Ein Fisch namens "Gluckigluck": Ein Verkaufsschlager mit Geschichte

Was ein Krug mit Queen Elizabeth II zu tun hat und woher der ungewöhnliche Name kommt.

Der Gluckigluck-Fisch. Der Name, hinter dem man Plastikbadespielzeug für Kleinkinder vermuten würde, steht für einen Klassiker der Tischkultur. Dabei ist sein Aussehen einigermaßen exzentrisch – ebenso wie seine namensgebende Eigenschaft. Einen senkrecht nach oben schauenden Fisch mit weit offenem Mund, der seinen Kopf auf der eleganten Schwanzflosse abstützt, würde man wohl eher nicht auf schicken Tafeln vermuten. Doch selbst die Queen besitzt seit den 50er-Jahren ihren eigenen Gluckigluck – in Waldgrün, komplett mit royalem Siegel auf den Schuppen.

So wird denn auch im Buckingham Palace munter gegluckert. Denn das ist – neben der Form – die zentrale Eigenschaft, für die der Krug bekannt ist. Das Spiel zwischen Luft und Wasser im geschwungenen Fischkörper ist es, das beim Einschenken oder Hin- und Herschaukeln des Kruges für den gurgelnden Soundtrack sorgt.

Vintagecharme

Die Queen war es auch, die dem Keramikfisch einen Popularitätsschub verpasste, als sie ihn seinerzeit als junge Königin gemeinsam mit Ehemann Philip beim Besuch des Brittania Naval College geschenkt bekam, erzählt Caroline Papasian vom Tischkultur- und Designshop „Ma Maison“ am Hof in Wien. „Sie waren dadurch recht gefragt, kamen aber über die Jahre wieder aus der Mode“, sagt sie. „Jetzt sind sie wieder sehr im Kommen und wir müssen wirklich oft nachbestellen.“ Besonders beliebt: die 1,2 Liter fassenden, 27,5 Zentimeter großen XL-Modelle in Blau- oder Grüntönen. „Sehr gefragt sind sie auch mit perlmutt-schimmerndem Glanzfinish.“ Weniger oft gehen dafür rote oder orange sowie die neun Zentimeter großen Mini-Gluckiglucks über den Verkaufstisch – oder wie sie auf Englisch heißen „Gluggle Jugs“.

Schließlich ist England die Heimat der gurgelnden Fische. Hier werden sie seit den 1870er-Jahren in Handarbeit gegossen, gebrannt und glasiert. Die ersten Fisch-Krüge stellten „Thomas Forester & Sons“ her, dann übernahm die Dartmouth Pottery, die dem Fisch auch einen Werbeslogan verpasste: „Gurgelnde Fisch-Krüge ... eine Neuheit, die immer für Aufsehen sorgt“. Mittlerweile hat der Traditionsbetrieb Wade Ceramics die Produktion übernommen und das Farbsortiment ausgeweitet. Billige Kopien gibt es zwar zahlreich, diese sind jedoch ganz leicht zu erkennen: sie gluckern nicht.

Einem geschenkten Fisch ...

Erhältlich in 14 Farben und drei verschiedenen Größen von Mini bis XL, haben die „Gluckis“ – vielleicht aufgrund der royalen Connection – besonders in den USA eine große Fangemeinde. Doch auch in Österreich sind sie begehrt – wenn auch meist nicht für den eigenen Haushalt. „Meistens werden die Krüge von Menschen Mitte vierzig oder jünger gekauft, und fast immer als Geschenk“, erzählt Papasian aus der Praxis.

Ob man also auf den nächsten Geburtstag hofft oder sich selbst ein Geschenk macht, ob man Blumen ins offene Fischmaul stellt oder daraus Wasser ausschenkt, eines ist gewiss: Der Krug bzw. die Vase sorgt zuverlässig für Gesprächsstoff und mehr als gespaltene Meinungen. Am britischen Original prallt das ab: Es starrt wie in den letzten 150 Jahren unverdrossen schockiert die Decke an und gurgelt vor sich hin.

Anya Antonius

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