Die grüne Welle: Je mehr Pflanzen, desto mehr im Trend
Schon mal den Begriff „Planthropocene“ gehört? Er souffliert eine neue Ära, in der Pflanzen die Welt rocken. Gerade drinnen darf es mittlerweile mehr sein als eine schnell-schnell ausgesuchte Palme aus dem Möbelhaus.
Die Corona-Pandemie hat vor allem durch Social Media einen Hype um Zimmerpflanzen ausgelöst“, sagt Katharina Steinbauer. Sie hat diesen sich anbahnenden Trend früh erkannt und gemeinsam mit Elisabeth Laiminger im März 2021 „Plantista“ gegründet. Ein Onlineshop für Babypflanzen, die hübsch und nachhaltig verpackt bei den neuen Besitzern landen. Es gehe darum, mit den Pflanzen „gemeinsam zu wachsen“, betonen die Gründerinnen. „Es ist verrückt, wie glücklich es einen machen kann, wenn eine Babypflanze plötzlich ein neues Blatt bekommt – es ist ein kleiner Erfolg, der immer wieder aufs Neue erfüllt“ motiviert Katharina Steinbauer zukünftige „Plantistas“, wie die Kunden genannt werden.
Das Wiener Start-up ist fast verboten zeitgeistig. Es gibt die „Komfistarterbox“ für Neulinge, die „Vierbeinerbox“ mit ungiftigen Pflanzen oder die „Monobox“ inklusive Übertopf und genau der richtigen Menge Erde. Innerhalb von knapp einem Jahr gingen bereits 15.000 Babypflanzen – allesamt aus zertifizierten Gärtnereien – raus und das Portfolio wird schrittweise erweitert, so Steinbauer, die zuvor im Marketing & Projektmanagement tätig war.
„Uns ist es wichtig, dass sich unsere Kunden um ihre neuen grünen Mitbewohner gut kümmern können. Daher ist der Einstieg so einfach wie möglich gestaltet. Das Konzept der Boxen ist bekannt und leicht verständlich, ein detaillierter Flyer mit Pflegetipps liegt immer bei.“
Die Wienerin weiß, dass es noch relativ neu ist, Pflanzen online zu kaufen, aber die Richtung ist eindeutig. „Plantista“ hat Gesellschaft von Start-ups wie „we are plants“ oder dem Shop „Plnts“ bekommen, der seine Produkte auch nach Österreich liefert. Das Geschäft mit den Babypflanzen blüht!
Farntastisch! Alles absolut praktikabel, wenn man in Babysteps seinen privaten Dschungel verwirklichen will – oder einen bestehenden aufforsten. Letzteres ist der Trend: Mehr ist mehr! Auf der In-Liste finden sich Farne, Herzblatt-Philodendron, Ficus Audrey, Ficus triangularis, Bird of Paradise, Sweetheart oder Rhaphidophora tetrasperma. Pflanzen, die teils klettern, teils blühen – und mitunter aufregend groß wachsen. Merke: Indoor-Bäume wie Ficus Audrey oder Monstera gelten 2022 als die Statement-Pflanzen – zumindest für jene, die den nötigen Platz haben. Und spätestens hier muss ein Profi ran.
Besser mit Profi
„Für Großgehölze haben wir natürlich ganz andere Bezugsquellen als Privatpersonen“, so die Wiener Gartendesignerin Lisa Reck-Burneo („Burneo Gartendesign“), die ihre Liebe zum Grün auch schon in den USA und England ausleben durfte.
„Auch wenn es darum geht, Pflanzenfamilien zu arrangieren und geeignete Tröge zu finden, lohnt sich eine Beratung einfach. Viele greifen zum Beispiel zu zu kleinen Gefäßen.“ Und gießen zu oft, wie Reck-Burneo anmerkt. „Die meisten Pflanzen verdursten nicht, sie werden ertränkt. Besser ist es, in größeren Zeitabschnitten zu gießen und zu düngen.“ Bei Moosbildern fällt genau das weg.
Für die Gartendesignerin ein absoluter Trend, der peu à peu von Hotel und Büro ins Privatheim überschwappt. „Der Eingangsbereich bietet sich hier zum Beispiel perfekt an.“ Die vertikale Begrünung ist wenig pflegeaufwendig und kommt auch ohne viel Licht aus. Mittlerweile kann man die Bilder per Mausklick online kaufen, aber wenig verwunderlich gilt auch hier: Ein Profi stellt das Element bei Bedarf individuell zusammen.
Und wenn wir schon bei den Wänden sind, gehen wir noch ein Stück weiter: Von der Decke hängende Pflanzen sind wichtige Ensemble-Mitglieder im Urwald-Konzert. „Schon alleine, weil Pflanzen, die über uns hängen, das Dschungel-Gefühl verstärken“, so Reck-Burneo.
Wer den Instagram-Account #urbanjunglebloggers aufruft (1,2 Millionen Abonnenten!), bekommt endlose Inspiration in Sachen Maximalismus. Hinter dem Feed stecken Igor Josifovic und Judith de Graaff, ihres Zeichens auch Autorenteam des Bestsellers „Urban Jungle“ (Callwey Verlag). Ein Nachschlagwerk mit dem Zeug zum Standardwerk, voll gepackt mit Tipps zur Pflanzenpflege – und zum Styling. Mit dabei: eine „Do it yourself“-Knüpfanleitung für Pflanzenhänger, ein „How to“-Terrarium (für feuchtigkeitsliebende Pflanzen) und unzählige Ideen, wie man Alltagsgegenstände als Töpfe zweckentfremden kann. Etwa Konservendosen als Pflanzenhänger oder große Kaffeehäferl für den Kaktus. Und warum sollten nur Schnittblumen in Vasen arrangiert werden dürfen? Wichtig: Drainage-Kugeln nicht vergessen. Die Message von „Urban Jungle“ ist jedenfalls eindeutig: Go wild! Einfach trauen und nicht verzagen – manchmal scheitert Plan A und ein Exemplar verendet. Irgendwann findet sich aber für jeden Topf die richtige Pflanze.
Zum Buch
„Urban Jungle. Wohnen in Grün“
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