
Reise nach Malawi: Strandflair fernab der Küste
Dieses Land bleibt in Erinnerung: Malawi besticht durch eine bunte Flora und Fauna und einen Ozean, der eigentlich keiner ist.
Überblick
Von Wien in die Hauptstadt Lilongwe oder nach Blantyre im Süden Malawis mit Ethiopian Air und Zwischenstopp in Addis Abeba. Reisetipps auf malawitourism.com
Von Leonie Maier
Kaum zu glauben, dass das kein Meer ist. Endlos, glitzernd und voller Leben, eingebettet in die weiten Landschaften Ostafrikas liegt ein Gewässer, das auf den ersten Blick wie ein Ozean wirkt. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um den neuntgrößten See der Erde, den atemberaubenden Malawisee.

Der Malawisee
©Getty Images/pilesasmiles/istockphotoUnter Reisenden gilt Malawi noch nicht als überlaufene Mainstream-Destination, sondern als echter Geheimtipp, weshalb es sich einmal mehr lohnt, den südostafrikanischen Staat als nächstes Reiseziel in Betracht zu ziehen. Dabei ist nicht nur der Malawisee sehenswert, der ein Viertel des Landes einnimmt: Im südlichen Hochland von Malawi ragt das steile Bergmassiv Mount Mulanje 3.000 Meter Richtung Himmel. Wanderer begegnen auf ihren Touren Teeplantagen und Wasserfällen.
Farbenpracht unter Wasser
Umgeben von Tansania, Mosambik und Malawi grenzt das Binnenmeer an drei Länder, von denen das letztgenannte die längste Uferlinie umfasst. Mit einer Länge von rund 560 Kilometern und einer Breite von bis zu 80 Kilometern ist er nach dem Viktoriasee und dem Tanganjikasee der drittgrößte See Afrikas. Da diese Dimensionen nur schwer vorstellbar sind, noch eine andere Veranschaulichung: Der Bodensee würde etwa 55-mal in den Malawisee passen.

Malawi
©GrafikNoch spannender ist aber die dort ansässige Tierwelt. Wer wusste, dass das Süßwasserbiotop mit einer der weltweit größten Artenvielfalt an Fischen fasziniert? Dazu gehören die farbenprächtigen Buntbarsche, die sich in den Felsenriffen tummeln und von denen es nirgendwo sonst auf der Erde so viele zu finden gibt. Ein Anblick, der einem den Atem raubt. Doch nicht nur Fische bevölkern das klare Wasser, auch Krokodile und Flusspferde gleiten lautlos am Ufer entlang, während majestätische Adler aus der Luft nach Beute Ausschau halten.
In dieser malerischen Umgebung lassen sich außerdem zahlreiche andere Vogelarten sowie kleine Krebse, Schnecken und Muscheln beobachten. So ist es nicht verwunderlich, dass Fischerei und Landwirtschaft die wichtigsten Wirtschaftszweige in dem südostafrikanischen Land darstellen. Trotz ihrer hohen Bedeutung steht die Fischerei vor Herausforderungen wie Überfischung und Umweltverschmutzung, wodurch die natürlichen Bestände gefährdet werden. Um die Brutgebiete der Seebewohner zu schützen, wurde daher 1980 am Südufer der Malawisee-Nationalpark gegründet, der seit 1984 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Als Eindruck bleibt, dass in diesem einzigartigen Ökosystem das Leben an jeder Ecke pulsiert.
Zwischen Tabakernte und Freiheitskampf
Malawis Landwirtschaft zählt noch auf ein weiteres Exportgut, denn im afrikanischen Vergleich zählt das Land zu den größten Tabakproduzenten. Einige der wichtigsten Anbaugebiete liegen rund um Kasungu, das Einheimische auch als "Stadt der goldenen Blätter" bezeichnen. Exportiert wird unter anderem der berühmte Burley-Tabak, der weltweit für Zigaretten verwendet wird. Rund 70 Prozent der Exporteinnahmen gehen auf dieses Produkt zurück, die Tabakindustrie sichert somit Millionen von Menschen einen Arbeitsplatz.
Vor allem Kleinbauern verdienen so ihren Lebensunterhalt. Doch dieser Erfolg birgt auch Schattenseiten, da die meisten von ihnen unter prekären Bedingungen arbeiten. Es werden weder Schutzkleidung oder Atemschutzmasken zur Verfügung gestellt, noch werden die Arbeitskräfte über die mit der Tätigkeit verbundenen Gesundheitsrisiken aufgeklärt. So sind Nikotinvergiftungen keine Seltenheit. Kinder sind besonders anfällig für diese Erkrankung und auch häufig betroffen, da viele ihre Eltern bei der Ernte begleiten oder selbst auf den Plantagen arbeiten müssen. Um die Situation zu verbessern, müsste der Druck wohl auch von politischer Seite erhöht werden.

Den Lebensunterhalt zu verdienen ist harte Arbeit. Neben Tabak wird auch Tee (o.) angebaut. Im Hintergrund der Mount Mulanje
©Malawi Travel Marketing ConsortiumApropos Politik: Malawi ging beim Thema weibliche Führungspersönlichkeiten einst mit gutem Beispiel voran, Joyce Banda war die zweite Frau Afrikas, die das Amt der Präsidentin übernahm, allerdings nur für zwei Jahre, von 2012 bis 2014.
Das ostafrikanische Land war nicht immer unabhängig – die Geschichte Malawis ist von einem langen Freiheitskampf geprägt. Diese Vergangenheit zeigt sich in den Farben der Nationalflagge. Während Schwarz die Unabhängigkeit symbolisiert, steht Rot für das Blut der Freiheitskämpfer. Grün repräsentiert hingegen die Biodiversität und die Fruchtbarkeit des Landes. Da Malawi bis 1964 eine britische Kolonie war, wurde neben der lokalen Sprache Chichewa auch Englisch als Amtssprache eingeführt. Diese Vielfalt fällt bei einem Besuch sofort ins Auge.
Auch kulinarisch und kulturell hat der christlich geprägte Binnenstaat mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern einiges zu bieten. Maisliebhaber kommen bei einem Besuch auf jeden Fall auf ihre Kosten, denn das Nationalgericht, Nsima genannt, ist eine Art Maisbrei und kommt fast täglich auf den Tisch. Als Beilagen werden manchmal Fisch, Fleisch, Bohnen oder Gemüse serviert. Es wird zudem empfohlen, den Brei mit der rechten Hand zu essen, da die linke als unrein gilt. Sogar bei den Getränken spielt Mais eine wichtige Rolle, so wird zum Beispiel das beliebte Mahewu aus Mais hergestellt. Auf dem Speiseplan steht auch immer wieder der Chambo-Fisch, der frisch aus dem Malawisee gefangen und in Öl gebraten am besten schmeckt.
Der Wamkulu-Tanz
Ob in der Zentral-, der Nord- oder der Südregion, die Bevölkerung schwingt gerne fröhlich die Hüften. Dabei lebt eine der größten ethnischen Gruppen in der Zentralregion, die Chewa, die, wie der Name schon vermuten lässt, Chichewa sprechen. Das Volk ist vor allem für seinen Gule Wamkulu-Tanz bekannt, der als Ritual mit Masken und Kostümen aufgeführt wird. Dieser spirituell geprägte Tanz wird oft bei Erntefesten oder Initiationsriten aufgeführt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Wamkulu-Tanz wird oft bei Erntefesten oder Initiationsriten aufgeführt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe
©mauritius images / imageBROKER / Robert Harding / Ian Murphy/imageBROKER/Robert Harding/Ian Murphy/mauritius imagesDie lebendige Atmosphäre und die Herzlichkeit der Menschen sind genau jetzt rund um den Nationalfeiertag am 6. Juli zu sehen. An diesem Tag werden im ganzen Land Feste gefeiert und Besucher werden Zeugen von rhythmischen Tänzen.
Malawi verzaubert auch mit seinen drei Jahreszeiten: der üppigen Regenzeit (Dezember-April), der angenehm kühlen Trockenzeit (Mai-August) und der heißen, sonnigen Trockenzeit (September-November). Wer Tiere beobachten möchte, reist am besten in den trockenen Monaten, wenn sie sich an den wenigen Wasserstellen versammeln, während das Land nach der Regenzeit in sattem Grün erstrahlt.
Tipps
Kulinarik
- Zathu: Frische Spezialitäten barfuß genießen
- Kefi: Stilvolles Boho-Café mit westlicher Küche
- Hey Day: Geselliges Lokal mit traditionellen Gerichten
Unterkünfte
- Safari Beach Lodge: Komfortable Unterkunft mit Blick auf den Malawisee
- The Leslie: Einladendes Bed & Breakfast mit Swimmingpool
- Nkhudzi Lodge: Entspannendes Ambiente direkt am Malawisee

Safari in Malawi
©Malawi Travel Marketing ConsortiumAktivitäten
- Safari im Liwonde-Nationalpark: Afrikas Wildtiere hautnah erleben
- Wandern am Mount Mulanje: Atemberaubender Blick am Weg zum höchsten Gipfel des Landes
- Tauchen im Malawisee: An Buntbarschen vorbei schwimmen
Kommentare