Tiflis: Eine Stadt geboren aus heißen Quellen

Badehäuser, futuristische Röhren und ein Wasserfall: Die georgische Hauptstadt Tiflis verblüfft auf mehreren Ebenen

Dicht schmiegen sich schlichte Badehäuser aneinander. Aus den Flachdächern wölben sich große und kleine Kuppeln. Ihre rotbraunen Tonziegel verleihen der Szene ein orientalisches Flair. Die Bäder werden von Dutzenden Thermalquellen gespeist, die vor Jahrhunderten entdeckt wurden und als Namensgeber der Stadt gelten. Tbili bedeutet „warm“, davon leitet sich der international gebräuchliche Name Tbilissi ab: Ort der warmen Quellen. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich Tiflis durchgesetzt.

Ein schmales Flüsschen rinnt an den Bädern vorbei, gegenüber eine prächtige Fassade, geschmückt mit orientalischen Mosaiken in Blau- und Türkistönen. Es ist eine der neueren Badeanlagen, das 1893 erbaute Chreli Abano. Der Dichter Alexander Puschkin soll schon von diesem außergewöhnlichen Bad geschwärmt haben, „Nicht in Russland, nicht bei den Türken, fand ich Köstlicheres als die Bäder von Tiflis!“, ist auf einer Tafel beim Eingang zum Bad nachzulesen.

Eine Oase der Ruhe

Hinter den Badehäusern wird das Tal enger, einzelne Häuser kleben wie Schwalbennester hoch oben an der steilen Felswand, mit mehreren Stockwerken und verglasten, mit Holzschnitzereien verzierten Balkonen. Das Tal windet sich und wird zur Schlucht, der Lärm der Großstadt mit ihrem dichten Autoverkehr zu Stoßzeiten ist plötzlich wie ausgeblendet. Es ist hier eine andere Welt, die Rückseite des Berges Tabori mit seinem botanischen Garten und der Nariqala-Festung ganz oben.

©Manfred Ruthner

Nur Vogelgezwitscher und das Plätschern des Flüsschens sind wahrnehmbar, der Fußweg wechselt mehrmals das Ufer, schmiedeeiserne Geländer sichern die Brücken. Dann endet die Schlucht unvermittelt. Ein imposanter Wasserfall stürzt vom steilen Felsen herab, eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt und ein romantischer Platz für ein Selfie zu zweit.

Eine kurze Wendeltreppe führt hinauf zum Eingang der Nariqala-Festung, die über Tiflis thront. Ein imposanter Ausblick bietet sich auf die ganze Stadt. Modernen Bauten ragen aus dem schier unendlichen Häusermeer. Der goldene St. Georg leuchtet von der hohen Steinsäule inmitten des Freiheitsplatzes, mit seinem Schwert macht er der Schlange den Garaus. Unweit davon beginnt die Altstadt, wo sich die Häuser mit ihren bunten Holzbalkonen zwischen schmalen Gassen und steilen Treppen an den Hang des Berges drängen. Dazwischen glänzen goldene Kuppeln jahrhundertealter Kirchen in der Sonne. Über der Stadt wacht eine riesige, mit hellem Aluminium beschichtete Statue: Kartlis Deda, die „Mutter Georgiens“.

©Manfred Ruthner

Das Wiedereintauchen in das Stadtleben gelingt bequem und zugleich spektakulär mit der vor zehn Jahren eröffneten Gondelbahn, die die Festung mit der Innenstadt verbindet. Während der Fahrt eröffnen sich Blicke auf wunderschön renovierte Viertel, auf die breite Prachtallee der Rustaveli Avenue mit Regierungsgebäuden, dem Nationalmuseum und der Oper. Schließlich quert man mit Sicht auf den monumentalen Präsidentenpalast, parallel zur modernen Metall- und Glaskonstruktion der Friedensbrücke, den Kura-Fluss. Die Talfahrt endet im neu angelegten Rike-Park mit seinen Rosengärten, Springbrunnen und Spielplätzen für Kinder. Mittig liegen zwei riesige, futuristisch anmutende Röhren, künftig als Ausstellungs- und Konzerthallen zu besuchen. Ein authentischer Blick in die Zukunft von Tiflis. Von Manfred Ruthner

©Grafik

Informationen und Tipps zu Tiflis

Anreise
Nonstop mit  Whizzair ab Wien. -Kompensation mit atmosfair.de: 32 € 

 

Kulinarik
Die  Küche Georgiens, reich an Kräutern und Gewürzen, und georgische Weine erlebt man  im Restaurant Azarphesha, wo der Chef nach altem Brauch nach jedem Gang einen Trinkspruch ausbringt und zusammen mit seiner Tochter Lieder Georgiens anstimmt 
 

Unterkunft 
Das Stamba Hotel liegt in einem ehemaligen Verlagsgebäude zehn Gehminuten vom Zentrum. Seine raumhohen Bücherwände und nostalgische Beleuchtungen verbinden Vintage mit Moderne

 

Schwefelbäder 
Private Bäder kann man im Chreli Abano mieten, von einfachen heißen Wasserpools bis zu mosaikverzierten Räumen mit verschiedenen Becken und Saunen. Zusätzlich werden Massage und Peeling angeboten

 

Weitere Informationen
georgien.net
georgia-insight.eu/regionen/tbilissi-tiflis 

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