Mit kleinem Balkon zum Selbstversorger? So pflanzt man sinnvoll an

Für eine gute Ernte braucht man keinen großen Garten. Eine Gärtnerin verrät, wie man Gemüse, Obst und Kräuter mit wenig Platz anbaut.

Gemüse und Obst brauchen viel Platz? Falsch, denn auch wenig Fläche bietet unbegrenzte Möglichkeiten. Die Profigärtnerin und Agrarwissenschaftlerin Doris Kampas verrät uns ihre Tricks, damit man trotz kleinem Balkon eine reiche Ernte bekommt.

Die Wände hoch

Wie bei allen kleinen Räumlichkeiten sollte man auch am Balkon lieber in die Höhe als in die Breite bauen. Um vertikalen Platz voll auszunutzen, gibt es vertikale Wandsysteme oder vertikale Hochbeete. Je nach Sonnenstunden und Witterung kann man so mehrere Etagen nach Lust und Laune gestalten. Aber Vorsicht: Die Töpfe bieten nicht viel Platz für große Wurzeln, weswegen sich hier nicht alle Sorten eignen.

Tipp der Profigärtnerin:

Rote Rüben, Mangold, Asiagemüsearten, Mairüben oder Kohlrabi funktionieren super. Eine tolle Variante ist Salat, wobei hier gilt: Pflücksalat geht vor Kopfsalat. Damit man auch noch länger etwas davon hat.

Ähnlich funktionieren Spaliere, die man an die Wand anbringt. Entweder man nutzt sie, um Töpfe aufzuhängen, oder pflanzt Gemüse und Obst, das daran hinaufklettert.

Tipp:

Doris Kampas rät zu Feuerbohnen oder Snackgurken. Auch verschiedene Beeren eignen sich, wie zum Beispiel Himbeeren oder Brombeeren.

Von der Decke bis zum Boden

Eine weitere Möglichkeit sind kleine Beete zum Aufhängen. Natürlich baumeln dann nicht ganze Beete von der Decke, sondern Hängeampeln. In solchen kann man nämlich nicht nur Blumen pflanzen, sondern auch Kräuter wie Rosmarin. Auch Hängeerdbeeren können ein wunderbarer Zusatz für den Balkon sein, wobei diese sehr viel Sonne brauchen. Als Hingucker erwähnt Doris Kampas die Paradeispflanze, die durch ein Loch im Boden des Topfes nach unten wachsen kann. Wenn die Tomate kopfüber wächst, kann man oben dafür Kräuter einsetzen, falls der Topf groß genug ist.

Wer nicht genug von süßem Obst haben kann, für den sind Säulenobstbäume genau das richtige. Und man bekommt schon zwei der kleinen Säulenbäume auf einen Meter. Ob Zwetschge, Apfel, Birne oder Kirsche – da ist für jeden Obstliebhaber etwas dabei.

Am Boden bleiben

Auch am Boden gibt es einige Kniffe, für die man nicht gleich einen ganzen Acker braucht.

Am einfachsten kann man Säcke oder große Töpfe mit circa 30 bis 40 Liter auf einem kleinen Balkon in einer Ecke unterbringen. Damit die Wurzeln genug Platz haben, pflanzt man am besten eine Pflanze pro Topf. Die Profigärtnerin verweist vor allem auf Pflanzen, die üppig wachsen, aber kleine Früchte tragen.

Tipp:

Ihre Favoriten sind Hamik Snackpaprika, Melanzani, Zucchini der Sorte Costates Romanesco und Tomatensorten wie Zuckertraube und Dattelwein.

Wer an einer Wand am Boden ein bisschen Platz hat, kann auch über ein kleines Hochbeet nachdenken. Aber Achtung: ein normal großes Hochbeet ist für den Balkon viel zu schwer. Doris Kampas erzählt, dass Hausbesitzer meist ein Höchstgewicht von 250 bis 300 Kilo auf dem Balkon erlauben – ein Hochbeet erreicht schon mal locker eine Tonne. Die Biogärtnerin bietet deswegen extra flache, kleine Hochbeete für den Balkon an.

Die richtige Pflege

Allen, die sich jetzt schon als Selbstversorger sehen, rät Doris Kampas zur Vorsicht. Denn ein bepflanzter Balkon ist trotzdem ein Garten. So dürfen junge Pflänzchen in der Keimzeit nicht trockenstehen. Doch wer Geduld hat und fleißig gießt, wird auch belohnt. Für die Bequemen gibt es kleine Bewässerungssysteme, die das Gießen erleichtern.

Und das, was sich alle fragen: Dünger oder kein Dünger? Auf jeden Fall Bio-Dünger, sagt Doris Kampas. Zu Beginn kann man auch einen Bio-Langzeitdünger verwenden, dann in der Hochsaison im Juni und Juli ungefähr alle zehn Tage düngen. Im August noch einmal nachdüngen und dann die Finger weglassen! So steht dem Ernteglück nichts mehr im Wege.

Doris Kampas hat sich mit ihrem Unternehmen bio-garten.at ganz dem biologischen Gärtnern verschrieben. Sie hilft jedem, das perfekte Grünparadies zu gestalten. Ihr Wissen gibt sie in Vorträgen weiter, ihr neuestes Buch „Das phänomenale Erntebeet“ ist jetzt erhältlich.

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