Pekings neue Architekur ist reif für Olympia
Landmark-Bauten, Gentrifizierung, schicke Designerläden und hippe Künstlerviertel – Peking will sich weltoffen zeigen
Wenn bei der Abschlussfeier der Winterspiele die olympische Flagge an die Bürgermeister der italienischen Städte Mailand und Cortina d'Ampezzo, die Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2026, übergeben wird, ist das imposante National Stadion erneut Mittelpunkt der Welt. Das sogenannte „Vogelnest“ (auf dem Foto ganz oben) entworfen vom Architekturbüro Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit dem weltbekannten chinesischen Aktivisten und Künstler Ai Weiwei, wurde 2008, erst kurz vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele, fertiggestellt. Es war Ai Weiwei, der die Architekten damals ermutigte, „eine verrückte, chaotische Architektur“ mit einem 42.000 Tonnen schweren verschlungenen Stahlgerüst zu schaffen, das die Balance zwischen Ordnung und Unordnung in der chinesischen Kultur symbolisieren soll.
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist das mächtige, 234 Meter hohe Hauptquartier CCTV des Chinesischen Staatsfernsehens von Rem Koolhaas und Ole Scheeren, das erst nach den Olympischen Sommerspielen von 2008 fertiggestellt wurde und heute ein Highlight zeitgenössischer Architektur in Peking ist.
Klimaneutral und Insta-Hype
China feierte die Olympischen Spiele 2008 noch als große globale Party, heuer gehen sie etwas leiser über die Bühne. Doch nicht nur weil die Olympiade hier stattfindet, blickt die Welt auf Peking. Auch dank einer imposanten Landmark-Architekur, neuen Konzepten zu urbanen Räumen und der Gentrifizierung ganzer Stadtviertel, die sich zu kulturellen Hotspots entwickeln, mischt Peking jetzt auch mit seinem Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein, im Ranking moderner Weltmetropolen mit. Dabei blickt die Hauptstadt Chinas auf ein dreitausendjähriges Kulturerbe zurück.
Dazu gehören die Verbotene Stadt, einige Paläste und Tempel, sowie die Chinesische Mauer, die bereits ab 1987 nach und nach von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die Große Mauer der Ming-Zeit, im Norden Pekings, wurde im Jänner zum negativen Insta-Hype. Der Modekonzern Bottega Veneta wünschte mit einer farbenfrohen Kunstinstallation auf einem kilometerlangen digitalen Screen entlang der Mauer, „happy new year“. Mega-Bauwerke haben hier Tradition, deshalb verpassen internationale Star-Architekten Peking seit Jahrzehnten einen neuen Look. So entstand etwa 2009 der „Linked Hybrid“ Komplex von Steven Holl, 2012 wurde Zaha Hadids Büro- und Einkaufskomplex „Galaxy Soho“ eröffnet, und heuer soll die neue Zentral-Bibliothek , der "Forest of Knowledge", der norwegischen Architekten Snøhetta fertiggestellt werden, die eine selbsttragende, 16 Meter hohe Glasfassade haben wird.
Künstlerviertel und Parkanlagen
Dass hier beim Bauen zwischen zwei architektonischen Traditionen auf Umwelt und Kreislaufwirtschaft geachtet wird, bewies bereits 2007 das österreichische Architekturbüro Baumschlager Eberle.
Sie errichteten damals den exklusiven Wohn- und Geschäftskomplex Moma und PopMOMA, mit einem nachhaltigen, energieeffizienten Gebäudekonzept und stellen zur Zeit ein neues Wohnprojekt in Yancheng fertig. Aber auch alte Stadtviertel werden renoviert und gentrifiziert. So wurde der ehemalige Rüstungsbetrieb in Dashanzi zum hippen Kunstbezirk 798. Auch die österreichisch-chinesische Plattform OFF für unabhängige Kunst übersiedelte vom mittlerweile abgerissenen Bezirk Heiqiao ins neue Künstlerviertel Liqiao.
Das junge chinesische Studio Crossboundaries gestaltet wiederum die öffentliche Parkanlagen Songzhuang Micro Community Park, architektonisch zu privaten Räumen um.
Und Star-Architekt Kengo Kuma machte das Luxus-Modegeschäft Shang Xia, das zu Hermès gehört, mit Glasziegeln zu einem transparenten Raumerlebnis. Auch die nächste „Design China Peking“, die im September stattfindet, verspricht Neues.
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