70 Jahre Vierschanzentournee: Rekorde, Legenden und ÖSV-Dominanz

Mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt die 70. Auflage der Vierschanzentournee. Ein Blick zurück auf die Höhepunkte und Bestmarken der Traditionsveranstaltung.

Die Vierschanzentournee feiert 70. Geburtstag. Grund genug, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Die Eckdaten einer Traditionsveranstaltung, die aus dem Wintersport nicht mehr wegzudenken ist.

0,1 Punkte ... 

... gaben 1965 den Ausschlag über den Sieg beim Neujahrsspringen. Eine Stunde wurde in Garmisch-Partenkirchen der deutsche Lokalmatador Heini Ihle fälschlicherweise als Gewinner gefeiert, ehe sich herausstellte, dass den Ergebnishütern beim Zusammenrechnen der Punkte ein Fehler  unterlaufen war. Am Ende wurde der Finne Erkki Puikka zum Sieger erklärt. Einen Zehntelpunkt vor Ihle.

3 Athleten ...

... schafften es, alle vier Springen bei einer Tournee zu gewinnen. Der historische Coup von Sven Hannawald (GER) jährt sich heuer zum 20. Mal, später gelang dieses Kunststück auch noch dem Polen Kamil Stoch (2017/’18) sowie dem Japaner Ryoyu Kobayashi (2018/’19).

4 Weltcupeinsätze ...

... konnte Thomas Diethart vorweisen, als er 2013 nach Oberstdorf anreiste. Acht Tage später reiste der niederösterreichische Nobody als zweifacher Weltcupsieger und umjubelter Tournee-Champion aus Bischofshofen ab. Der Erfolg des Flachlandadlers, wie der junge Mann aus dem Tullnerfeld von der Presse genannt wurde, gilt als größte Sensation in der langen Historie der Vierschanzentournee.

5 Gesamtsiege ...

... des Finnen Janne Ahonen sind bis heute unerreicht. 1998/’99 war der schweigsame Skandinavier das erste Mal erfolgreich, bei der Auflage 2007/’08 feierte Ahonen seinen fünften und letzten Tourneesieg.

FIS Nordic World Ski Championships 2017
©EPA / MARKKU OJALA

7 ÖSV-Erfolge ...

... in Serie gab es von 2009 bis 2015 – das ist der längste Erfolgslauf einer Nation bei der Tournee. Und was diese rot-weiß-rote Dominanz so besonders macht: Mit Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer, Thomas Diethart und Stefan Kraft gab es in dieser Ära gleich sechs unterschiedliche österreichische Gesamtsieger.

8 Skispringer ...

... feierten den Tournee-Sieg ohne auch nur ein einziges Springen gewonnen zu haben. Ein Beweis, dass Konstanz bei dieser Veranstaltung eine der wichtigsten Tugenden ist. Der Finne Janne Ahonen war der letzte Gesamtsieger ohne Tageserfolg (1998/’99).

10 Tagessiege ...

... feierten der Norweger Björn Wirkola und der Deutsche Jens Weißflog. Der Tiroler Gregor Schlierenzauer, der im Sommer die Karriere beendete, gewann neun Tourneespringen.

16 Gesamtsiege ...

... konnten Österreich und Finnland bei der Tournee verbuchen. Hinter den beiden Topnationen liegen die frühere DDR (11) und Norwegen (10).

16 Jahre und 220 Tage ...

... jung war Toni Nieminen beim Erfolg in der Saison 1991/’92. Der Finne ist der jüngste Gesamtsieger und auch der erste Springer, der im V-Stil gewann.

20,0 Haltungspunkte ...

... bekam Wolfgang Loitzl 2009 von allen fünf Wertungsrichtern für seinen perfekten ersten Sprung in Bischofshofen. Der damalige Gesamtsieger ist der einzige Springer in der Tourneegeschichte, der fünf Mal die Höchstnote erhielt.

Weltmeisterschaft , Liberec
©Georg Diener / DIENER / Alex Domanski

27 Mal ...

... war der Gewinner des Auftaktspringens in Oberstdorf dann auch am Ende in Bischofshofen der umjubelte Held. Die Tourneegeschichte lehrt, dass auf der Schattenbergschanze im Allgäu Lichtgestalten geboren werden. Stefan Kraft, der letzte österreichische Gesamtsieger, feierte in Oberstdorf etwa seinen ersten Weltcupsieg und legte dort den Grundstein für den Coup.

35 Jahre und 3 Tage ...

... alt war Sepp „Buwi“ Bradl, als er 1953 die erste Auflage der Tournee für sich entschied. Damit ist die Skisprunglegende aus Mühlbach am Hochkönig bis heute der älteste Gesamtsieger.

40 Zentimeter ...

... entschieden 1956 /’57 zugunsten von Pentti Uotinen. Der finnische Gesamtsieger lag den Hauch von 0,7 Punkten vor seinem Landsmann Eino Kirjonen.

100 km/h ...

... hatten die  Sturmböen, die 2008 wild über den Innsbrucker Bergisel pfiffen. Keine Bedingungen, bei denen man Skispringer an die frische Luft schickt. Die Vierschanzentournee wurde kurzerhand zur Dreischanzentournee, zwei Mal wurde in Bischofshofen gesprungen.

104,4 Punkte ...

... lag Adam Malysz (POL) 2000/’2001 in der Endabrechnung vor Janne Ahonen – Rekordvorsprung. Zur Veranschaulichung: 104,4 Punkte entsprechen umgerechnet ungefähr 58 Metern.

FIS Nordic World Ski Championships 2017
©EPA / KIMMO BRANDT

145 Meter ...

... sprang Dawid Kubacki 2019 auf der Paul Außerleitnerschanze in Bischofshofen. Der Pole hält damit den offiziellen Weitenrekord bei der Tournee. Auch in Garmisch ist kein Mensch weiter gesprungen als Kubacki (144), in Oberstdorf liegt der Schanzenrekord bei 143,5 Metern, am Bergisel ist der Österreicher Michael Hayböck Inhaber der Höchstweite (138).

1.081,5 Punkte ...

... sammelten der Finne Janne Ahonen und der Tscheche Jakub Janda bei der Tournee 2005/’06 – damit gab es erstmals zwei Gesamtsieger.

1824 Tage ...

... sind vergangen, seit Österreich letztmals einen Tagessieg einfahren konnte. Am 30.Dezember 2016 gewann Stefan Kraft den Auftaktbewerb in Oberstdorf. Der dreifache Weltmeister zeichnet auch für den bislang letzten österreichischen Podestplatz verantwortlich: 2019 war der Pongauer auf der Hausschanze in Bischofshofen Dritter geworden.

95.800 Euro ...

... warten diesmal auf den Gesamtsieger. Anlässlich des 70-Jahr-Jubiläums schütten die Veranstalter eine Sonderprämie aus.

Christoph Geiler

Über Christoph Geiler

Christoph Geiler gehört seit 1995 der Sportredaktion des KURIER an. Von Innsbruck aus beobachtet der Tiroler das Sportgeschehen. Er erwärmt sich für die Wintersportthemen von Ski Alpin bis Bob, abseits des Apres Ski hat er ein Herz für den FC Wacker Innsbruck. Was er als objektiver Journalist natürlich nie zugeben würde.

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