Woman's hand holding a colorful bouquet of wild flowers in summer - Stock-Fotografie

Kalt-warmes Wetter: Wie Frühblüher und Allergiker reagieren

Frisches Grün lässt noch auf sich warten. Aber Allergiker erleben bereits einen Vorgeschmack auf die Saison.

Praktisch schon Mitte März und nicht wirklich frisches Grün in Sicht: Zäh lässt sich der Frühling heuer an. Wenn Ihnen das Warten schon zu lange dauert, ein kleiner Tipp: Sie sollten das Pielachtal südlich von St. Pölten besuchen!

Dort ist es zwar so kalt wie auch anderswo und austreibende Pflanzen sind rar. Knallig-gelbe Farbtupfer findet man dort momentan allerdings bereits; und das sind Perspektiven, die man auskosten sollte. Kaum sonst wo gibt es so viele Dirndlsträucher wie im Pielachtal. 60.000 bis 70.000 dürften in der hügeligen Voralpenlandschaft wurzeln, wird geschätzt. Und die sind derart antizyklisch gepolt, dass ausgerechnet jetzt ihre Hochblüte ansteht. Sogar von Minusgraden lassen sich die Sträucher der Kornelkirsche, so ihr offizieller Name, nicht beeindrucken.

Die niedrigen Temperaturen der vergangenen Wochen haben zumindest einen Vorteil: Sie verschafften jenen Menschen, die auf Frühblüher allergisch reagieren, eine Verschnaufpause. Wenn dies auch erwartungsgemäß nur eine Verzögerung sein wird, wie Uwe Berger, Leiter des Pollenwarndienstes an der MedUni Wien betont. Vor allem auf die Blühbereitschaft der Birke hatten diese „Wettersprünge“ von warm auf kalt Auswirkungen. „Wir hätten sie heuer schon früher erwartet, jetzt rechnen wir im Osten Österreichs zwischen 22. und 24. März damit.“

Einfluss von Wind

Die ersten im alljährlich aufs Neue beginnenden Allergie-Reigen sind die Birkenpollen allerdings nicht. Erle und Hasel sind noch früher dran und machten den darauf reagierenden Allergikern bereits Beschwerden. Insbesondere in tiefen Lagen sollten sie ihren Höhepunkt aber bereits hinter sich haben und nur mehr in höheren Lagen für Symptome sorgen. Allerdings veränderte der starke Wind am Wochenende die Situation ein weiteres Mal. „Dadurch wurden Allergene von Erle und Hasel massiv in tiefere Lagen verfrachtet“, erklärt Berger.

Belastungen

Noch eine Auffälligkeit hat das in puncto Pollenbelastung noch recht junge Jahr 2023 vor den Hauptsaisonen schon jetzt zu bieten. Experte Berger beschreibt die Situation als „äußerst ungewöhnlich“. Denn einerseits sind die in den Messstationen dokumentierten Pollenmengen von Erle und Hasel gering. „Bei der Erle lagen die Mengen heuer weit unter dem Durchschnitt. Bei der Hasel waren die diesjährigen Spitzen beim Durchschnitt anderer Jahre.“

Andererseits klagten Allergiker bereits in der ersten Jännerwoche über Belastungen durch Haselpollen. „Um rund vier Wochen zu früh.“ Zusammengefasst: ein Paradoxon. „Patienten kontaktierten uns wegen enormer Beschwerden – obwohl die Pollenbelastung definitiv geringer ist.“ Die Gründe dafür sind unklar. Das Immunsystem könnte nach den Schutzmaßnahmen der Coronajahre überschießend reagieren, ist eine Theorie. Eine andere: Der Klimawandel versetzt die Frühblüher unter Stress, und das ausgeschüttete Stressallergen macht wiederum Allergikern zu schaffen.

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