Pinguine in Salzburg: Zu Besuch bei den Ausbrecherkönigen im Zoo
Die Brillenpinguine unternahmen schon mehrmals Ausflüge außerhalb der Zoomauern. Sie zählen heute zu den Publikumslieblingen.
In Reih und Glied watscheln sie daher, wenn Pfleger Markus Gruber den Kübel voller Heringe abstellt. Dann werden 23 Schnäbel erst einmal weit aufgerissen.
Sie heißen Ona, ein Problem-Küken, das per Hand aufgezogen wurde. Emma, Pinguin-Dame mit besonders sonnigem Wesen. Kowalski, jener Ausbrecher, der schon einmal in einem nahen Maisfeld saß und aufgegriffen wurde. Oder Gremlin, der jüngste Pinguin, der gerade seinen Babyflaum verlor und jetzt im weitläufigen Becken das Tauchen übt.
Anfang Juli zogen die ersten in die neu errichte Anlage im Zoo Salzburg ein. Die außergewöhnlichen Vögel gehören mittlerweile zu den Stars für viele Tiergarten-Fans. Woran das liegt? "Vermutlich is es ihr unbeholfener Gang", vermutet eine Besucherin.
"Ausflüge" bleiben ein Rätsel
Die Brillenpinguine, die seit 2021 mit zwei gelungenen Ausbrüchen für Schlagzeilen sorgten, machen nicht den Eindruck, dass sie wie im Filmhit „Madagascar“ wieder einen Fluchtversuch planen könnten: „Es wird ein Mysterium bleiben“, meint Revierleiter Andreas Gfrerer und erzählt, dass zusätzliche Kameras eingebaut wurden. Denn ganz von der Hand weist man hier die Theorie nicht, dass ein ungebetener Tierfreund einen Ausbrecher entführt haben könnte.
Dass ihre Felslandschaft erstmals wieder weiß angezuckert ist, regt die Pinguine, die in freier Wildbahn stark gefährdet sind, nicht auf. Eine Fettschicht wärmt, ihr Gefieder isoliert. All zu tiefe Temperaturen oder brütende Sonne meiden sie aber eher.
Im hinteren Bereich gibt es Bruthöhlen – natürlich, oder angelegt, je nach Belieben der Pinguine. „Manche haben sich sogar selbst Mulden gegraben und mit Nistmaterial ausgekleidet“, erzählen die Pfleger.
Schon mehrmals gab es Nachwuchs
Mehrere Küken schlüpften schon in Salzburg. Jedes Mal wieder ein Wunder der Natur. Tagelang sei oft schon zu beobachten, wie die Schnäbel sich durch die Schale pecken. Die Pfleger lassen die Eltern in dieser sensiblen Zeit weitgehend alleine. Ob Mädchen oder Bub, weiß man zu Beginn gar nicht: „Dafür müssen Federproben eingeschickt werden“, erklärt Gfrerer.
Ein Indoor-Bereich ist Rückzugsort. Spezielle Matten werden dann ausgelegt. Draußen sorgen Schotter, Sand und Schwemmholz für Massage. Gfrerer: „Ihre Füße müssen ständig durchgeknetet werden, weil sie sonst Schwielen bekommen.“ Im Keller verbirgt sich eine hochtechnische Filteranlage für den luxuriösen „Swimmingpool“ der Publikumslieblinge.
Pinguine
Pinguine (Spheniscidae) sind eine Gruppe flugunfähiger Seevögel.
Sie leben auf der Südhalbkugel und sind in freier Natur stark bedroht. Brillenpinguine sind mittlerweile die einzige frei lebende Pinguinart in Afrika. Namensgebend sind die brillenförmigen Hautflecken rund im die Augen.
Größte Gefahr im Klimawandel: Es gibt weniger Futterquellen. Durch den Anstieg der Wassertemperatur in den Ozeanen verändern sich die Strömungen und damit die Routen der Fischschwärme.
Was am Speiseplan steht
Bis zu zehn Kilo Fisch stehen täglich für die ganze Kolonie am Speiseplan. Im Sommer ist die Fütterung noch aufwendiger, weil zweimal pro Woche in den Futter-Fischen Tabletten gegen Vogelmalaria präpariert werden: Dann achten Markus und seine Kollegen ganz genau auf geordnetes Fressen. Denn es gibt auch bei den Pinguinen zweifelhafte Charakterzüge, jene Vögel etwa, die sich beim Fressen gern vordrängen oder auf andere einhacken.
Küken mit besondere Bindung zum Menschen
Zu Ona hat der Pfleger eine besonderes enge Bindung: Wochenlang musste er mit Fischbrei und Vitaminen aufgepäppelt werden und erwies sich als kleiner Nimmersatt. Jetzt ist Ona längste über den Berg: „Er wächst wie eine Rakete.“
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