Die häufigsten Fehler beim Obstbaumpflanzen - und wie man sie vermeidet

Ein Experte gibt hilfreiche Tipps, wie die Bäumchen gut durch ihren ersten Winter kommen.

Junge Obstbäume sind Sensibelchen. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man mit Dominik Schreiber von der Baumschule Schreiber in Poysdorf spricht. Denn der gesamte Prozess des Einpflanzens steht unter dem Motto der Stressvermeidung.

Doch von Anfang an. Denn diese Wochen sind für Hobby-Obstbauern die perfekte Zeit, sich Gedanken zu machen, welcher Baum im Spätherbst im Garten eingesetzt werden soll.

"Überlegen Sie, wie groß Ihr Baum werden soll, ob es ein kleiner Baum bleibt, den man vom Boden aus beernten kann, oder ein großer, schattenspendender Acht-Meter-Baum – das entscheidet sich schon vor dem Pflanzen", sagt Schreiber.

Perfektes Timing

Die perfekte Pflanzzeit ist dann spät im Herbst, nach dem Blattfall. Dann rät der Experte ganz klar zu wurzelnackten Bäumen, also solchen, die ohne Erdballen und ohne Topf verkauft werden. „Für den Kunden bieten die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis – und zur richtigen Zeit eingesetzt, wachsen sie auch am Schönsten.“

Aber auch nur dann, wenn man beim Einpflanzen die häufigsten Fehler vermeidet.

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Zurückschneiden

Einer dieser Fehler ist, keinen Pflanzschnitt durchzuführen. Ja, es mag wehtun, prächtige Äste des eben gekauften Baumes zurückzuschneiden, räumt der Experte ein. "Aber egal wie sanft der Baum in der Baumschule ausgeschult wird, er wird immer einen Teil seiner Wurzelmasse verlieren“, sagt Schreiber.

„Diese reduzierten Wurzeln müssen dann aber ohne Pflanzschnitt eine gleichbleibende Zahl an Trieben versorgen. Das ist so, wie wenn ich zu einem Menschen sage: ,Ab morgen musst du das Doppelte arbeiten.’“ Es erzeugt Stress.

Darum schneidet man die Äste zurück: Bei Äpfeln um ein Drittel, bei Steinobst um die Hälfte und bei Pfirsich und Nektarine gar um zwei Drittel.

Info

Traditionell  
Für Lebensmittel mit Tradition gibt es in Österreich ein eigenes Register. Hier werden auch Obstsorten aufgenommen, die seit mindestens drei Generationen oder 75 Jahren in Österreich kultiviert werden: der Weingartenpfirsich, die Wachauer Marille, der Oststeirische Apfel, die österreichischen Mostbirnensorten, die Stanzer Zwetschke, die Wiesener Ananas-Erdbeere, die Leithaberger Edelkirsche, die Pielachtaler Dirndl, die Wiesenwienerwald Elsbeere, der Oberländer Apfel, die Pöllauer Hirschbirne und der Ländle Apfel.

Obstbaumbestand
1930 gab es in Österreich noch 35 Millionen Streuobstbäume. 2020 waren es 4,2 Mio., also noch zwölf Prozent des früheren Baumbestandes

Beratung und Info
Baum- und Rebschule Schreiber: schreiber-baum.at 

Durstige Bäumchen

Der zweite essenzielle Tipp: Den Baum vor dem Einsetzen ins Wasser stellen, gerne mit dem ganzen Stamm – aber zumindest die Wurzeln. Denn den Austrieb im Frühjahr, erklärt Schreiber, bestreite der Baum gänzlich aus bereits im Stamm enthaltenen Reservestoffen und Feuchtigkeit.

Auch hier also geht es für das junge Pflänzchen wieder um die Vermeidung von unnötigem Stress.

"Es reicht auch nicht, den Baum nach dem Pflanzen einfach nur kräftig zu gießen, so wie es leider viele machen. Das macht man aus einem ganz anderen Grund“, sagt der Experte.

Denn damit erreiche man nur, dass sich die Erde gut an die Wurzeln anlegt und keine Hohlräume entstehen. Auch wichtig, keine Frage. Doch der Baum könne das zugegossene Wasser mangels Blätter gar nicht aufnehmen. Darum solle man das Gewächs mindestens einen Tag lang ins Wasser stellen.

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Richtig einsetzen

Dann geht es schon ans Einsetzen. Auch dabei gibt es einiges zu beachten. So wie etwa die richtige Pflanztiefe. "Die meisten Obstbäume sind veredelt und haben eine Veredlungsstelle", sagt Schreiber. „Die ist meistens circa 20 cm über der Wurzel und auch schön erkennbar. Oft hat der Stamm dort eine Verdickung oder einen leichten Knick.“ Diese Stelle gilt es zu finden, denn sie muss auf jeden Fall über der Erde sein.

Gedeihen auch hierzulande: Feigenbäume

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Dann muss man nur noch das Loch zuschütten, dabei das Bäumchen immer wieder rütteln und dann die Erde rund um das Stämmchen festtreten – beides wichtig für einen guten Wurzelschluss. Ein letztes Mal gießen, und Erde aufhäufeln, dann ist man bis zum Frühjahr mit der Arbeit im eigenen Obstgarten fertig.

Sofern man seine Bäume vor Wild geschützt hat. Denn: "Für Hasen und Rehe sind gerade die jungen Bäume eine richtige Delikatesse."

Exoten im Garten

Winterharte Obstarten müssen vor eisigen Temperaturen nicht geschützt werden, sagt Schreiber. Das können mittlerweile auch Früchte sein, die eigentlich als Exoten gelten. "Feigen gehen heute in vielen Teilen Österreichs sehr gut", erzählt der Experte. Auch Kaki, Pekannüsse und Indianerbananen können hierzulande gedeihen.

Man dürfe nur eines nicht vergessen: Diese Exoten seien wärmeliebend, daher solle man im Garten einen passenden Standort auswählen.

Und auf die jeweilige Sorte müsse man achten – denn längst nicht jede sei auch wirklich winterhart. "Die haben dann oft gar keine Chance", sagt Schreiber. Und das klingt wirklich mehr als stressig.

Anya Antonius

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