Der Tag danach: Überraschende Kater-Fakten

Ein Katzenjammer: Warum der Schädel brummt und es kein Anti-Kater-Wundermittel gibt.

Vom Katarrh über Schimpansendusel bis zur „Hangxiety“: erstaunliche Erkenntnisse zum Thema „Kater“. Wussten Sie, ...

… dass sich der Begriff „Kater“ erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts findet? Er dürfe auf das Wort „Katarrh“ zurückzuführen sein – für „Unwohlsein“, „Schnupfen“. „Seinen Kater spazieren führen“ sagten angeblich Leipziger Studenten nach einer durchzechten Nacht und beschrieben den Zustand nach einem Vollrausch. Das Wort „Kotzenjammer“ drückte das Leid beim „Erbrechen danach“ aus.

… dass der Fachbegriff für den Zustand nach Exzess „Veisalgia“ lautet? Das mag nach einer Göttin klingen, steht aber schlicht für „postalkoholisches Intoxikationssyndrom“.

… dass aufgrund des Abbaus von Alkohol vor allem in der Leber, giftiges „Acetaldehyd“ entsteht und hauptverantwortlich für alles Übel ist? Der Satz „Acetaldehyd, du Hund“ ist beim Kater also angebracht.

… dass manche Drinks erhöhtes Katerpotenzial haben? Bei der Spirituosenherstellung entstehen durch Fermentation und Destillation Nebenprodukte wie zum Beispiel „Kongenere“. Whiskey, Rotwein und Brandy enthalten mehr davon. In weißen Getränken wie Weißwein, Wodka und Gin ist weniger drin.

… dass auch Tiere einen Kater haben können? Wissenschafter beobachteten Affen im afrikanischen Guinea, die sich besaufen. Mit Palmwein, den sich Schimpansen mithilfe eines Blattes angeln. Diese Party findet in der Palmkrone statt, danach dösen sie und lassen den Wein sein – vermutlich wegen des Katers.

… dass man noch am Tag danach eine Fahne haben kann? Ein geringer Prozentsatz des konsumierten Alkohols wird über die Lunge abgeatmet sowie über die Haut geschwitzt und über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden.

… dass zwar immer wieder neue Anti-Kater-Wundermittel angepriesen werden, aber keines hilft? Das zeigte eine Metastudie vergangenes Jahr. Auch das neue Anti-Kater-Nahrungsergänzungsmittel „Myrkl“ dürfte daran kaum etwas ändern. Laut der Faktencheck-Plattform „Medizin Transparent“ scheint es keine Hinweise auf Wirksamkeit zu geben. Der Markt für solche Mittel soll bis 2028 dennoch um 14,6 Prozent jährlich wachsen. Angetrieben wird der Hype oft im Netz. So war in deutschen Apotheken das Elektrolytgetränk „Elotrans“ (bei Durchfall) kürzlich ausverkauft, weil es auf Tiktok und Instagram als Katermittel angepriesen wurde. Zwar gerät der Elektrolythaushalt nach erhöhtem Alkoholkonsum durcheinander, Wunder sind dennoch keine zu erwarten. Außerdem wird vor Wechselwirkungen gewarnt.

… dass es das Phänomen „Hangxiety“ gibt? Es setzt sich aus den englischen Wörtern „Hangover“ (Kater) und „Anxiety“ (Angst) zusammen. Man fühlt sich nach zu viel Alkoholgenuss psychisch angeschlagen, manche erleben Panikattacken.

… dass die Faktenlage rund um Alkohol eher ernüchternd ist? Er weist, neben Nikotin, die größte Krankheitslast auf. Laut OECD-Bericht werden in Österreich zwölf Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr in der Bevölkerung ab 15 Jahren konsumiert. Diese Menge entspricht rund zweieinhalb Flaschen Wein oder 4,6 Litern Bier pro Woche und pro Person.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

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