Vor dem Sprung ins kühlende Nass sollte man unter die Brause. Das wird von den Badegästen viel zu oft ignoriert – mit unerfreulichen Folgen auch für die Gesundheit anderer

Warum man vor dem Freibad duschen sollte

Badegäste sind nicht duschfreudig. Im Pflichtfach Sauberkeit stünde ihnen im Zeugnis ein Ungenügend zu. Eine kleine Nachhilfestunde.

Über Hans-Peter Hutter

Er ist stellvertretender Abteilungsleiter für Umwelthygiene und  Umweltmedizin an der MedUni Wien

Von Hans Peter Hutter

Kaum hat man sich aus den verschwitzten Leiberln geschält, drängt es einen ins kühlende Wasser. Oft genug springt dabei auch das Lehrpersonal den Schülern und Schülerinnen mit schlechtem Beispiel voran. Im Beckenwasser löst sich allerdings nicht nur der Hitzestau auf, zugleich tun das auch diverse andere menschliche „Abgaben“. Allein über unsere Schweißdrüsen produzieren wir rund ein Liter entsprechendes Sekret pro Tag, bei Hitze ein Vielfaches davon. Gleichzeitig wechseln bis zu einer Milliarde Bakterien pro Person mit dem Sprung ins Wasser ihr Habitat: Die einen bringen sie hinein, die anderen Badenden tragen sie wieder hinaus. 

Wie jeder selbst beobachten kann, verzichtet so mancher vor dem Sprung ins Wasser auf das Duschen. Welche Folgen das hat, ist den meisten unbekannt. Erfahrungsgemäß sind die Hygiene-Verantwortlichen vor Ort hilflos, obwohl die Badeordnung den Gang unter die Dusche vorschreibt. „Viele reagieren sehr ungehalten, wenn man sie auf Verstöße gegen die Hygiene anspricht“, berichten Bademeister der Wiener Freibäder, „sie verwenden das Becken für ihre Körperreinigung, manche auch als Toilette.“ Diese Gedankenlosigkeit geht auf Kosten der Badewasserqualität und letztlich auch auf die der Gesundheit anderer, mit denen man das Schwimmbecken teilt.

Was viele nicht wissen: Schon der Kältereiz des Wassers führt zu einer Kontraktion der Blase und so gelangen ca. 50 Milliliter Urin pro Badegast ins Wasser. Dies ist allgemein anerkanntes Lehrbuchwissen. Eine kanadische Studie untersuchte mithilfe eines neuen Testsystems, wie viel Harn in Swimmingpools landet. In einem mittelgroßen Schwimmbecken (25 m x 15 m x 2m) waren es etwa 75 Liter Urin. Keine angenehme Vorstellung, bedenkt man, dass Schwimmer durchschnittlich 30 bis 50 Milliliter Wasser verschlucken. Kinder nehmen beim Herumplanschen wesentlich mehr auf. Eine Blasenentleerung vor dem Baden hilft, diesen Eintrag zu vermeiden. 

Badewasser ist auch das perfekte Milieu für die Vermehrung von Bakterien. Speziell Infektionen der Ohren und der Haut, aber auch Magen-Darm-Erkrankungen können aus dem Schwimmbecken mit nach Hause genommen werden, insbesondere wenn sich viele Menschen mehr oder weniger dicht gedrängt im Wasser aufhalten. Besonders Personen mit geschwächtem Immunsystem, wie zum Beispiel  Diabetiker, können betroffen sein. Je mehr Mikroorganismen und Schmutz ins Wasser gelangen, desto mehr muss natürlich gechlort werden. Für  manche der dabei entstehenden Nebenprodukte der Desinfektion (sogenannte trihalogenierte Methane) wird ein krebserregendes Potenzial vermutet. 

Sie müssen daher im Beckenwasser vorsorglich möglichst geringgehalten werden. Badegäste können also durch eine Verringerung ihres Stoffeintrages selbst leicht dazu beitragen, sowohl das Infektionsrisiko als auch die Chlorzugabe im Schwimmbad zu reduzieren. Und damit auch gesundheitliche Folgen und Unannehmlichkeiten wie Augenbrennen durch ein „Zuviel an Chemie“.  

Kommentare