Die besten italienischen Filme & Serien, um vom Urlaub zu träumen

Oder sie rücken Städte ins Rampenlicht, die man eher vom Vorbeifahren kennt, als Abfahrtsschilder auf der Autostrada, im besten Fall vielleicht von rasanten Einkaufstrips.

Mai scherzare con le stelle etwa, eine charmante Komödie über die Macht der Sterne, die zwischen Gorizia mit dem prächtigen Parco Basaglia und dem entzückenden Udine hin und her pendelt, das allzu oft als bloßer Shopping-Tempel mit hübscher historischer Deko betrachtet wird. 

Begleitet man allerdings Hauptdarstellerin Pilar Fogliati auf ihrer romantisch-neurotischen Tour de Force zwischen dem Krankenhaus, in dem sie putzt, ihren Eltern, die sie anflunkert, weil die glauben sollen, dass sie Ärztin wird, und der Liebe, die sie sucht, findet man in knapp zwei Stunden ungefähr 100 Plätze, die einen dazu bringen „da will ich auch hin!“ zu denken.

Italiens Julia Roberts

Und Signora Fogliati, die sich mit romantischen Komödien im besten Screwball-Stil als so etwas wie eine italienische Julia Roberts etabliert hat, führt uns in ihrer bisher erfolgreichsten Netflix-Serie gleich zum nächsten bezaubernden Ort: Chioggia. Dort spielt Odio il natale, ein Weihnachtsmärchen, dass man durchaus auch im Frühjahr anschauen kann.

Die Stadt ist einfach ein Traum, trotz ihrer Nähe – und Ähnlichkeit – zu Venedig auch bei Italienern nicht übertrieben bekannt, und wenn Pilar mit ihren Freundinnen sogar im Winter in Straßencafés im Freien sitzt, sollte das im Mai ein echter Traum sein.

Die 45.000-Einwohner-Stadt wurde angeblich von geflohenen trojanischen Helden in mythischer Vorzeit gegründet. Wie ihre große Schwester Venedig, die man von der Vigo-Brücke am Ende der Hauptstraße aus in einem spektakulären Panorama sehen kann, ist sie auf Pfählen gebaut. Eine Steinbrücke verbindet Chioggia mit dem Festland, zu erreichen ist es aber auch per Schiff von Venedig aus, übers Wasser der Lagune sind es bloß 25 Kilometer Entfernung.

Apropos: Romcoms hatten in Italien schon Tradition, als sie noch „romantische Komödien“ hießen, man denke nur an die „Hochzeit auf Italienisch“ mit Marcello Mastroianni und Sophia Loren oder dutzende andere Filme, wahlweise mit diesem Traumpaar des italienischen Kinos oder auch mit Adriano Celentano, Eleonora Giorgi und Ornella Muti. 

Und genau das kann man in Bella Italia immer noch ausgezeichnet, mit Tu mi nascondi qualcosa (Du verheimlichst etwas vor mir) begeben wir uns nach Cuneo in den Piemont, wo sich eine schöne Detektivin in einen ungewöhnlichen Kerl verliebt, ein Astrologischer Leitfaden für gebrochene Herzen bringt uns nach Turin, wo wir schon die frühe italienische Rechtsanwältin Lidia Poët 
– übrigens tatsächlich eine historische Persönlichkeit – besucht haben. 

Badeurlaub im TV

Summertime lässt seine Zuschauer drei Staffeln lang Urlaub in Cesenatico an der Adria machen, etwas nördlich vom bekannteren Rimini. 

Ein wunderbares Ensemble aus jungen und älteren Schauspielern bringt pralles Leben vom Strand, Cafés, Hotels und Campingplätzen in die Wohnzimmer, Flirts, Verliebtheiten, Trennungen und große Lieben inklusive. Nicht nur absolut unpeinlich, sondern wirklich unterhaltsam und  zeitgemäß. Und siehe da,  Cesenatico hat eine hübsche kleine Altstadt, die auch schon Cesare Borgia und Leonardo da Vinci besucht haben. Und neben den klassischen langen Adria-Stränden zwischen Rimini und Casalborsetti bei Ravenna, mit den wie Zinnsoldaten aufgereihten bunten Schirmen und Liegen, gibt es hier tatsächlich auch einsame Strände! Traumhafte Abschnitte, etwa bei Bassona oder dem Lido di Dante machen schon jetzt richtig Lust auf den Sommer.

Kein Geheimtipp ist hingegen Mailand, das man auch von internationalen Produktionen wie House of Gucci zur Genüge kennt. Während sich die Serie Devotion vor ikonografischen Kulissen wie der Galleria Vittorio Emanuele II mit Liebe, Misstrauen und Betrug zwischen der schönen Margherita und ihrem Carlo widmet, zeigt die Netflix-Produktion Zero ein anderes Mailand: Die abenteuerliche Mischung aus Teenager-Serie, Sozialdrama und Science-Fiction führt ihre Fans in die weniger bekannten Viertel der Modehauptstadt. 

Denn für die hauptsächlich afrikanischstämmigen Protagonisten scheint die schicke Welt der Negroni-Bars und Nobel-Boutiquen unerreichbar.

Natürlich ist  auch in italienischen Filmen nicht alles „amore“,  je weiter man nach Süden vordringt, desto häufiger geht's um Spannung, Gewalt, Nervenkitzel – genau, die Mafia ist  ein großes Thema und brachte die ersten großen Serien-Hits des Streaming-Zeitalters für Italien. Während Neapel Schauplatz der Sky-Serie Gomorrha war, wurde in Rom die allererste italienische Netflixserie gedreht: Suburra. Und die Abenteuer der drei jungen Gauner Aureliano, Spadino und Gabriele waren ein durschlagender Erfolg.

Vielleicht ja auch, weil nicht nur die trostlosen Wohnblocks, aus denen viele der „Familien“ kommen, gezeigt wurden, sondern Rom mit all den unterschiedlichen Gesichtern, die diese Stadt so einzigartig machen: von den Stränden Ostias bis ins altehrwürdige, prachtvolle  Regierungsviertel und die heiligen Hallen des Vatikans.

Von Rom nach Neapel

Auch Baby, eine Serie, die mit Benedetta Porcaroli einen potenziellen neuen Superstar etablierte, spielt in der ewigen Stadt – und  blickt hinter ihre glänzenden Fassaden. Im konkreten Fall die des Nobelbezirks Pariloli. Grandiose Parks wie Villa Ada und  Villa Borghese, prächtige Patrizierhäuser, Museen, ein Rugby-Stadion – hier haben sogar die Bier-Hallen Chic! Und doch sorgt die Story um einen – tatsächlich stattgefundenen – Teenage-Callgirl-Skandal in den besseren Kreisen für Nervenkribbeln. 

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Aber die italienische Hauptstadt  lässt sich  auch leichter genießen, Scusate se esisto! etwa bringt wieder die wahre Liebe ins Spiel, zeigt im Kampf einer Architektin um Anerkennung dazu noch auf amüsante Weise den real existierenden Machismo auf, mit dem Frauen – vielerorts – noch immer zu kämpfen haben.

Genau mit diesem hatte in ihren Filmen vor 70 Jahren auch die berühmteste Neapolitanerin zu tun, nämlich Sophia Loren – die eigentlich in Rom geboren wurde. Aufgewachsen ist sie natürlich in Neapel, und dort, etwa 200 Kilometer südlich, wird heute auch abseits sämtlicher Mafia-Klischees  großes Kino gemacht. 

Das kann federleicht und dennoch nicht seicht sein, wie etwa in Generation 56k. Hier wird ganz nebenbei mit Procida auch eine der weniger bekannten Inseln im Golf von Neapel ins Blickfeld gerückt, dort hält Ende der 1990er das Internet – mit der damals üblichen Übertragungsrate von 56 Kilobit je Sekunde – Einzug. Das Meer, die Jugendliebe, Ängste und Enttäuschungen und ein Happy-End in der Gegenwart – was will man mehr? 

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Richtig anspruchsvolle Romanverfilmungen vielleicht? Auch das gibt’s in Neapel, zum Beispiel mit Das lügenhafte Leben der Erwachsenen nach dem Bestseller von Elena Ferrante. Eine starke Mini-Serie, die in großartigen Bildern das Leben zweier Bildungsbürgerfamilien im schicken Vomero Bezirk und in dramatisch  schönen Villen am Meer mit dem der armen Verwandtschaft in Posillipo, einem heruntergekommenen Viertel kontrastiert.

Ein ebenso authentisches Neapel bekommt man auch in der Verfilmung eines weiteren Ferrante-Romans zu sehen, Meine geniale Freundin. Vom bitterarmen Luzzatti im Osten über die Piazza Garibaldi, Port’Alba, Piazza dei Martiri, Via Caracciolo und dem luftigen  Corso Umberto I bis nach Ischia führt die Reise die beiden Freundinnen Lila und Lenù ... Und die der Zuseher. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis zur Beruhigung: Wer ein wenig Italienisch kann, und bei den Serien aus Neapel trotzdem nichts versteht, muss nicht verzweifeln – das geht auch Italienern oft so. Neapolitanisch gilt quasi als eigene Sprache.

Ein Wiedersehen mit einer bereits erwähnten Ikone des italienischen Films bringt ein Abstecher nach Osten, an die apulische Küste: Sophia Loren, die ewige Neapolitanerin brilliert in Du hast das Leben vor dir als ehemalige Prostituierte, die – nicht ganz freiwillig – einen afrikanischstämmigen Jungen unter ihre Fittiche nimmt. 

Und führt uns ganz nebenbei durch Bari, die allzu oft wenig beachtete Hauptstadt Apuliens.