Immer schön ordentlich: Wie ein aufgeräumtes Zuhause Stress reduziert

Daheim ists am schönsten - zumindest, wenn aufgeräumt ist. Ordnungscoach Katrin Miseré teilt ihr Wissen und hilfreiche Tipps.

Nach einem langen Tag nach Hause zu kommen, sollte eigentlich mit einem angenehmen Gefühl verbunden sein. Die Schuhe werden ausgezogen, der Arbeitsstress fällt ab, einem entspannten Abend steht nichts im Weg. Außer vielleicht das Geschirr, das sich in der Abwasch stapelt, weil man den Geschirrspüler noch nicht ausgeräumt hat, der volle Wäscheständer, der mitten im Wohnzimmer steht, die zahlreichen Rechnungsstapel, die man schon längst sortieren wollte und das ungemachte Bett, auf dem Hosen und Shirts verstreut sind, weil man sich morgens nicht entscheiden konnte.

Ein Zustand, der auf Dauer sehr belastend werden und einen im Leben auch stark blockieren kann. "Man verbringt auch mental viel Zeit mit einer unordentlichen Wohnung", sagt Katrin Miseré, die seit 2012 als Ordnungscoach tätig ist. "Das raubt Energie. Dinge, die man eigentlich gerne machen würde, schiebt man auf, weil man erst das Zuhause in den Griff bekommen will. Manche laden niemanden mehr nach Hause ein, weil ihnen der Zustand unangenehm ist. Andere, die nicht alleine leben, müssen wegen der Unordnung Konflikte austragen." 

Aufräumen als Hobby?

Umgekehrt reduziert es das Stresslevel, wenn Tisch, Sofa und Bett jederzeit benutzbar sind, weil sie nicht als Ablage verwendet werden und man seine Zeit mit schöneren Dingen verbringen kann, als sich mit seinem schlechten Gewissen herumzuschlagen. "Man hat eine Sorge weniger", sagt die Expertin.

Ist es also wenig überraschend, dass immerhin zwölf Prozent der Österreicherinnen und Österreicher als liebste Freizeitbeschäftigung "Aufräumen" angeben, wie eine Umfrage der Plattform Immoscout24 zeigte? "Das kann ich mir schon vorstellen. Nimmt man es sich als Projekt fürs Wochenende vor, dem man sich einen halben Tag widmet und dann ein schönes Ergebnis hat, kann das schon sehr befriedigend sein."

Viele kleine Schritte

Das Gute daran sei ja auch, meint Miseré, dass Aufräumen keine Atomphysik ist. Und - dessen ist sich die Expertin sicher - wie jede andere Tätigkeit auch lernbar. Es besteht also Hoffnung für notorisch unordentliche Menschen. Dabei ist es aber sehr wichtig, sich zu fragen: Warum will ich das überhaupt? "Zu sagen 'Ich will ordentlich sein' reicht als Motivation nicht", meint Miseré. Man muss dem tiefen Bedürfnis, das hinter diesem Wunsch steht, auf den Grund kommen und wissen, wofür man die Ordnung im Leben braucht. Die Handgriffe, die dazu nötig sind, bleiben danach zwar dieselben, sind aber mit wenig bis gar keinem inneren Widerstand mehr verbunden. 

Hat man - beispielsweise während einer Coronaerkrankung - den Haushalt eher schleifen lassen und weiß danach nicht so recht, wo man mit dem Ordnung machen beginnen soll, rät die Expertin: "Suchen Sie sich einen Bereich aus, den Sie am Abend wieder schön haben wollen und fangen Sie mit diesem an. Überlegen Sie, was der kleinste erste Schritt wäre." Ist beispielsweise die Küche die Problemzone, kann man als erste kleine Aufgabe das schmutzige Geschirr in der Spüle sammeln. "Danach können Sie sich wieder aufs Sofa setzen, aber ich bin hundertprozentig sicher, wenn sie einmal damit begonnen haben, dann ist der Motor in Gang gesetzt und Sie machen weiter." 

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Anya Antonius

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