer zehnten Symphonie, die Beethoven nach seinem Tod hinterließ. International renommierte Musikwissenschafter und Experten im Bereich der künstlichen Intelligenz versuchten, aus diesem Material eine „neue“ Zehnte zu erschaffen. Schalle hat sie dabei begleitet, lässt in seiner Spieldoku Künstler wie Billy Joel, Cameron Carpenter oder Mitglieder der Wiener Philharmoniker zu Wort kommen; in den Spielszenen sind u. a. Michael Menzel als Beethoven, Sebastian Koch als Erzähler oder Cornelius Obonya, der Franz Grillparzers Grabrede hält, zu sehen.

Laienhafter Genießer

„Beethoven hat mich immer begleitet“, sagt Schalle im KURIER-Gespräch. „Seit ich damals ,In Search Of Beethoven’ mit den Wiener Philharmonikern und Dirigent Sir Georg Solti machen durfte, hat er mich auch in meiner Funktion als Komponist nicht mehr losgelassen. Und mich hat dieses Projekt einfach fasziniert. Als laienhafter Genießer habe ich mir immer die Frage gestellt, wie kann ein Computer herausfinden, was im Kopf eines Genies vorgeht? Ich finde, das Ergebnis ist beachtlich. Denn der gesamte Prozess war wie ein Puzzlespiel mit unbekannten Teilen.“

Drei Jahre Arbeit, vier Länder, 32 Orte, 194 Mitwirkende – das sind die Eckdaten dieser Produktion, für die laut Schalle „die künstliche Intelligenz ihr Bestes gegeben hat“. Denn: „Es war fast gespenstisch, wie die Technik alle Themen und alle Ohrwürmer Beethovens erkannt und konsequent weiter geführt hat.“ Wie diese Zehnte klingt? Auch das lässt sich nun nachhören.

Schalle selbst ist bereits bei einem anderen Thema. „The Sound of Music revisited“ nennt sich dieses und wandelt auf den Spuren des Musicals von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein. Mit dabei sind u. a.: Lady Gaga, Barbra Streisand oder der Musiker und Oscarpreisträger Jamie Foxx.

Peter Jarolin

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