Diese Amaryllis ist eigentlich ein Ritterstern. So wie fast jede, die wir kaufen.

Auf Wiederblühen! Wie nicht nur Amaryllen ein zweites Leben bekommen

Amaryllen, Narzissen oder auch Hyazinthen sind zu schade für die Tonne. Sie wieder blühen zu lassen, ist keine Hexerei.

Sie bringt mit ihrer kräftigen Farbe etwas Fröhliches in die dunkle Jahreszeit: Die Amaryllis ist immer ein schönes Mitbringsel, wenn man Freunde oder Verwandte besucht. Doch irgendwann ist auch die prächtigste Blume verblüht. Wegschmeißen muss man sie deshalb noch lange nicht, wie Andreas Fellner von der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn sagt.

Er selber hat seit mehr als zehn Jahren eine Amaryllis zu Hause stehen, die er immer wieder zum Blühen bringt. Wie man die Hippeastrum – so der botanisch korrekte Namen der Amaryllis – und Frühlingsblüher wie Tête-a-Tête-Narzisse, Schneeglöckchen oder Traubenhyazinthe im kommenden Jahr wieder zum Blühen bringt, verrät Andreas Fellner im KURIER.

Blüten: Abschneiden oder nicht?

Sein erster Tipp: „Die verwelkten Amaryllis-Blüten kann man abschneiden – muss man aber nicht. Das ist nur eine Frage der Optik.“ Am geeignetsten für die Überwinterung seien Amaryllis, die in einem Blumentopf gepflanzt sind. „Es gibt ja derzeit auch Hippeastren, deren Zwiebeln in Wachs getaucht sind, weil das besonders dekorativ ist. Will man diese zum Blühen bringen, muss man zuerst das Wachs vorsichtig ablösen und die Zwiebel in einen Topf setzen“, gibt der Gartenexperte zu bedenken.

Kraftvolle Zwiebeln

Die Schöne wieder zum Blühen zu bringen, ist keine Hexerei: Man pflegt sie wie die meisten Topfpflanzen: Bis Juni braucht die Amaryllis Wasser und sollte einmal im Monat mit stickstoffhaltigem Blattdünger gedüngt werden. Je mehr grüne Blätter der Ritterstern, so der deutsche Name, jetzt bildet, desto besser: „Je mehr Grün, desto mehr Kraft bekommt die Zwiebel und desto prächtiger blüht die Amaryllis im kommenden Jahr.“

Mitte bis Ende Juni – also praktischerweise noch vor dem Sommerurlaub – „mache ich einen radikalen Stopp“, wie der Pflanzenexperte das bezeichnet. „Ich schneide alle Blätter knapp über der Zwiebel ab – etwa dort, wo auch zuvor die Blätter abgeschnitten worden waren. Gleichzeitig höre ich auf zu gießen.“ Einfacher geht es nicht.

Achtung: Pilzgefahr!

Die Gefahr ist allerdings groß, dass dann Pilze über die Schnittflächen in die Zwiebel gelangen. „Das ist wie bei einer Wunde auf der Haut, über die auch Bakterien in die Blutbahn gelangen können“, erläutert der Blumenliebhaber. Ein Pflaster wie beim Menschen nutzt dem Ritterstern allerdings wenig. „Viele Gärtner behandeln die wunde Blattstelle mit Fungiziden. Doch es gibt auch eine einfache Methode, die weitaus weniger giftig ist“, verrät Fellner: „Zerriebene Grillkohle schützt die Pflanze genauso. Auch Asche aus dem Griller kann man verwenden – doch dann sollte man schauen, dass zuvor kein Fett in die Glut getropft ist. Genauso gut eignet sich zerriebener Gips.“

Bis Ende September, Anfang Oktober lässt man die Zwiebeln in Ruhe. „Von da an sollten sie im Dunkeln stehen. Da reicht es völlig, einen Karton über den Blumentopf zu stülpen“, berichtet Fellner. Von jetzt an braucht es die Amaryllis nicht nur dunkel, sondern auch kühl. Optimal sind 10 bis 15 Grad Celsius – kühler geht auch, nur gefrieren darf es nicht. Gegossen wird die Topfpflanze jetzt noch nicht. „Sonst ist die Gefahr groß, dass die Zwiebel fault“, warnt der Gartenprofi. Dann wäre der ganze Aufwand umsonst gewesen.

Wieder ans Tageslicht

Etwa vier bis sechs Wochen später ist eine Spitze zu entdecken, die aus der Zwiebel hervorsticht. „Zu dem Zeitpunkt ist sie gelb, da sie ja im Dunkeln wächst. Dann ist es Zeit, sie wieder vorsichtig an den Standort zu stellen, an dem sie im Vorjahr war“, sagt Fellner. „Die gelben Blätter werden bei Licht wieder grün und die Zwiebel bildet langsam Wurzeln. Jetzt darf man auch wieder etwas gießen – aber nie zu sehr. In nur wenigen Wochen bilden sich dann schließlich prachtvolle Blüten.“

Narzisse und Hyazinthe

Nicht nur Rittersterne, auch andere Pflanzen, die man derzeit als Mitbringsel bekommt, können Hobbygärtnerinnen und -gärtner wieder zum Blühen bringen: Schneeglöckchen, Tête-a-Tête-Narzissen oder Traubenhyazinthen zum Beispiel. Übrigens: Bekommt man jetzt Frühblüher geschenkt, blühen diese am längsten, wenn man sie möglichst kühl stellt, also im Freien oder im kühlen Stiegenhaus. „Frost macht ihnen nichts aus“, weiß der Gärtner.

Wie bei den Amaryllen kann man nach dem Verblühen die Blüten zurückschneiden – aber nicht die Blätter – und die Pflanze bis in den Juni hinein gießen und monatlich düngen. „Dann schneide ich sie zurück und gieße sie nicht mehr. Abdunkeln muss ich sie aber nicht.“

Mitte November dürfen die Frühjahrsblüher wieder leicht gegossen werden. „Sieht man vorher schon eine grüne Blattspitze aus der Erde hervorlugen, sollte man schon früher etwas Wasser geben“, so Fellner. „Die Blüte beginnt allerdings ein bis zwei Monate später als in dem Jahr, in dem die Blume gekauft wurde. Denn in den Gärtnereien erhalten Narzissen oder Hyazinthen eine Sonderbehandlung, damit sie ihre Besitzer mit ihren bunten Farben schon früh erfreuen“, weiß der Experte.

Was tun mit Tulpen

Übrigens: Wer einen Tulpenstrauß inklusive Zwiebeln erhält, sollte sie nach dem Verblühen nicht ins Freie setzen, sondern vorsichtig in einen Topf mit Erde pflanzen, wo sie bei drei bis zwölf Grad lagern. Einen Monat später kann der Pflanze Frost nichts mehr anhaben.

Fakten

Botanik: Amaryllis und Hippeastrum (Ritterstern) sind eigentlich zwei Gattungen. Erstere stammt aus Südafrika, letztere aus Südamerika. Dass beide  nicht zu selben Gattung gehören, ist aber erst seit  1987 geklärt. Zuvor haben sich  Botaniker jahrhundertelang über diese Frage gestritten. Auch wenn heute vor allem Hippeastren verkauft werden, ist der Name Amaryllis umgangssprachlich geblieben.

Bunte Vielfalt: Aus einer Zwiebel entwickeln sich imposante Kelche in Weiß, Lachs, Rot, Rosa oder sogar Grün. Die Blütenstände können bis zu 20 cm breit werden – die Pflanze ist ein richtiger Winterblüher.

70 Arten und mehr als 600 Zuchtformen der botanischen Gattung „Hippeastrum“ gibt es mittlerweile.

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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