Brad Pitt

"Bullet Train": Blutige Verfilmung eines japanischen Bestsellers

Brad Pitt verfolgt Gangster im Höchstgeschwindigkeitszug. Magen und Zwerchfell werden dabei strapaziert.

Von Gabriele Flossmann

Zugtoiletten sind  grausliche Orte. Erst recht, wenn sie als Leichendepots dienen. Und wenn fünf Killer dieselbe Bahn nehmen, braucht es eben Stauraum für die Entsorgung der diversen Opfer.

Schon vor diesem Film galt die Devise: Wer sich auf eine Lese-Reise mit dem japanischen Autor Kotaro Isaka einlässt, muss mit dem ungleichen Killerpärchen Lemon und Tangerine rechnen, die gleich in mehreren Krimis ihr Unwesen treiben. Während Tangerine als literaturaffiner Schöngeist auftritt, der äußerst planvoll agiert, wirkt sein Partner Lemon eher wie ein Kleinkind – gefangen im Körper eines brutalen Killers.

Kunstblut

In der ersten Verfilmung eines dieser japanischen Krimi-Bestseller haben die Killer mit ebenso lästigen wie lässigen Gegnern zu rechnen. Hochkarätig besetzt mit Brad Pitt und Sandra Bullock. Der skurrile, aberwitzige, zwischen Slapstick und Brutalität wechselnde Schreibstil des Autors wirkt schon beim Lesen wie eine Film-Inszenierung. 

Auf der Kinoleinwand wirkt der Action-Thriller durch den Aufwand an Kunstblut   aber dann eher wie ein nach Hollywood-Art kommerzialisiertes Schütt-Bild des österreichischen Malers und Aktionskünstlers Hermann Nitsch. Auf jeden Fall stehen bei der Kino-Abfahrt von „Bullet Train“, einem Hochgeschwindigkeitszug quer durch Japan, die Weichen von Anfang an in Richtung einer – im Sinne des Wortes – „Mords-Gaudi“.

Brad Pitt
©Sony Pictures/Scott Garfield

Das Killer-Duo reist in der luxuriösen Business Class, ihr von Brad Pitt gespielter Verfolger ist in der Holzklasse unterwegs.  Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) und Lemon (Brian Tyree Henry) sollen den entführten Sohn des gefährlichsten Unterwelt-Königs von Tokio befreien und dem Vater zurückbringen. Gleichzeitig erhält Nanao, der selbst ernannte „unglücklichste Attentäter der Welt“, den Auftrag, den beiden Killern den Koffer mit dem Lösegeld abzunehmen und an der nächsten Station damit auszusteigen.
Aber auf dieser Reise im Hochgeschwindigkeitszug geht nichts nach Plan.

Die aus Killern und Opfern zusammengewürfelte Schicksals-Fahrgemeinschaft versucht, einander mit geballten Fäusten und durchgeknallten Dialogen ins Knockout zu befördern.  
Thriller-SpaßDer Thriller-Spaß, der hier zum Preis eines Kino-Tickets – inklusive Sitzplatzreservierung – zu haben ist, bleibt über weite Strecken unterhaltsam. Dazwischen hängt die  fast zu rasante Action aber auch durch. Abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen verlieren durch das Überangebot an Killer-Kunstfertigkeiten ihren „Reiz“, wofür das fulminante Finale des Films dann wieder  entlohnt.

Und Achtung, hier noch eine Durchsage an die Passagiere des „Bullet Trains“: Im Kino und beim Verlassen desselben auf Zwerchfell und Magennerven achten. Beides könnte nach Ansicht des Films überstrapaziert sein.

Kommentare