Von Oldtimer bis Sportwagen: Die "33" in der Automobilgeschichte

Die Doppeldreier kommen! Eine Motorenparade vom französischen Typ 33 bis zum britischen T.33.

Es wäre zu schön gewesen. Gesucht wurde ein Gefährt mit einer Leistung von 33 PS, einer Höchstgeschwindigkeit von 33 km/h und einem Verbrauch von 33 Litern auf 100 Kilometern. Eckdaten also, die eher auf einen Traktor als einen Traumwagen hindeuten.

Wir feiern!

Die KURIER freizeit feiert ihren 33. Geburtstag. Zum Jubiläum haben wir uns Autos mit der "33" im Modellnamen angesehen.

Aber alle Motorexperten und einschlägigen Datenbanken kannten nur eine Antwort. Gibt es nicht. Gab es nie. Und wird es vermutlich nie geben. Schade eigentlich. Zumindest für die 33er-Ausgabe der FREIZEIT wäre das der perfekte Bolide.

Macht nichts, die Zahl 33 hat auch so spektakuläre Spuren in der Automobilgeschichte hinterlassen, und zwar quer durch die unterschiedlichen Modellpaletten. Entweder als schlichter Eintrag in den Typenschein oder als mythologische Beschwörung einer erfolgreichen, sportiven Vergangenheit.

Sie brauchen nur einmal in einem Tankstellenbuffet an einer Autostrada die Zauberwörter „Trenta Tre“ fallen lassen und Sie können live mitverfolgen, wie sich die Mundwinkel der älteren anwesenden Signori nach oben bewegen.

Alfa Romeo 33 (1983-1994)

©Stellantis

Der kantig gezeichnete Alfa Romeo 33 gilt neben seinem Vorgänger Alfasud mit knapp einer Million verkauften Exemplaren als erfolgreichstes Modell des Turiner Automobilherstellers. Mit der Zahl 33 hat es jedoch keine motortechnische Bewandtnis: Das 80er-Jahre-Modell hat sie einfach von den erfolgreichen Rennwagen Alfa Romeo Tipo 33/2 und Alfa Romeo 33TT aus den 1960er- und 1970er-Jahren „geerbt“, um diesem Vertreter der Kompaktklasse zumindest den Anschein der Sportlichkeit zu verleihen.

Alfa Romeo Tipo 33/2 (1968)

©AFP via Getty Images/TOSHIFUMI KITAMURA/Getty Images

Bei einigen Versionen des Tipo 33 ist die Drei immerhin ein Hinweis auf den Hubraum. Dementsprechend waren die Dreiliter-Alfa echte Pistenräuber. Unter anderem pilotiert von Rolf Stommelen, dem deutschen Formel-1-Rennfahrer (1943-1983), konnten sie auf europäischen und nordamerikanischen Rennstrecken einige gute Platzierungen erzielen. 1971 wurden auf ihnen sogar drei Gesamtsiege eingefahren: Targa Florio, Brands Hatch und Watkins Glen.

Die Formel 33

Sportlichkeit, ein gutes Stichwort. Gordon Murray, unter anderem Konstrukteur des legendären Formel-1-„Staubsaugers“ Brabham BT46 sowie des McLaren F1, schickt sich an, der bewährten „Formel 33“ neues Leben einzuhauchen: mit einem Roadster namens T.33 (siehe Foto ganz oben).

Schön wäre, würde das große T im Namen schon einmal auf den Kaufpreis der flachen Flunder hinweisen, etwa „Tausend.33“. Weit gefehlt, der nur 1,1 Meter hohe Zweisitzer soll mindestens 1,6 Millionen Euro kosten! Weil Kleinserie, weil Sammlerstück und weil kostspielige Karbonfaser-Karosserie.

GMA T.33 oder Gordon Murray Automotive Type 33 (geplant für 2024). Der britische Roadster soll an das reduzierte Design vergangener Autoklassiker erinnern
 

©Mark Fagelson Photography

Was ist aber nun die Erklärung von Gordon Murray für den Namen seines Renners? „Mir gefällt einfach der Name, T.33, das hat doch was“, umschreibt der in Südafrika geborene Ingenieur und ehemalige Formel-1-Konstrukteur den auf Deutsch sehr uncharismatisch klingenden Modellnamen. Auf Englisch hingegen ist alles klar: „Tie thhör-ti thhrie“. Stimmt, das hat einen Drive. Besonders, wenn man erst das dazugehörige Fahrzeug erblickt. Schnörkellos, fast futuristisch. Erste Exemplare sollen ab 2024 an die Kunden ausgeliefert werden.

Back to the Roots

Schon beim allerersten Vertreter eines automobilen Doppeldreiers, einem Peugeot Typ 33, gibt es keinen direkten Hinweis auf eine motortechnische Zweckmäßigkeit dieser Bezeichnung. Anno 1889 hatte der findige Unternehmer Armand Peugeot nach Fahrrädern und einem Hochrad ein erstes Kraftfahrzeug herstellen lassen, ein dampfbetriebenes Dreirad.

Peugeot Typ 33 (1901-1902). Die Pferdekutsche war Vorbild für die Form der automobilen Karosserie   

©Archives Terre Blanche / Photononstop/Automobiles Peugeot/L’Aventure Peugeot

Ein Typ 2 war das erste Vehikel mit Verbrennungsmotor. Das in den Jahren 1901 und 1902 hergestellte Modell war demnach die dreiunddreißigste unter dieser französischen Marke hergestellte Version eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Insgesamt 84 Exemplare wurden davon im Werk Audincourt produziert.

Fast 33 l auf 100 km

Zehn Jahre später folgte bei den deutschen Nachbarn mit einem Benz ein weiterer Oldtimer mit der mythischen 33 in der Modellbezeichnung, ein Benz 33/75 PS. Die Limousine wurde in den Jahren von 1912 bis 1918 hergestellt. Mit einer Länge von 4,7 Metern wurde die Karosse dabei allen Ansprüchen der Oberklasse gerecht. Neben einer viersitzigen, offenen Phaeton-Version gab es auch eine mit einem offenen Chauffeurabteil.

Benz 33/75 PS (1912-1918).  Die Limousine schaffte es bis auf 98 km/h. Stolz auch der Verbrauch:  29 l auf 100 km
 

©Courtesy of Mercedes-Benz

Der unter der lang gestreckten Haube verbaute Vierzylinder-Reihenmotor mit 8.430 cm³ Hubraum kam auf eine Geschwindigkeit von bis zu 98 km/h. Für damalige Verhältnisse ein Traumwert. Der Verbrauch hingegen war schon damals ein Albtraum: 29 Liter, also fast 33 Liter, auf 100 Kilometer.

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

Kommentare