Juicy Salif von Philippe Starck: Kunst oder Müll?
Die Zitronenenpresse "Juicy Salif" von Alessi gilt wohl als das polarisierendste Küchentool der Designgeschichte.
Ein Hingucker ist diese Zitruspresse allemal. Sie wirkt wir ein Alien-Raumschiff in Miniatur und hat in vielen Küchen von Design-Liebhabern einen festen Platz. Ihr Schöpfer ist der Franzose Philippe Starck, einer der bedeutendsten lebenden Möbeldesigner. Aus seiner Feder stammen ikonische Stücke wie der "Louis Ghost"-Stuhl von Kartell oder die "Guns"-Leuchten von Flos.
Auf die Idee für die "Juicy Salif" kam Starck, während er 1990 beim Mittagessen saß. Auf den Tisch kamen gerade Calamari mit Zitrone - und mit ein bisschen Vorstellungskraft sieht man den Calimari-Körper im konisch zusammenlaufenden Kopf. Ziel war es, eine Zitruspresse zu erschaffen, bei der man das Glas direkt darunter stellen kann. Gesagt, getan: Starck skizzierte den Entwurf spontan auf eine Serviette und ließ ihn Alessi zukommen. Der Rest ist Designgeschichte.
Form follows function? Nicht bei der "Juicy Salif"
Ikonisches Design hin oder her: Sogar die größten Design-Nerds müssen zugeben, dass diese Zitruspresse alles andere als praktisch ist. Die drei Beine erlauben zwar das direkte Unterstellen von Gläsern, laufen allerdings nach unten hin schmal zusammen und sind so äußerst instabil. Das machen auch die "Filzpatschen", die an der Unterseite befestigt sind nicht besser: Die "Juicy Salif" verrutscht immer, man muss sie mit der anderen Hand festhalten.
Und dann das offensichtlichste Problem: Die Kerne werden nicht abgefangen. Man muss sie umständlich mit dem Löffel aus dem Glas fischen, was in einer Patzerei endet. Kritisiert wird auch, dass der Kopf der Zitruspresse zu schmal für eine Orange ist. Und als ob das alles nicht schlimm genug wäre, ist die Spitze so scharf, dass man sich beim Geschirrspülen schnell damit sticht.
Warum also der große Erfolg?
Als Design- und Kunstobjekt ist die "Juicy Salif" seit mehr als 20 Jahren begehrt. Sie steht für eine gewisse Kultiviertheit und signalisiert jedem Gast ein grundsätzliches Interesse an Design und Ästhetik. Grund genug, dass sie auch in zahlreichen Museen ausgestellt ist, zum Beispiel im Victoria & Albert Museum in London oder dem MoMA in New York.
Man munkelt, dass die "Juicy Salif" sogar Steven Spielberg für "War of the Worlds" inspiriert hat. Ob das stimmt, urteilen Sie am besten selbst:
Kommentare