Geht das? Weitwandern mit Kind als Next-Level-Ausflug
Der Salzburger Almenweg im Großarltal bietet auf vielen seiner 25 Etappen die Möglichkeit, dem Nachwuchs die Faszination des „Obenbleibens“ zu zeigen. Und den Charme einer Alm.
Der Blick des Elfjährigen haftet auf dem Filzmoossattel. Dort stand er vor über vier Stunden und sah rüber zur Ellmaualm, wo er jetzt bei einem Hollersaft sitzt. Dazwischen liegt das breite Ellmautal, dazwischen liegen über sieben Kilometer und knapp vier Stunden auf dem Ellmauer Höhenweg, vierhundert Auf-und-Ab-Höhenmeter und – weil es erst Anfang Juni ist – einige Schneefelder. Aber jetzt ist es geschafft, das Etappenziel ist erreicht. Jetzt steht vor der Nase ein kühles Getränk und der Filzmoossattel liegt weit zurück.
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Der Blick des Vaters haftet auf seinem Sohn. Der Etappenanfang heute früh versprühte die Leichtigkeit einer Wanderpostkarte: herzlicher Abschied von den Wirtsleuten der Tappenkarseehütte, ein bisschen Vater-Sohn-Geblödel am See, in dem sich umliegende Gipfel der Radstädter Tauern spiegeln, kurze Entdeckung des Froschlaichs im Uferwasser. Es folgte ein knackiger Aufstieg zum Draugsteintörl, der schöne Panoramaweg unter dem mächtigen Draugstein zum Filzmoossattel – und eben der Ellmauer Höhenweg. Insgesamt sieben Stunden durch Latschen, mit Fröschen (die über Schnee hüpfen), Gipfelkreuz, Rastpausen. Mit Schwitzen und Lachen, mit Freude und Anstrengung. Und jetzt schaut der Bub glücklich auf den Weg zurück. Und der Vater hat feuchte Augen.
Es ist für viele Eltern schon ein Glück, wenn sie den Nachwuchs ab und zu ohne Maulen zu einer Wanderung überreden können. Ich habe das Glück, dass meine Kinder gerne auf den Berg mitgehen. Wer dieses Glück hat, will den Tag mit ihnen irgendwann da oben beenden. Tagestouren sind schön, aber so richtig faszinierend wird der Berg erst, wenn man oben schläft.
Der passende Weg
Für das Weitwandern mit Kind eignen sich nicht alle Etappenwege der Alpen. Die Strecke soll ohne Klettern auskommen, bei Wetterumschwung nicht gefährlich sein und im Bestfall spontan verkürzt werden können. Alles Vorzüge, die der Salzburger Almenweg bietet. Dazu kommen liebliche Kulisse, gute Erreichbarkeit – und 120 Almen auf den 350 Kilometern: zum Essen, zum Spielen, Übernachten und zum Schauen, Kühe-Anstarren und Frische- Milch-Kennenlernen.
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Am ersten der drei Vater-Sohn-Wandertage geht es von Großarl – wo sich einige der Hotels für Vor- oder Nach-Wander-Urlaub aufdrängen – über Hüttschlag hinauf zum Karteistörl. Diese Etappe 11 des Salzburger Almenwegs kann man getrost mit dem Taxi verkürzen und erst auf 1.500 Metern Seehöhe losgehen. Denn: Beim (Weit-)Wandern mit Kind soll das Pragmatische vor dem Prinzip stehen. Und sie mögen keine stundenlangen öden Aufstiege durch den Wald. (Überraschung!)
Ab der Karteisalm aber schält sich das Bergpanorama aus dem Wald, im Juni (früher kann man den Weg nicht wirklich gehen) sind die Hänge noch strohig und braun vom Winter, zugleich nass vom Schmelzwasser und überall brechen die ersten Blüten, wie die hübsche Alpen-Kuhschelle, heraus. Der Aufstieg zum Törl ist zum Aufwärmen machbar – und dahinter sieht man bald den idyllischen Tappenkarsee. An diesem (angeblich größten) Gebirgssee der Ostalpen liegt auch eine der besuchenswertesten Alpenhütten. Andrea und Hannes Höller haben hier einen Ort geschaffen, an dem Bergsteiger wie Wanderer in der Stube gerne an einen gelungenen Tag zurückdenken. Oder sich Elfjährige nach der Würstelsuppe noch zu einer Runde Uno mit Papa hinreißen lassen – auch weil kein Handyempfang ist :-) – und dabei glücklich dreinschauen. Alles kann so einfach sein, wie es sich Eltern wünschen.
Der dritte Tag bietet schon kurz nach der Ellmaualm ein Highlight: Die moorigen Trögseen liegen am Kamm aufgereiht wie eine Kulisse für Heimatfilme und leiten Richtung Karalm. Dort zieht die Etappe 13 des Wegs zu weiteren Almen Richtung Norden ... aber für uns geht es zurück nach Großarl. Und der Schluss ist noch ein Knaller: Der Weg an den Flanken des Karriedels und Saukarkopfs führt durch märchenhafte Waldstücke und über verwunschene Lichtungen bis zu den Wiesen der Saukaralm. Diese letzte – eben dahinlaufende – Dreiviertelstunde sollte man auf eine ganze oder mehr ausdehnen. Mit Pausen unter Felswänden, Starren auf Moosflächen, Blütenmeer ... es gibt so viel anzuschauen.
Die Saukaralm ist die höchstgelegene Alm im Großarltal und hat den besten Blick der Welt. Zumindest motiviert das Panorama den Sohn, die Wanderkarte aufzuschlagen – um der Frage auf den Grund zu gehen, wohin die nächste Etappe eigentlich führen würde. Der Vater sitzt wortlos daneben. Wortlos, aber dankbar.
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