Museumsinsel in Berlin

Reisetipps für Berlin: Bikini-Haus und Affenzirkus

Wo man in der Metropole die besten Pommes mit Huhn isst und der Blaue Engel wohnte, kann man per Rad entdecken. Genau wie den einzigen Berg der Stadt und die neue Mitte, das Viertel, mit dem sich Berlin neu erfindet.

Überblick

Anreise

Ab Wien etwa 1,15 Std. 

Alternative Anreise

Ab Wien mit dem nightjet 11 Std 40 Min.

Der erste Blick bei der Ankunft im Herzen Berlins? Er fällt auf Affen … Affen überall. Vorausgesetzt man kommt direkt beim S-Bahnhof Zoo an und schlendert auf der Suche nach einem Café durch die angrenzenden Galerien des "Bikini Berlin". Denn nicht im Bikini, sondern mit Affen sitzt man in Berlins erster Concept Mall.

➤ Hier mehr lesen: Die schönsten Geheimtipps an der Ostseeküste

Im Bikini Haus mit feinen Designer-Shops und Café-Bars geben riesige Glasfenster den Blick in das dahinter liegende Affengehege des Berliners Zoos frei. Vor 150 Jahren noch am Stadtrand, liegt der artenreichste Zoo der Welt mitten im Herzen des alten Charlottenburg, in der neu sanierten City West, mit dem legendären Zoo-Palast und dem Bikini-Haus. Von hier aus lässt sich das neue Berlin wunderbar entdecken. Vom Bahnhof Zoo über den Tiergarten, durch das Brandenburger Tor zur „Neuen Mitte“, der Museumsinsel mit dem Humboldtforum, bis hinauf zum Alexanderplatz spannt sich eine gerade Achse. Zu Fuß oder mit dem Rad, entlang der grünen Parkanlage des Tiergartens, kommt man direkt in das neue Kulturviertel, das mit dem Neubau des Berliner Schlosses entstanden ist.  

Das Humboldtforum im Berliner Schloss ist Zentrum für Kunst & Kultur

Das Humboldtforum im Berliner Schloss ist Zentrum für Kunst & Kultur

©David von Becker

Rooftops & Babylon-Berlin

Erinnert sich noch wer an die Club-Kultur in der City West mit Szenetreffs wie "Linientreu" oder "Dschungel"? Bis in die 1990er-Jahre hatten die legendären Discos geöffnet – danach begann eine neue Ära. So brachte der Umbau in der City West hinter der hässlichen Fassade des Bikini-Gebäudes, ein filigranes Architektur-Meisterwerk von 1955  zum Vorschein, das heute sogar unter Denkmalschutz steht. Das neue Bikini-Haus, der Name stammt von einer ehemaligen Damennäherei und von zwei Gebäudeteilen, die mit Säulen verbunden waren, ist heute ein quirliger Hotspot mit Bars und Shops. Statt verstaubtem Retro-Charme steht an der Schnittstelle zwischen Tiergarten und Breitscheidplatz mit Gedächtniskirche heute auch das hippe "25hours Bikini Berlin". Hier treffen sich junge Kosmopoliten gerne in der Rooftop-Bar, um bei einem Sundowner das weite Panorama über Stadt und Tiergarten zu genießen. Oder um auf den Spuren des alten Berlins zu wandeln.

Rooftop-Bar des 25hours Bikini Berlin

Blick von der Rooftop-Bar des 25hours Bikini Berlin über Zoo und Stadt.
 

©Stephan Lemke for 25hours Hotels

Von hier starten thematische Stadttouren zu Film, Design und Architektur. Dank Serien wie "Babylon Berlin", die in die 1920er-Jahre zurückführen, ist die City West ein idealer Ausgangspunkt für Zeitreisen. So wurde auch Erich Kästners Roman Emil und die Detektive rund um den Bahnhof Zoo verfilmt, aus dem das bekannte Zitat "nimm keine Bonbons von fremden Männern" stammt.  

Berliner Fernsehturm und Weltzeituhr am Alexanderplatz

Berliner Fernsehturm und Weltzeituhr am Alexanderplatz sind denkmalgeschützt

©FRANCESCO CAROVILLANO

1930 hatte der Film Doktor Caligari im Marmorhaus am Ku'damm Premiere, das heute den Interior-Shop mujii beherbergt.  Wer rund um die Kantstraße auf Spurensuche geht, schaut gerne zum Delphi Filmpalast mit ägyptischen Reliefs, Obelisken und Art-déco-Interior. Auch der Blick zum Ziegelbau mit Ornamenten im 1920er-Baustil nebenan lohnt,   er diente als Off-Bühne für subversives Cabaret. Hier war Joachim Ringelnatz zu Gast, Friedrich Holländer schrieb Lieder für den Film „Der blaue Engel“ und sang sie gemeinsam mit Marlene Dietrich. Etwas weiter westlich, rund um die Fasanenstraße, gibt es noch wunderschöne Bauten aus den 1930er-Jahren. Neben dem Hotel Savoy und der alten Synagoge stehen viele alte Villen aus dieser Zeit. Einige wurden zu Kunstgalerien und Cafés, in denen man gemütlich im Garten Kaffee trinken kann. Gleich ums Eck, am Ku’damm, befand sich das berühmte Café Reimann und ein Revuetheater. Kaum jemand, der heute das Geschäft von Tommy Hilfiger betritt, kann sich vorstellen, dass Josephine Baker hier 1925 in einer Straußenkutsche vorfuhr und in ihrem berühmten Bananen-Röckchen auftrat. Auch das Café Kranzler an der Kreuzung Ku’damm Joachimsthaler Straße erlangte Weltruhm. In der Rotunde traf sich einst die Grande Dame der Berliner Kaffeehauskultur Else Lasker-Schüler mit Künstlerfreunden. Weil der Café-Besitzer der Dichterin das Lokal verbot, da „sie nicht genug verzehre“, kam es zum Eklat. Der gesamte Künstlertrupp zog in das Café im Romanischen Haus von Max Liebermann weiter. Hier steht seit 1960 das Europa Center.

Die Ex-Abhöranlage am 120 Meter hohen Teufelsberg ist eine der größten Street-Art-Galerien der Welt

Die Ex-Abhöranlage am 120 Meter hohen Teufelsberg ist eine der größten Street-Art-Galerien der Welt

©Welley Florentina

Kunst- und Vintage-Fans lieben das Viertel rund um den Breitscheidplatz und pilgern gerne zur „Uhr der fließenden Zeit“, einer 13 Meter hohen Wasseruhr aus buntem Muranoglas. Oder zum Wahrzeichen Berlins, der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz, die ursprünglich mit fünf Türmen ausgestattet war. 1960 errichtete Architekt Egon Eiermann einen Kirchturm daneben mit 27.000 blauen Glasfenstern.    

Altes Schloss & neues für Foodies

Wer sich von der City West in den ehemaligen Osten begeben will, startet am besten beim Tiergarten. Über die grüne Achse geht es bequem per Rad oder zu Fuß zur  „Neuen Mitte“. Gleich gegenüber der Museumsinsel ist mit dem Bau des neuen Berliner Schlosses, in dem auch das Humboldtforum untergebracht ist, ein Zentrum für Kunst und Kultur entstanden, in dem es sogar das Fine-Dining-Restaurant Wilhelm Alexander gibt.  Die Rooftop-Bar bietet einen Panoramablick vom Pergamonmuseum bis zum Alex, vom Berliner Dom zum Kronprinzenpalais und Nikolaiviertel.  

Kuriose Fakten. Wusstet ihr, dass…

… in einem ehemaligen Frauengefängnis heute ein Designhotel mit Spitzenrestaurant untergebracht ist? "Lovis"-Küchenchefin ist Sophia Rudolf.

… in dem einzig erhaltenen Hochbunker Berlins eine private Kunstsammlung untergebracht ist? Das Penthouse auf dem Boros-Bunker diente schon öfter als Filmkulisse.

… der erste Döner 1974 von einer türkischen Familie am Zoo serviert wurde?

Erst durch den Fall der Mauer 1989 wurde eine Bebauung des Schlossplatzes möglich. Hier standen einst ein Kloster, das Alte Schloss und der Palast der Republik, bis Architekt Franco Stella 3,5  Millionen Ziegelsteine und 23.000 Sandsteinelemente für das neue Berliner Schloss, ein Hybrid zwischen Barock und zeitgenössischer Architektur, verbaute. Der Stahl des abgerissenen Palasts der Republik wurde an Dubai verkauft und in einem der höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Al Arab, wiederverwertet.   

Ich packe in meinen Koffer …

… flache Schuhe, um weite Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen. 
… die Berlin Card für Öffis und Museen, berlin-welcomecard.de 
… Kleider für jede Temperatur, das Wetter schlägt manchmal schnell, um und auch bei einer Schifffahrt auf der Spree kann es kühl werden. 

Aber genug von Kunst und Kultur, Berlin bietet rundum auch viel Neues für Luxus-Shopper, Club-Hopper und Foodies. Wer von hier aus ins hippe Kreativzentrum zwischen Friedrichstraße und Alexanderplatz, zum Hackeschen Markt spaziert, landet im Hipster-Viertel der jungen Start-ups und   angesagtesten internationalen Modelabels. Luxus-Shoppen und Fine-Dining in den besten 40 Michelinrestaurants Berlins gehören zum neuen Lifestyletourismus. Schauspieler, Blogger, Ölbarone und sonstige Jetsetter pilgern hier ins legendäre Soho House. Die Brunnenstraße gilt mit seinen Galerien, Clubs und Bars als "klein New York". 

Streetfood-Liebhaber finden wiederum in Kreuzberg die besten Dumplings (Han West, Görlitzer Straße).  In der Oranienstraße, einst Hotspot für Punks und Computer-Geschichte, wurde 1937 von Konrad Zuse der erste mechanische Rechner gebaut. Hier gibt es heute im "Goldies" das "best bad food" Berlins: Burger und Pommes mit Huhn.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

Kommentare