Schönheit aus dem Weingarten: Reben werden Unikate

Wenn der Weingarten zur Ruhe kommt, wird alten Weinstöcken neues Leben eingehaucht. Aus dem urwüchsigen Rebholz können Tischschmuck, Wandverkleidung oder Leuchte gefertigt werden.

Sie können 100 Jahre oder älter werden. Außerdem liefert jede bis zu 15 Kilogramm Trauben pro Jahr. Die Wurzeln der mit der Zeit herrlich knorrigen Weinstöcke erreichen eine Tiefe von bis zu 20 Metern. Das garantiert selbst in trockenen Wetterphasen alljährliche Gaumenfreuden aus dem vergorenen begehrten Beerensaft.

Alte Rieden

Dennoch lässt der Ertrag irgendwann nach, denn auch Weingärten kommen in die Jahre, in dem dann Ruhe und Abschied angesagt ist. Manchmal werden alte Rieden auch aufgrund einer Sortenumstellung großflächig gerodet. Dann türmen sich die ausgedienten Rebstöcke zu beachtlichen Bergen im Weingut auf. Spätestens jetzt stellt sich die Frage: Was tun mit dem Rebholz?

Familie Holzer aus Leobendorf stellt schöne Deko-Stücke aus altem Rebholz von ihrem Weingut her

©Privat

Einzelstücke aus Rebholz

Der wohl einfachste Weg ist, dieses lange gewachsene Naturprodukt zu verheizen. Zu schade, meinen viele Winzer und kreative Köpfe mit handwerklichem Geschick. Denn die urigen Formen der Rebstöcke lassen sich zu Unikaten für das wohnliche Interieur aber auch für den Outdoor-Bereich verarbeiten. Einer dieser einfallsreichen Weinstock-Liebhaber findet sich inmitten der Hügellandschaft des Korneuburger Beckens, auf dem vor zehn Jahren errichteten Weingut der Familie Holzer. Hier werden nicht nur erlesene Weiß- und Rotweine produziert, sondern auch Einzelstücke aus Rebholz.

Wie kam es dazu?

„Wir hatten im April 2020 unseren Heurigen am neuen Standort eröffnet und wollten die Dekoration fürs Lokal selbst basteln“, erzählt Bernhard Holzer. „Da wir gerade einen Weingarten gerodet hatten, war einiges an Material da. Wir schrieben einen Blogbeitrag, in dem wir unseren Kunden angeboten haben, alte Rebstöcke abzuholen und zu verarbeiten. Denn zum Verheizen waren sie uns zu schade“.

Für den eigenen Betrieb wurden dann im kreativen Teamwork mit Familie und Freunden etliche dekorative Schmuckstücke kreiert. Stephanie Holzer erinnert sich: „Bernhard hat eine Kugel aus Reb-Ruten gebogen, ein Freund von uns baute ein Kreuz, andere stellten Advent- und Türkränze her, große Herzen und Kerzenhalter aus Rebholz“.

Für Wand oder Eingangstür: Kränze lassen sich aus Reb-Ruten leicht basteln

©Weingut Holzer

Gut trocknen

Für die Bearbeitung müssen die alten Rebstöcke gut getrocknet und danach gebürstet werden, ansonsten kann es vorkommen, dass die Basteleien mit Heißkleber nicht lange halten. „Prinzipiell eignen sich alle alten, gerodeten Rebstöcke zum Upcyceln, am besten verwendet man aber nur gesundes Holz, ohne Flecken oder zu große Risse.“ Auch sollte man auf etwaige Holzwürmer achten, die im Innenbereich des alten Holzes durchaus vorkommen können.

Diese DIY-Verkleidung aus alten Rebstöcken versteckt einen Metallcontainer

©Susanna Pikhart

Fantasie und Geschick

Aber nicht nur die Familie Holzer hat Gefallen an der künstlerischen Weiternutzung von alten Weinstöcken gefunden. Mit etwas Fantasie und Geschick kann auch ein nicht sehr einladender Lager-Container im neuen Rebstock-Gewand das Auge erfreuen (gesehen im Weingut Leo Hillinger, Jois).

Ebenso können pensionierte Rebstöcke zu einer natürlichen Wanddekoration verwendet oder im Garten eingesetzt werden. Kleine Rebholzstücke sind zudem ein dekorativer Blickfang in Terrarien oder Aquarien. Und wer die oft skurrilen Formen der alten Stöcke schätzt, kann aus ihnen – bearbeitet, aufgehängt und mit kleinen Lichtern versehen – einen attraktiven Blickfang in Wohnräumen kreieren.

Die Adventzeit kann kommen: So ein Christbaum macht sich auch in einem Garten gut

©SiRo - stock.adobe.com/SiRo/stock.adobe.com

Lampen aus Holz

Mit der Weiternutzung von alten Rebstöcken beschäftigt sich seit kurzem auch Thomas Hareter aus dem Winzerort Illmitz. Seine Lampen aus dem urigen Holz erleuchten jeden Raum auf besonders sanfte Weise. Die Idee zur Herstellung dieser Unikate kam dem Burgenländer beim Roden eines alten Weingarten seines Schwiegervaters. „Der Weingarten entpuppte sich als wahres Schmuckkästchen“, erzählt Hareter.

Unter „HUIZdesignbytom“ findet man sämtliche Details zu seinen einzigartigen Stücken. Eine besondere Herausforderung sei das lange Schleifen, so der Rebholz-Profi: „Es kann schon bis zu zehn Stunden pro Stück dauern und erfordert Geschick und Ausdauer“.

Thomas Hareter aus Illmitz designt Lampen aus Rebholz

©Privat

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Lampen werden geölt, „damit das Holz weiteratmen kann“. Daraus ergibt sich am Ende eine seidig glatte Oberfläche. Denn gerade in unserer „Wegwerfgesellschaft“ tut es gut, zu sehen, wie alte Rebstöcke ihre neue Bestimmung finden.

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