Kevin - Allein zu Haus

Der Brüller: Spannende Fakten zu "Kevin - Allein zu Haus"

Er ist der Weihnachtsfilm-Klassiker. Dabei ist der Film kein friedliches Vergnügen. Manche sehen in ihm einen Horrorstreifen.

Hier hallen nicht nur Kinderstimmen in der Kinder-Weihnachtsmesse, die der Protagonist vor dem ereignisreichen Abend besucht. In „Kevin – Allein zu Haus“ hören die „feuchten Banditen“ Harry und Marv auch die Engel im Himmel singen. Die beiden müssten viel mehr schreien als das nervige Kind mit dem Engelsgesicht.

Der von seiner Familie vergessene Bub zündet die Einbrecher beim Verteidigen des Hauses an, er knallt ihnen das Geschoss eines Luftgewehrs in die Genitalien oder lässt sie rückwärts über vereiste Stufen stürzen. Der Holzhammer-Humor kann schon lustig sein. Aber eben auch wahnsinnig brutal.

Die Online-Plattform Screen Junkies ließ einmal einen Doktor die Szenen analysieren. Er musste bewerten, wie schwer die Verletzungen an den beiden Kriminellen wirklich wären. Zusammengefasst: ziemlich schwer. Einige würden in Wirklichkeit gar tödlich enden. Aber die Männer wollen sich nicht geschlagen geben, selbst dann nicht, wenn ihnen schwere Farbdosen ins Gesicht fliegen oder Marvs Kopf Feuer fängt.

Die Szene mit dem alten Mann

Auch das Magazin The Week ließ einen Arzt fernsehen. Sein Fazit: Alles sehr ernst – bis auf das Ende. Nachdem sie die Torturen überlebt haben, „kommt plötzlich ein schwacher älterer Mann und schlägt sie mit einer leichten Alu-Schaufel. Und dann kollabieren sie. Der Film war glaubwürdiger, als ich acht war“.

Nachbar Marley schlägt die Banditen mit einer Schneeschaukel k. o.

©Twentieth Century Fox

Bei all der unsanften Behandlung wundert es nicht, dass manche in „Kevin – Allein zu Haus“ eigentlich einen Horrorfilm sehen. Autor Rhett Jones entdeckte einmal Parallelen zwischen Kevin McCallister und Killern wie Michael Myers aus Halloween. Er meinte, dass „Kevin – Allein zu Haus den Slasherfilm für ein kindliches Publikum begründet habe. Das Kind verhalte sich wie ein Mörder. Und wie im blutigen Horrorstreifen würden „die Zuschauer dazu gebracht, den bösen Protagonisten anzufeuern“. Aus dem Verfolgten werde ein Verfolger. „Er ist ein Opfer und ein Bösewicht.“ Nicht umsonst kursiert im Internet das Gerücht, aus Kevin sei später der kranke Mörder Jigsaw aus „Saw“ geworden. Auch der baut seinen Opfern gefinkelte Fallen. „Saw“-Regisseur James Wan dementierte das. Allerdings fühlte er sich geschmeichelt, wie er der „Huffington Post“ einmal sagte. 

Ernsthafte Verbrennungen

Die Brutalität ging auch an den Schauspielern nicht ohne Spuren vorbei. John Pesci, der den Gangster Harry mimte, sagte kürzlich der Zeitschrift People: „Zusätzlich zu den erwarteten Beulen, Prellungen und allgemeinen Schmerzen, die man mit dieser besonderen Art von körperlichem Humor in Verbindung bringt, habe ich mir während der Szene, in der Harrys Hut in Brand gesteckt wird, ernsthafte Verbrennungen am Kopf zugezogen.“ Unerwähnt ließ er, dass er Macaulay Culkin im Eifer des Gefechts in den Finger gebissen hatte. Der heute 42-Jährige trägt immer noch eine Narbe.

Gauner Harry zieht sich schwere Verbrennungen zu - der Schauspieler Joe Pesci auch.

©Mary Evans / picturedesk.com/Mary Evans/picturedesk.com

Spuren hat der Film aus dem Jahr 1991 auch in der Landschaft der Vornamen – besonders in Deutschland – hinterlassen. Dort hatte bereits einige Zeit vor dem Kinostart die Zahl der neugeborenen Kevins zugenommen, 1991 jedoch wurde er bei den Nachbarn zum beliebtesten Vornamen des Landes. Rund 20 Jahre später wurde die Aussage eines Lehrers zum geflügelten Satz: „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.“ Eine Studie der Universität Oldenburg hatte gezeigt, dass Lehrende den Trägern des Namen ein bildungsfernes Milieu und Verhaltensauffälligkeit zuschreiben. Zumindest letzteres ließ sich im Film nicht leugnen.

Und diese spannenden Fakten gibt es noch:

Elvis lebt: Kevins verzweifelte Mutter versucht am Flughafenschalter einen Flug nach Chicago zu bekommen. Dabei wird sie vom „Polka-König“ Gus Polinski angesprochen. Dahinter steht ein Mann mit Vollbart, der laut Verschwörungstheorie Elvis Presley sein soll.  Was noch darauf hindeuten soll, dass der King lebt: Kevin formiert seine Haare vor dem Spiegel zu einer Tolle. Dazu drehte Regisseur Chris Columbus zuvor mit „Heartbreak Hotel“ einen Film über Elvis.
 

Kevin – Allein zu Haus

©Twentieth Century Fox

Künstlicher Schnee: Obwohl im Film  viel Schnee liegt und fällt, drehte das Team nur mit künstlichem Schnee. Flocken waren etwa aus zerstampften Erdäpfeln. Erst am Valentinstag schneite es wirklich: hier wurde die Szene gedreht, in der Kevins Mutter nach Hause zurückkehrt.

Die liebe Verwandtschaft: Kevin will nicht neben seinem Cousin Fuller im Bett schlafen, weil der sich einnässt. Im wirklichen Leben ist der Cousin Macaulay Culkins jüngerer Bruder Kieran. Dieser wiederum ist heute vor allem für seine Rolle als verkommener Medientycoon-Sohn in der Erfolgsserie „Succession“ bekannt.

Erfundener Gangsterfilm: Kevin verjagt einen Pizzaboten und zuerst auch die Einbrecher mit dem  Schwarz-Weiß-Streifen „Engel mit schmutzigen Seelen“. Ein Gangster durchlöchert  seinen Kontrahenten „Schlange“ mit Blei und sagt:  „Den Rest kannst du behalten, du Dreckschwein!“ Den Film hat es nie gegeben. Er wurde erst für die Komödie gedreht.

Die echte giftige Spinne: Die Tarantel, die Kevin dem Einbrecher Marv auf sein Gesicht legt, ist echt und ihr wurde auch nicht das Gift entzogen. Ganoven-Darsteller Daniel Stern gefiel das gar nicht. Seine Bedingung für die Szene: Das Tier dürfe nur einmal über seinen Kopf laufen. Es gab also nur eine Möglichkeit, um den Moment im Kasten zu haben.

Buzz’ Freundin ist ein Bub: Kevin durchwühlt die Sachen seines Bruders und findet ein Bild von dessen Freundin. Angewidert legt er es weg. Die Verantwortlichen wollten kein Mädchen als hässlich bezeichnen. Der Sohn des Art Directors ließ sich verkleiden und fotografieren. 

Keine Nackten im Playboy: Allein daheim durchblättert Kevin eine Ausgabe des Playboy. Die Seiten waren vorher abgeklebt worden, damit das Kind keine nackten Frauen zu sehen bekam. 

Kevin – Allein zu Haus

©Twentieth Century Fox

Erfolgreichste Komödie: Bei Produktionskosten von rund 18 Millionen Dollar spielte der Film rund 500 Millionen Dollar ein. Damit war  „Kevin – Allein zu Haus“ einige Jahre die erfolgreichste Komödie aller Zeiten.  „Hangover 2“ übernahm im Jahr 2011.

Von der Idee zum Drehbuch in neun Tagen: Der Drehbuchautor John Hughes brauchte nicht lange, um einen ersten Entwurf des Skripts vorzulegen. Neun Tage dauerte es laut seinem Sohn (der im Chicago Magazine darüber berichtete). Hughes schrieb es nach einem Familien-Trip nach Europa. Die größte Angst bei der Vorbereitung sei gewesen, dass er seinen zehnjährigen Sohn daheim vergesse. 

Schlafen in der Villa: Schlafen wie Kevin – die Online-Plattform Airbnb machte das im Vorjahr möglich. Wer schnell war, konnte eine Nacht im McCallister-Anwesen verbringen. Die Gäste durften Fallen aufstellen oder Mac-and-Cheese aus der Mikrowelle essen – wie schon der Bub im Film. Der Darsteller des Ungustl-Bruders Buzz, Devin Ratray, empfing die Gäste. In diesem Jahr gibt es das nicht. Egal, ganz original ist das nicht. Für die Dreharbeiten musste das Innere des Hauses in einer Halle nachgebaut werden, weil es für die Filmcrew zu klein war. 
 

Kevin – Allein zu Haus

©Everett Collection/picturedesk.com

Der alte Nachbar: Marley, jener alte Mann aus der Nachbarschaft, der Kevin vor den Banditen rettet, war ursprünglich gar nicht im Skript vorgesehen. Der Drehbuchautor John Hughes fügte den einsamen Mann, den Kevin für einen Serienkiller hält, erst auf Wunsch des Regisseurs später hinzu.  Columbus wollte, dass der Film auch berührend ist.  

Beißender Bandit: Joe Pesci spielte oft üble Typen – im „Kevin“-Universum den Einbrecher Harry Lyme (nach Harry Lime in „Der dritte Mann“). Für einen Mafioso in „Good Fellas“ erhielt er 1991  sogar den Oscar. Damit Kinderstar Macaulay Culkin im Film auch wirklich Angst vor ihm hatte, ging Pesci ihm während der Dreharbeiten aus dem Weg. Bei einer Szene biss Pesci Culkin dann in den Finger. Die Narbe hat dieser auch heute noch. Daraufhin soll der Kinderstar wütend zu Pesci gesagt haben: „Mich interessiert nicht, wie viele Oscars du hast oder so – man beißt keinen Neunjährigen! Was zur Hölle stimmt mit dir nicht?“ Eigentlich sollte nach Wunsch der Verantwortlichen Robert De Niro den Dieb Harry spielen, doch der lehnte ab.

Harry Potter: Regisseur Chris Columbus drehte nach „Kevin – Allein zu Haus“ noch andere erfolgreiche Kinderfilme. Er war für „Mrs. Doubtfire“ 
verantwortlich sowie für die ersten beiden Teile der „Harry Potter“-Verfilmungen. 

Kevin – Allein zu Haus

©Twentieth Century Fox

Die Schlüsselszene: Darauf achten die wenigsten: Zu Beginn des Films landet Kevins Flugticket im Müll. Mr. McCallister räumt die umgekippten Getränke vom Pizzaessen weg und schmeißt dabei auch versehentlich das Papier weg. Daher fällt später auch niemandem der Verwandten auf, dass Kevins Ticket fehlt.  

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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