
Diese Kleidung schützt vor Sonnenbrand
Badeanzüge, Kappen oder T-Shirts mit UV-Filter beugen Hautkrebs vor. Experten erklären, worauf es ankommt.
Von Kathrin Schräer
Sonnenlicht ist wichtig. Schließlich sorgt die darin enthaltene UV-B-Strahlung im Körper dafür, dass das für den Knochenbau benötigte Vitamin D gebildet wird. Neben diesem nachgewiesenermaßen positiven Effekt hat UV-Strahlung aber auch viele negative Auswirkungen auf Augen und Haut.
Ob beim Radfahren, am Strand oder im Garten: Wenn die Sonne im Sommer vom Himmel brennt, ist guter Schutz weit mehr als nur eine Vorsichtsmaßnahme, um die UV-Belastung und damit das Risiko für Hautkrebs zu reduzieren. Sonnencreme ist dabei schon hilfreich, noch viel effektiver ist aber Kleidung mit integriertem UV-Schutz.
Imtest, das Verbraucherportal der Funke Mediengruppe, klärte mit der Expertin Cornelia Baldermann vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die wichtigsten Fragen rund um dieses Thema.
Grundsätzlich schützt jedes Kleidungsstück vor UV-Strahlung. „Wie hoch dieser Schutz ist, hängt von der Art des Gewebes, der Porengröße, der Faserdicke, der Materialzusammensetzung und der Farbe ab“, sagt Baldermann gegenüber Imtest.
Versteckter Sonnenbrand
Der sogenannte UPF-Wert (Ultraviolet Protection Factor) bei Kleidungsstücken, der in Laboren ermittelt wird, gibt an, wie viel länger man theoretisch in der Sonne bleiben kann, bis sich unter der Kleidung ein Sonnenbrand bilden kann. Er funktioniert ähnlich wie der Sonnenschutzfaktor SPF (Sun Protection Factor) bei Sonnencreme, nur eben für Textilien.
Ein UPF von 50 bedeutet, dass beispielsweise eine Person mit Hauttyp II bei einem UV-Index von 8 mit angenommener Eigenschutzzeit von etwa 20 Minuten dann etwas über 17 Stunden (1042 Minuten) in der Sonne bleiben kann. Sprich: je höher der UPF-Wert, desto besser der Schutz. Dabei unterscheiden Fachleute drei Standards: den Australisch-Neuseeländischen Standard, den Europäischen Standard und den UV-Standard 801.
Zum Verfahren
Bei den beiden erstgenannten wird der Wert an ungedehnten, trockenen Textilien im Neuzustand ermittelt. Beim UV-Standard 801 hingegen werden die Stoffe zusätzlich auch im nassen, gedehnten und gealterten Zustand geprüft. Bei Standard 801 kann das Textil entsprechend dem Prüfergebnis mit UPF 10, 15, 20, 30, 40, 60 oder 80 ausgestellt werden. Neben Bade-, Sport- und Outdoorbekleidung können auch sogenannte Beschattungstextilien wie Sonnenschirme, Markisen oder Kinderwagen geprüft und ausgezeichnet werden.
Spätes Risiko
Gerade bei Kindern sollten Eltern auf entsprechende UV-Kleidung setzen, denn die Haut der Kleinen ist gegenüber UV-Strahlung empfindlicher als die von Erwachsenen. „Unter anderem erhöht zu viel UV-Strahlung in der Kindheit das Risiko für Hautkrebs im Erwachsenenalter“, sagt Cornelia Baldermann. Das liege daran, dass Kinderhaut anders aufgebaut ist als Erwachsenenhaut. „Die Zelltypen, die bei der Entstehung von Hautkrebs eine Rolle spielen, zum Beispiel Haarfollikel- oder Hautstammzellen, liegen bei Kindern näher an der Hautoberfläche. Dadurch sind diese Zellen der UV-Strahlung stärker ausgesetzt. Durch zu viel UV-Strahlung wird in Kinderhaut außerdem die Bildung von Pigmentmalen angestoßen. Dies ist ein weiterer Risikofaktor für Hautkrebs.
„Das Gute ist: Mittlerweile gibt es sowohl für Erwachsene als auch für Kinder eine große Auswahl an UV-Kleidung. Neben Bademode findet man ebenso Hosen, T-Shirts, Pullis und Caps aller Art im Handel.
Der Vorteil: Zum einen können Textilien UPFs aufweisen, die selbst über denen von Sonnenschutzmitteln mit sehr hohem Schutz (LSF 50+) liegen. Zum anderen ersparen sich Eltern das Ein- und Nachcremen. Freie Stellen wie etwa Gesicht und Hände dürfen nicht vergessen werden.
Wie hoch der UPF des Kleidungsstücks sein sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Entscheidend sind der individuelle Hauttyp sowie der sogenannte UV-Index. Letzterer wird täglich unter anderem auf uv-index.at im Auftrag vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie veröffentlicht. Aber auch Reflexionen an hellen Oberflächen wie etwa Sand, Asphalt, Wasser oder Schnee spielen eine Rolle, denn sie intensivieren die UV-Strahlung.
UV-Index in Österreich
Die Messungen im Rahmen des österreichweiten UV-Messnetzes der Medizinischen Universität Innsbruck ergaben, dass im Juni und Juli die höchsten Tagesspitzenwerte des UV-Index erreicht werden können: In Wien und Innsbruck liegt dieser zwischen 8 und 9. Die österreichische Gesundheitskasse schreibt zudem, dass hierzulande die UV-Belastung – unabhängig von starker Hitze – im Schnitt ab April auf einen Wert von 5–6 im UV-Index ansteigt.
Als Anhaltspunkt empfiehlt die Internationale Prüfgemeinschaft für angewandten UV-Schutz bei einem Index von 5 bis 6 einen UPF für Kinderhaut von 20 bis 40. Bei stärkerer Sonnenintensität, zwischen 7 und 8, sollten Eltern bei Kindern zu Kleidungsstücken mit einem UPF-Faktor von 60 bis 80 greifen. Gut zu wissen: UV-Schutzkleidung ist kennzeichnungspflichtig. Verbraucher erkennen sie daran, dass der UV Protection Factor (UPF) und der für die UPF-Ermittlung verwendete Standard angegeben sind.
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