Jagd auf Männerbündnisse: Nicholas Ofczarek ermittelt wieder
Die preisgekrönte Serie "Der Pass" (Sky) geht am Freitag in die zweite Staffel. Es ist ein Wiedersehen mit alten Bekannten, eine erneut mystisch angehauchte und fesselnde Serienmörderjagd. Waidmannsdank!
Jene, die die erste Staffel der großartigen wie nervenaufreibenden Serie „Der Pass“ (Sky) noch nicht gesehen haben, sollten diesen Absatz bis zum Zwischentitel „Kopfsache“ überspringen. Alle anderen können weiterlesen, denn du weißt ja, wie das blutige Psychospielchen des Serienkillers Gregor Ansbach ausgegangen ist – nämlich mit einem Attentat auf Kommissar Gedeon Winter.
Drei Schüsse. Und aus war die erste Staffel der deutsch-österreichischen Zusammenarbeit, die auch mehrfach ausgezeichnet wurde – unter anderem auch mit einer ROMY.
Kopfsache
Ab Freitag werden in der Grenzregion zwischen Bayern und Salzburg weitere Blutspuren in den Schnee gezogen. Die beiden Serienschöpfer Cyrill Boss und Philipp Stennert knüpfen in den acht neuen Episoden von „Der Pass“ dort an, wo sie ihre Protagonisten verlassen haben: Ellie Stocker (Julia Jentsch) von der Kripo Traunstein ist sichtlich gezeichnet von den Geschehnissen in Staffel 1. Zwar ist sie weiter im Dienst, doch holen sie die dramatischen Bilder von damals immer wieder ein. Auch ihre junge und äußerst engagierte Kollegin Yela Antic (Franziska von Harsdorf) bleibt das bei einem gemeinsamen Einsatz nicht verborgen. Letztlich bleibt Stocker keine Wahl: Sie wird beurlaubt. An ihre Stelle rückt Antic, die gleich mit einem Mordfall konfrontiert wird.
Nicht viel besser geht es Stockers ehemaligen Kollegen, Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek): Der herrlich kaputte Kommissar mit Verbindungen zur Unterwelt hat wie durch ein Wunder überlebt und kämpft sich mehr schlecht als recht zurück ins Leben. Albträume suchen ihn im Krankenbett heim. Eine Kugel steckt immer noch in seinem Kopf und verhindert seine Rückkehr in den Polizeidienst. Dennoch wird Antic auf Winter aufmerksam, als sich bei einem Frauenmord immer mehr Fragen auftun. Winter lässt sich dann nicht lange bitten und begleitet sie – auf Krücken gestützt – bei ihren Ermittlungen.
Blutsbrüder
„Für mich war es erfreulich, dass die neue Staffel nicht bei Null anfängt, sondern dass da ganz viel von der ersten Staffel nachschwingt. Also es geht auch viel darum, was die Geschichte, die Erlebnisse aus der ersten Staffel mit den beiden Ermittlern gemacht hat. Diese Weiterentwicklung der Figuren war für mich sehr wichtig“, sagt Julia Jentsch im KURIER-Interview.
War in Staffel 1 der Krampus-Mythos das übergeordnete Motiv, sind es diesmal die Jagd und Männerbündnisse. Das Böse wird diesmal von einem ungleichen Brüderpaar verkörpert: den Gössens. Vor allem mit dem Jüngeren, dem Xandi (Dominic Marcus Singer), scheint etwas nicht zu stimmen. Denn bei der Jagd erlöst er das von ihm angeschossene Wild nicht sofort von seinem Leid, sondern schneidet noch genüsslich mit dem Jagdmesser an der Hirschkuh herum, bohrt mit seinen Finger in der Schusswunde, und riecht am waidwunden Tier, so, also wolle er den Schmerz, das Leid inhalieren. Als danach das erste Mordopfer, ein 18-jähriges Mädchen verstümmelt im Wald gefunden wird, weiß das Publikum schnell, wer der Täter ist.
Bruch
Es geht um Rituale und Mystik, um Märchen und Sagen – und um Jagd-Traditionen, mit denen der Täter scheinbar vertraut ist: Die mit zahlreichen Schnitten verstümmelten Frauenkörper werden wie ein erlegtes Wild drapiert: Der Leichnam wird auf die die rechte, die „gute“ Seite gedreht, weil aufgrund dieser Position keine Erddämonen eindringen können. Und zur Krönung: Der letzte Bissen – eine Form der Respektbezeugung.
Mit diesem Jägerlatein konnte die Schauspielerin Julia Jentsch dann zwar wenig anfangen, aber sie liebe es, „in der Natur zu arbeiten, draußen zu drehen. Ich empfinde es als ein Geschenk“, sagt die 43-Jährige. Gedreht wurde wieder bei Schnee, Eis und Minusgraden. „Gefroren habe ich aber selten, denn man bereitet sich auf solche Dreharbeiten ja auch vor und zieht einfach eine Schicht mehr an. Es ist wirklich toll, wenn man einen Schneesturm vielleicht wirklich draußen spielen kann und nicht im Studio nachstellen muss, was inzwischen auch viel gemacht wird. Es ist etwas anderes, wenn man das Raue der Natur so direkt spürt.“
Der Natur wird in den Bildern wieder sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es geht dabei immer auch um die Rolle des Menschen in dieser mächtigen Umgebung. Stilistisch ist „Der Pass“ ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Die Bilder (Kamera: Philip Peschlow) sind erneut beeindruckend gelungen, wenn die verschneiten Hänge und Wälder zwischen Untersberg und Watzmann in unterkühltes Licht getaucht werden. Die von Jacob Shea komponierte, von Hans Zimmer produzierte Musik türmt sich auf, ist beklemmend und bedrohlich. Das geht sehr nahe – unter die Haut.
Ob es eine Fortsetzung, also eine dritte Staffel von „Der Pass“ geben wird, hat der Sender Sky noch nicht bekannt gegeben. „Grundsätzlich würde es mich schon reizen, diese Geschichte weiterzuerzählen“, sagt Julia Jentsch. „Denn man fragt sich am Ende der zweiten Staffel ja, wie das nun für die beiden Ermittler weitergehen könnte.“
Der Pass – 2. Staffel
Der „Krampuskiller“ aus der ersten Staffel hat die deutsche Kriminalbeamtin Ellie Stocker (Julia Jentsch) traumatisiert. Ihr österreichischer Kollege Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) muss sich sogar aus dem Koma zurück ins Diesseits kämpfen. Doch neue, bizarre Verbrechen im Grenzgebiet zwischen Österreich und Deutschland lassen beiden kaum Zeit für Erholung. In weiteren Rollen: Dominic Marcus Singer, Franziska von Harsdorf, Christoph Luser, Erol Nowak und Andreas Lust. Drehbuch und Regie: Cyrill Boss und Philipp Stennert. Ab Freitag (21. 1.) auf dem Streamingdienst Sky X sowie über Sky Q verfügbar. Dort ebenfalls abrufbar: Die erste Staffel von "Der Pass".
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