World of Wine in Porto: Das Leben sollte mehr Rosé sein

Aldo Sohm urteilt: „Portugal ist ein schlafender Riese des Weins.“ Und Aldo Sohm ist nicht niemand. Sondern einer der renommiertesten Sommeliers der Welt. „Momentan liegt es für mich direkt hinter meinem Lieblingsland Spanien“, sagt der österreichische Wahl-New-Yorker in seinem kürzlich veröffentlichten Guide „Einfach Wein“ (Prestel) weiter.

Das Herz dieses „schlafenden Riesen“ ist zweifelsohne die Stadt Porto. Dort, wo der Douro in den Atlantik mündet, befindet sich auch das Luxus-Wein-Hotel The Yeatman, das eine einmalige Aussicht auf das UNESCO-Weltkulturerbe bietet. Das Gebäude (siehe Bild oben) thront über einem der wohl größten europäischen Tourismusprojekte der letzten Jahre: World of Wine. Dieses Konzept ist vor allem mit einem Namen verbunden: Adrian Bridge. Der baumlange Brite hatte vor Jahren eine Idee, wahrscheinlich bei einem oder zwei Glaserln Portwein: Porto braucht ein Museumsquartier, ein Zentrum für guten Geschmack, Kunst und Kultur, Wein und Design.

Museumsviertel statt verfallenen Lagerhallen

Nach fünfjähriger Bauzeit und einem pandemiebedingt naturgemäß mäßigen Start schlendern nun immer mehr Menschen durch das fünfeinhalb Hektar große Areal im historischen Weinviertel Vila Nova de Gaia, das sich am südlichen Flussufer des Douro erstreckt. Da, wo jetzt zahlreiche Museen, eine wunderschöne Aussichtsplattform samt Restaurants, Bars und Shops auf den Besucher warten, faulten vor Jahren noch alte, verlassene und nicht mehr funktionstüchtige Weinlagerhallen vor sich hin. Bis sich Adrian Bridge in dieses Viertel verliebte. Der 59-jährige einstige Offizier der britischen Armee, der in den Neunzigerjahren in das Familienunternehmen seiner Frau, das Portweinhaus Taylor’s, eingestiegen ist, kaufte, was es zu kaufen gab und ließ zunächst das Fünfsternehotel errichten.

2010 eröffnet, gilt The Yeatman als Paradies für Weinliebhaber. Es gibt einen exklusiven Spa-Bereich, wo Bio-Traubenkosmetik zur Anwendung kommt, und selbst der Außenpool hat die Form einer Weinkaraffe. Das hoteleigene Restaurant (zwei Michelin-Sterne) und der dazu gehörende Weinkeller, in dem stets zirka dreißigtausend edle Tropfen lagern, sind wahrlich gute Argumente, um sich dort ein, zwei Nächte zu gönnen.

Schokolade und Mode

Die World of Wine wurde 2020 fertiggestellt. Sie hat in Summe 103 Millionen Euro verschlungen, die Hälfte stammt aus EU-Fördertöpfen für Stadtentwicklung. Entstanden ist ein eigener Kulturbezirk, in dem man sich in sieben (!) Museen umfassend informieren kann. Bei den Ausstellungen setzt man auf eine zeitgemäße, interaktive, spielerische und daher auch für Kinder ansprechende Wissensvermittlung.

Die „Wine Experience“ nimmt die Besucher zum Beispiel mit auf eine Sinnesreise rund um die portugiesischen Weinregionen, Klimazonen, Rebsorten und Produktionsmethoden, die den Wein des Landes so vielfältig machen. Das Thema Kork (Ernte und Verarbeitung) wird in einer eigenen Dauerausstellung ausführlich aufgerollt. Während Geschichtsinteressierte im Museum „Porto Region Across The Ages“ Einblicke in die reiche Historie Portos bekommen, beleuchtet das „Porto Fashion & Fabric Museum“ die einst für das Land wirtschaftlich so wichtige Modeindustrie.

„Natürlich steht der Wein im Vordergrund, aber auch sonst steht World of Wine sinnbildlich für alles, was Portugal am besten kann“, sagt Adrian Bridge. Dazu gehört auch das Schokolademachen. Wer skeptisch ist, sollte sich durch das breite Angebot von „Vinte Vinte“ kosten. Diese Schokoladenmanufaktur produziert inmitten des Kulturviertels im Bean-to-Bar-Verfahren. Die dafür benötigen Zutaten kommen aus der ganzen Welt, persönlich ausgewählt von Pedro Martins Araújo, dem Schokoladenmeister, der stets auf der Suche nach dem feinsten Geschmack und der höchsten Qualität des Kakaos ist. Wer sich davon überzeugen möchte: Die Schokolade ist in Österreich aktuell nur in einem Laden in Wien erhältlich – bei Loja Portuguez in der Gersthofer Straße Nummer 8.

Zurück nach Porto: Das zuletzt eröffnete „Pink Palace“ ist das poppigste aller WOW-Museen. In elf Räumen erfährt man viel über die Produktion von Roséweinen und verkostet dabei unterschiedliche Rosés vor fotogenen Kulissen. Mit den dabei gemachten Fotos kann man sich dann auf Instagram einige Likes holen. Zum Finale wird eine Kostprobe des Croft Pink Rosé Port serviert, ein von Adrian Bridge selbst kreierter Portwein. Saúde! Prost!

Wer dieses Museum ohne einen klitzekleinen Rausch verlässt, hat etwas falsch gemacht.