Warum schmeckt Erwachsenen, was Kindern oft nicht schmeckt?

Das sind die Gründe, warum die keinen bei Oliven, Romanesco oder Brokkoli den Mund verziehen und streiken.

Die soll einer verstehen. Sie mögen Kaugummis und Schlecker, die nach Teenie-Parfum gemischt mit süßlichem Klospray riechen, aber bei Oliven oder Romanesco verziehen sie den Mund, als hätten sie Smartphoneverbot. Ganz schön bitter – die Lebensmittel und auch das Handy-Embargo.

Nicht, dass man jetzt mit Kindern über Geschmack streiten müsste, aber interessant sind die unterschiedlichen sensorischen Vorlieben schon. Vor allem, weil sich diese doch nicht unerheblich im Laufe der Zeit ändern.

Viele Geschmackszellen

„Das hat mit der physiologischen Grundausstattung zu tun“ sagt Klaus Dürrschmid, der das Labor für Sensorik an der Universität für Bodenkultur Wien leitet. „Kinder haben mehr Geschmackszellen als Erwachsene.“ Und weil sie damit besser ausgestattet sind als jeder Gourmet-Restauranttester kann auch mehr irritieren. Auch die Pubertät sei ein entscheidender Kipppunkt: „Bei Kindern gibt es eine starke Präferenz für fruchtige Aromen. Mit der Wirkung der Hormone kommen etwa auch florale Aromen dazu.“

Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit: „Es gibt auch einen großen Lernprozess. Die Wahrnehmungsfunktion für Gerüche und Geschmäcker setzt schon im sechsten Monat im Mutterleib ein“, erklärt der Experte. Ob Fruchtwasser, Muttermilch oder die erste halbwegs feste Speise – die Kleinen werden ständig mit neuen Erfahrungen konfrontiert.

Für Dürrschmid ist das „Learning by Tasting“ der wohl wichtigste und wirkungsvollste Punkt. Hier kommt das Zwischenmenschliche, das Gesellschaftliche ins Spiel. Einerseits sehen die Jüngeren bei den Älteren, was die so essen und welchen Status ein Gericht genießt. „Und sie lernen auch, dass etwas eine negative Bedeutung hat.“ Kaugummi und Schlecker, die nach Teenie-Parfum gemischt mit Klospray riechen, wären so ein Ding.

Vernünftiger Grund

Dass Kinder mit Oliven oder Romanesco zunächst geschmacklich nicht umgehen können und es sie irritiert, hat wiederum einen natürlichen und eigentlich sehr vernünftigen Grund. Dürrschmid: „Bitter ist ein Signal, dass etwas toxisch ist. Süßes ist in der Natur kaum giftig.“

Frage der Freizeit

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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