Einrichtungstipps: Welcher Stil passt zu mir?

Bevor man sich auf einen Hype einlässt, sollte man dem eigenen Geschmack auf den Grund gehen.

Geschmackssache

"Zeige mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist" – dieser alte Spruch hat wirklich seine Berechtigung, denn natürlich kann man viel auf die Persönlichkeit schließen, wenn man das Privateste von jemandem kennenlernt. Ist der Mensch ordentlich? Hat er Bücher? Mit welchen Farben umgibt sich die Person? Allerdings sollte man auch nicht zu kritisch mit dem Urteil sein, denn bei der Einrichtung spielen auch immer praktische Faktoren mit, etwa warum man sich fürs blaue Schlafsofa und nicht für die schicke rote Zweiercoach entschieden hat.

Der persönliche Geschmack zeigt sich aber ziemlich eindeutig in den Prioritäten, die man setzt und im Zusammenspiel der Einrichtung. Auch mit günstigem oder Secondhand Mobiliar kann man tolle Wohnräume schaffen, wenn man einer Linie beziehungsweise seinem Stil folgt. Das ist genauso einfach, wie es klingt, wenn man weiß, wo die Stilreise hingehen soll. Gute Fachberatung ist dabei genauso wichtig, wie persönlicher Geschmacksbarometer, um das Zuhause auch wirklich zur "Privatsache" zu machen.

Leitfaden

Das allerwichtigste vorweg: Man richtet sein Zuhause nur für sich und gegebenenfalls für die Familie ein, aber nicht für Freunde, Möbelverkäufer oder Nachbarn. Das Zuhause muss einem selbst gefallen und niemandem sonst. Es muss nicht perfekt gestylt sein oder dem Zeitgeist entsprechen und darf und sollte sogar alles enthalten, was einem am Herzen liegt. Denn nur, wenn Sie sich in der eigenen "Wohnhaut" wohlfühlen, kann diese eine angenehme Atmosphäre ausstrahlen – und dann ist es auch nicht mehr so wichtig, ob der Bezugsstoff des Sofas wirklich hundertprozentig zu den Vorhängen passt oder nicht. Bevor es ans "Eingemachte", also Einrichten geht, sollte man sich deshalb genau überlegen, wie man wohnen will und was einem wichtig ist.

Welchen Stellenwert haben Geborgenheit und Gemütlichkeit, wie viel Ruhe, Licht und Platz wird benötigt. Braucht es eine klassische Raumaufteilung, oder entspricht es eher dem Lebensstil, auf ein Wohnzimmer mit Bücherwand und Fernseher zu verzichten und sich stattdessen eine moderne Wohnküche einzurichten? Wohnt man nicht allein, gehört das alles natürlich vorab mit dem Partner oder der Familie besprochen.

Bestandsaufnahme

Auf der Suche nach der eigenen Wohnpersönlichkeit raten Einrichtungsexperten sein Zuhause einmal ganz bewusst wie ein Außenstehender zu betrachten, sich alles ganz genau anzuschauen und sich die Geschichten der einzelnen Gegenstände zu erzählen: Das wunderschöne Augarten Service in der Vitrine von Tante Edda, die leutselige Ikea-Couch aus Studententagen, der Esstisch aus den 1950ern, den man gemeinsam mit dem Liebsten am Flohmarkt erstanden hat – es sind solche Erinnerungs- und Erbstücke, die einen Raum individuell und unverwechselbar machen. Aber natürlich finden sich bei diesem Blick von außen auch Dinge sowie Mobiliar, die nicht mehr gefallen, oder sogar negativ behaftet sind und diese sollten weg, ohne Umschweife weg. Damit wird erst mal Platz geschaffen für Neues, das wirklich zu einem passt.

Das von Designer Jean-Marie Massauds offen gestaltete "Westside Sofa" wird zum Herzstück des Raumes, von Poliform bei schwarzott.at gestaltete 

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Oben: Das Esszimmer feiert ein Revival als Mittelpunkt der Wohnung. Beratung bei ostyle-living.at
 

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Inspirationen

Man sieht ein cooles Sideboard in einem Magazin, einen schönen Vorhangstoff in der Auslage, oder die wunderschön rote Hagebutte im Garten – alles Dinge, die gefallen. Experten raten, alles zu fotografieren, was ins Auge sticht, und einen Ordner anzulegen, etwa mit dem Titel: mein Stil. Später kann man aus diesen Fotos und herausgerissenen Magazin-Seiten eine Collage erstellen und voilà – das Moodboard des eigenen Geschmacks entsteht. Praktisch: Man kann immer wieder Neues hinzufügen, aussortieren und umarrangieren – nach und nach ergibt sich aber ein stimmiges Bild.

Eine Küche kann  zum Mittelpunkt der Wohnung werden, vor allem wenn sie so schön ist! 
Gesehen bei ladenstein.at

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Nachtisch "Gabriella" duftet herrlich nach Zirbe. Das abgerundete Design   passt zu vielen schwebenden Betten von LaModula, lamodula.at 

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Beim Präsentieren und beim Zusammenstellen von Arrangements hat es sich bewährt, Gruppen zu bilden und diese nach Farbe, Material oder Stil zu sortieren. Und nur Mut, es muss nicht perfekt werden, kleine Stilbrüche machen das Ganze noch persönlicher. Die Hauptsache ist, man fühlt sich selbst mit dem Ergebnis wohl. Ein stimmiges Daheim braucht Zeit und muss wachsen, deshalb sollte man beim Einrichten nicht hudeln und keine Angst vor Mix & Match haben, denn ein modernes Sofa kann neben einer alten Kommode toll aussehen und ganz nebenbei trifft man damit sogar den Zeitgeist.

"Balaao" von Bretz erinnert durch den üppigen Schaumaufbau an bunte Ballons und entbehrt jeglicher harten Kante. Eine Couch, auf die man sich einfach fallen lassen möchte, bretz-austria.at

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Sich erden im Schlafraum. Erholsam schlafen, etwa im Bio-Schlafzimmer, lamodula.at 
 

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Einrichtungstrends

Coastal Granny

Der Coastal-Granny-Look, der via Tiktok bekannt geworden ist, vereint Einfachheit, Entspannung und den Wunsch, am Meer zu leben. Und alles soll so gemütlich sein, dass auch Oma sich wohlfühlt. Erlaubt ist, was unter "spießig" firmiert, hässlich gibt es nicht, für das Meer-Feeling sorgen maritime Accessoires und helle Farben. Die Kreativität wird im Recyceln von alten Möbeln ausgelebt.

Eklektizismus

Das Schönste an der eklektischen Einrichtung, die bereits im 19. Jahrhundert angesagt war, ist wohl, dass alles erlaubt ist, was gefällt. Hier wird gekonnt gemischt: alt, neu, Kunst und Kitsch, alles unter der Prämisse: Der Blick des Betrachters soll nicht ruhen, sondern schweifen. Die "Highlights" sind oft Flohmarkt- und Dachbodenfunde, die in die Einrichtung integriert werden, aufgepeppt durch Statement-Tapeten. Auf den Punkt gebracht: Der Eklektizismus ist das Gegenteil des Minimalismus. 

Greenterior

Wer sich nach diesem Trend einrichten will, braucht mehr als einen Ficus in der Ecke. Denn bei Greenterior stehen die Pflanzen und die Natur im Mittelpunkt des Wohngefühls, alles andere ordnet sich unter. Auch das Mobiliar sollte aus Naturmaterialien wie Holz, Stein, Jute, Baumwolle oder Leinen bestehen. Der nachhaltige und gesunde Aspekt ist klar: Mit Pflanzen wohnen beruhigt den Geist, fördert die Konzentration und sorgt für ein gutes Raumklima.

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