Immer am Wasser entlang: Mit Schiff und Rad durch Flandern

Per Luxus-Hotelkahn und Fahrrad die Wasserwege der Niederlande und Belgiens erobern.

Überblick

Region

Niederlande & Belgien

Einwohner

6.630.000 

Währung

Euro (€)

Blond gelockt, strahlend blaue Augen, braun gebrannt, sympathisches Grinsen: Das ist Walter van Berkum, ein echter Seebär. „Herzlich willkommen an Bord!“ Die Begrüßung könnte nicht freundlicher sein, als ich nach einem unmenschlich frühen Morgenflug drei Tage später als der Rest der Gruppe an Bord des Premiumschiffs Magnifique IV gehe.

Während ich oude (gereiften) Gouda und Salat genieße, erzählt Walter: Der studierte Umweltkundler ist Kapitän und Eigner der Magnifique IV (sowie Magnifique II und III). Mit viel Liebe und Aufwand baute er vier ehemalige Flussfrachtkähne um und bietet diese nun als schwimmende Luxushotels für Radreisen der feinsten Art an. Die pure Farbgestaltung in Schwarz und Weiß, Echtholzböden, nostalgische Holzvertäfelungen, Teakholz-Bar, gemütliche Couchen – das alles erinnert eher an einen Pariser Salon als an ein Boot.

©Boat Bike Tours

Die Kabinen verfügen über Boxspringbetten, Schiebefenster bis zum Boden und eigenes Bad mit WC und Dusche. Die Radreisen gibt es als Wochentour bzw. halbiert; Kurzurlauber klinken sich in die Gruppe ein oder reisen früher ab.

Radurlaub auf der Magnifique IV bedeutet sportliche Betätigung gepaart mit gepflegtem Deckleben und hochwertiger Kulinarik. Nach dem Frühstück mit selbst gebackenem Brot treffen wir uns mit Radguide Hester an Deck, um die Gruppen-Radtour in den niederländischen und belgischen Flusslandschaften zu besprechen. Wer individuell biken will, wird mit ausführlichem Karten- und Infomaterial versorgt. Als rollender Untersatz stehen E-Bikes oder „normale“ Räder zur Wahl. Hester sieht meinen fragenden Blick und lacht: „Bei uns gibt es immer Gegenwind. Das sind die Berge Hollands!“ Am Nachmittag sind wir zurück an Bord (das schwimmende Hotel folgt den Radlern), danach ist Entspannung am Sonnendeck angesagt – vorzugsweise im Whirlpool. Die warme Blubbermassage ist genau das Richtige für müde Radlerbeine.

©Jörg-Brosche Claudia

Die Landschaft zieht gemächlich vorbei, während die Magnifique IV mit maximal sechzehn Kilometer pro Stunde fährt: breite Wasserwege, Pappelalleen, weite Felder, Windräder und selten alte Windmühlen als landmarks, hin und wieder eine Schleuse oder Ortschaft. Als wir nach Antwerpen hineinschippern, bleibt niemand entspannt sitzen: Die Fahrt durch den zweitgrößten Hafen Europas (und größten Belgiens) dauert über eine Stunde, die gewaltigen, schaurig-schönen Industrieanlagen faszinieren und wirken im goldenen Abendlicht nahezu romantisch. Bei Sonnenuntergang ruft Bastiaan van Os. Der Küchenchef der Magnifique IV verwöhnt abends mit wechselnden Themen-Menüs: Fisch, italienisch oder indonesisch – stets köstlich! Eine erfreuliche Überraschung, genießt doch Holland nicht den besten kulinarischen Ruf.

Adrette Städtchen entdecken

Die Rad-Tagesetappen sind zwischen vierzig und siebzig Kilometer lang. Großteils flach geht es entlang oder nahe der zahlreichen Kanäle und Seitenarme der Schelde sowie des Gent-Brügge-Kanals. Wir radeln auf Radwegen, aussichtsreichen Dämmen, durch Getreide- sowie die berühmten Blumenfelder Flanderns und entdecken entschleunigt die Sehenswürdigkeiten Südhollands und Belgiens. Da geht es in adrette Städtchen, die niemand am Schirm hat: Bergen op Zoom mit seinem großartigen mittelalterlichen Hauptplatz; Temse mit rotem Backstein-Rathaus; Laarne bietet ein stolzes Schloss und die angeblich beste Bäckerei Flanderns.

©Jörg-Brosche Claudia

Auch weltberühmte Kostbarkeiten wie Gent oder Brügge liegen am Weg. Noch lässt der internationale Tourismus aus und wir genießen die mittelalterliche Pracht in himmlischer Ruhe.

Eine Station ist eine Überraschung Hesters: Das „Gekke Fietsen Museum“ (närrisches Rad-Museum) im belgischen Dorf Nevele. Diese private Sammlung beherbergt in einem Container die verrücktesten Drahtesel-Modelle, die man sich vorstellen kann: in Schuhkartongröße; mit verkehrt angeschlagenem Lenker; vorne Traktor-, hinten Kinderfahrradreifen; Bikes, die sich beim Treten im Kreis drehen oder als Tandem entgegengesetzte Sattel und Lenker haben.

©Jörg-Brosche Claudia

Das Beste: Für Interessierte werden diese Kuriositäten herausgeholt und dürfen ausprobiert werden. Begeistert wie Kinder stolpern und holpern wir durch die dichte Nebellandschaft und kriegen Bauchschmerzen vor Lachen. Eine neue Rad-Erfahrung!

©Grafik

Info

Klimafreundliche Anreise

ÖBB-Nightjet nach Amsterdam Centraal  (14 h 20 min) oder Brüssel Midi (13 h 42 min), oebb.at, nightjet.com  

Wohnen am Schiff

Die schwimmenden Hotels Magnifique II, III und IV bieten jede Menge Komfort mit 17 bis 21 Doppelkabinen; Kabinen: 16 , Dusche, WC,  großes Schiebefenster;  Restaurant, Bar  und  Sonnenterrasse. Sehr gute Kulinarik. floatinghotel.nl

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