Warum es eine gute Idee ist, mit dem Kind ins Museum zu gehen

Mit Kind ins Museum – das kann Nerven kosten. Oder auch nicht, wenn die Kleinen auf Papyrus malen, Polaroid-Fotos schießen oder Löwen jagen.

"Finger weg! Hör auf zu rennen! Jetzt sei doch mal leise!“ Ja, Eltern haben es nicht immer leicht, wenn sie sich mit ihrem Nachwuchs außerhalb ihrer Mama-und-Papa-Blase frei bewegen wollen. Denn Kinder sind frech, wild und wunderbar – so wollte es schon Astrid Lindgren. Und: sie sind neugierig und geborene Entdecker! Museen und Heranwachsende passen daher ganz herrlich zusammen, wenn man sie denn lässt. Ist man alleine mit den Kleinen unterwegs, einfach einen Ausstellungsflyer oder eine Postkarte aus dem Shop mit auf den Weg nehmen und das Kind die abgebildeten Kunstwerke suchen lassen. Funktioniert garantiert! Noch besser: Man überlässt es den Profis, die Burschen und Mädchen (ab drei oder vier Jahren) zu begeistern.

Man denkt vielleicht, dass klassische Kinderführungen das Maximum sind, das Museen auffahren, aber: weit gefehlt. Oft haben die Touren einen Rätsel- bzw. Schnitzeljagd-Part, es wird im Anschluss gekleckst, geschnitten und experimentiert. Im Naturhistorischen Museum Wien können ältere Kinder sogar übernachten und im Landesmuseum Burgenland den Keller erkunden. 
 

©Naturhistorisches Museum Wien / Kurt Kracher

Pola-wie?

Starten wir im Belvedere in Wien, dessen Kalender mit circa 200 Familienterminen pro Jahr gefüllt ist. „Mit Baby ins Museum“ ist eine in Wien fast einzigartige Veranstaltungsreihe. Hier dürfen die Babys auch wirklich über den Boden krabbeln, ohne dass sich jemand daran stört und mal aufschreien, ohne dass tadelnd geschaut wird. Letzteres ist  auch noch bei der Altersgruppe drei bis sechs Jahre durchaus ein Thema. Auch hier punktet das Belvedere. „Fotoblitz und Lachgesicht“ oder „Total skulptural“ hört sich gut an und ist es auch. Die Kombi aus Führung und Workshop richtet sich an 3 bis 13-Jährige in Begleitung eines Erwachsenen.

©KHM-Museumsverband / Daniel Auer

Auch digitaler Content ist seit Corona ein Thema – im Belvedere („Kunstpause für zuhause“) genauso wie in anderen Häusern. Im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek ist sogar Augmented Reality angesagt – und das inmitten von bis zu 500 Jahre alten Büchern und alarmgesicherten Absperrungen. Das Tablet gibt’s nur für 7+, aber die Jüngeren sind auch mit Geheimtüren, Riesengloben und magischen Tierwesen zu begeistern. Es ist eine brillante Idee des Teams Kinder zum Beispiel auf die Suche nach Löwen zu schicken. Und man findet sie wirklich überall: auf Statuen, in den Fresken und Büchern; auch wenn man die nicht berühren darf. Das ist quasi wie Verstecken spielen in  Hochkultur-Variante und mit „instagrammable“ Barock-Background.

Einmal ums Eck – am Wiener Heldenplatz – findet sich das Papyrusmuseum, das zur Österreichischen Nationalbibliothek gehört. Papyrus, altes Ägypten, Pharaonen, Hieroglyphen – das zieht bei Kindern, wie auch Markus Resel, Papyrologe in der Nationalbibliothek, bestätigt. Schon seit 1995  gibt es das Kinderprogramm, so berichtet er. Seit damals der Renner: Schreiben auf Papyrus. Und seit 2018 richtet man sich auch an Drei- bis Sechsjährige, „da sich gezeigt hat, dass auch Kinder dieses Alters für das Thema Ägypten zu begeistern sind“.

Für Kindergarten-Kinder gäbe es, so der Historiker, nur wenige Angebote. „Einmal kam eine Besucherin mit ihrer Familie extra mit dem Frühzug aus Linz, um an einer Führung um 10.30 Uhr teilzunehmen.“ Nach „Zu Besuch beim Krokodil am Nil“ planen die Kulturvermittler daher aktuell ein zweites Format für diese Zielgruppe. Bis zum dritten Geburtstag müssen Eltern also durchhalten und den Nachwuchs zumeist alleine durchs Museum schleusen, ab dann gilt aber: Wehe wenn sie los gelassen! Die Kinder, nicht die wilden Tiere.

Gustav Klimt zieht auch hier immer; „Es werden aber auch gerne Angebote angenommen, bei denen wir aktuelle Themen wie Umwelt oder vergangene Epochen wie Biedermeier behandeln“, teilt Kunstvermittler Markus Haller seine Erfahrungen. Bei „Fotoblitz und Lachgesicht“ gibt es sogar original 1990er-Polaroid-Kameras mit auf den Weg. „Wie? Damit kann man Fotos machen?“ wundert sich da der 2017er-Jahrgang. „Wir merken, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene durch das Medium Fotografie einen schnellen Zugang zur Kunst bekommen.“

Kommentare