Pitztaler Gletscher: Wie schmeckt Wein auf 3.400 Meter?

Profi-Rennläufer trainieren schon im September auf dem Pitztaler Gletscher. Hobby-Sportler lieben auch das Frühjahr bei Firn, Wein und Kulinarik.

Überblick

Beste Reisezeit

Ganzjährig

Anreise

8 x täglich ab Wien Hauptbahnhof mit Railjet
Dauer ca. 5 Std

Auskunft

pitztal.com

Skipass

Der gemeinsame Skipass „Gletscherpark Card Winter“ gilt für die Skigebiete Pitztaler Gletscher, Rifflseebahn, Hochzeiger, Imster Bergbahnen, Kaunertaler Gletscher und Winterberg Fendels. 3 Tage/146 € für Erwachsene, 89 € für Kinder

Hotels

Vier Jahreszeiten 4*-Superior in Mandarfen, Wellness auf 1.400 m², Innenpool, Spa und Fitnessräume, ab 139 €/p. P./VP

Wanderlux Chalets und Appartements, behaglich, viel Holz und Naturstein,  toller Komfort, sieht wie ein kleines Dorf aus, ab 62 €/P/F

Den Karl Neururer kennt fast jeder, der schon einmal mit der Schrägseilbahn auf den Pitztaler Gletscher gefahren ist. Charly sitzt seit 36 Jahren – so lange gibt es den Gletscherexpress – in der Führerkabine. „Bis zu 50.000 Höhenmeter schaffe ich pro Schicht“, sagt der fröhliche Wagenbegleiter und setzt sich auf die ihm gewidmete „Charlys Ruhebank“ vor der Talstation. Sein Rekord an einem Tag waren einmal 111.000 Höhenmeter. Dass er immer unter der Erde, im Gletscherbahntunnel unterwegs ist, macht dem 60-jährigen Pitztaler nichts aus, er mag seinen Arbeitsplatz und die Menschen, denen er täglich begegnet.

Charly Neururer auf seinem Bankerl.

©Kunz pr

Frische und dünne Luft schnappen dagegen seine Fahrgäste, die von der Bergstation der Standseilbahn (2.840 Meter) in der Gondel weiter auf den Brunnenkogel fahren. Auf 3.440 Metern im höchsten Skigebiet Österreichs erwartet sie auf der Aussichtsterrasse ein Rundumblick auf eine gewaltige Bergkulisse aus etlichen Dreitausendern. Tourengeher schauen sehnsüchtig auf ihr magisches Ziel – die Wildspitze (3.774 m).

Pitztaler Gletscher - Firn, Wein und Genuss

Mehlspeisen im Himmel

Im Café 3.440 wartet das nächste Original auf hungrige Skifahrer. In der Vitrine von Sepp Eiter, Chef der höchstgelegenen Konditorei des Landes, stehen Apfel- und Topfenstrudel, Sacher- und Malakofftorten, Creme- und Kardinalschnitten, wie in den besten Kaffeehäusern Wiens. Heute empfängt der weißbärtige Tiroler nicht nur Zuckergoscherln, sondern vor allem Weinliebhaber, die bei den Pitztaler Wein- und Genusstagen die Tröpferln österreichischer Winzer verkosten wollen. Dazu werden Würstel, Speck und Schokoladekostproben kredenzt. Ein paar Gäste beklagen sich über Kopfschmerzen – nein, nicht wegen des Weins. Die Höhenluft macht ihnen zu schaffen. Sepp Eiter ist an die dünne Luft auf dem Berg gewöhnt. „Aber die Mitarbeitersuche ist deswegen manchmal nicht so leicht.“ Davon merkt der Gast nichts. Sein Personal aus nah und fern strahlt wie die sonnenhungrigen Hobbyskifahrer auf der Terrasse.

Cafe 3.440 und Chef Sepp Eiter.

©Pitztal TVB

Dagegen schätzen Profi-Skirennfahrer den Gletscher, weil sie schon im September trainieren können. Charly kennt sie alle. Marcel Hirscher war einer von ihnen. „Er hat mich immer mit Handschlag begrüßt.“ Der Gletscherbahnexperte erzählt gerne von seinen Begegnungen. Da war der Profi-Langläufer, der die Notstiege im Stollen – 11.300 Stufen – in einer Dreiviertelstunde hinaufgelaufen ist. Charly braucht doppelt so lange.

Pisten für Profis und Einsteiger.

©Daniel Zangerl

Aber auch Skifahrer, die mit dem Tourengehen beginnen wollen, tun sich hier leicht, weil sich der erste Skitourenpark Tirols im gesicherten Gelände ohne Lawinengefahr befindet und der Ausstieg von der Abfahrt jederzeit über kurze Tiefschneepassagen hin zu präparierten Pisten möglich ist. Skitourengeher finden seit zwei Saisonen mit markierten Routen in Rot, Blau und Schwarz Bedingungen für jedes Können. Die Ausrüstung kann gleich oben am Gletscher ausgeliehen werden, ein Schnupperkurs (dienstags) ist für Einsteiger empfehlenswert.

Skitouren, Schneeschuhwandern oder Eisklettern.

©Gurmann Maria

Wer’s eisiger will, kann entweder auf Eis klettern oder in der Eishöhle Champagner süffeln. Havanna, Monsterline, Shark oder Spiel mit dem Feuer heißen die imposanten Wasserfälle des Pitztals, die im Winter zu bizarren Skulpturen erstarren. Der 455 Meter hohe Luibisbodenfall, der sich am Ortsrand von Stillebach auftürmt und den man nach fast jeder Stufe problemlos abbrechen kann, wird besonders gern für Kurse und Schulungen genutzt. Zu den absoluten Highlights zählen die Piösmesfälle am Fuße der 3.353 Meter hohen Rofelewand – einem der schroffsten Berge des Pitztals.

Wanderung zu den Eishöhlen.

©daniel zangerl

Weinmuffel können sich abseits von Eisklettern für eine Champagner-Degustation in der versteckten Gletscherhöhle anmelden. Den Touristikern fallen jedes Jahr neue Attraktionen ein. Ein Abstecher in die Hochzeiger-Skiregion, die Heimat von Benni Raich, wäre auch eine Option. Dort rocken am 5. April auf der Mittelstation Josh – bekannt für seine Hits „Cordula Grün“ oder „Vielleicht“ –, die Band High South und die österreichische Newcomerin Julia Anna auf der Open-Air-Bühne. Fad wird es jedenfalls nie. Den Skitag kann man gemütlich oder actionreich ausklingen lassen. Ob an Bars, in Hütten am Berg oder in einer der Schirmbars, Cafés und Pubs im Tal.

 

Rasten und genießen.

©daniel zangerl/TVB Pitztal

Superlative

Auf Innovationen sind die Pitztaler stolz: Da wäre die Sunna Alm, das erste Passivenergiehaus des Alpenraums im Skigebiet Rifflsee oder die höchstgelegene Fotovoltaikanlage in ganz Europa. Wenn es nach dem Wunsch der Bergbahnbetreiber geht, soll die Verbindung der Pitztaler mit dem benachbarten Ötztaler Gletscher unter dem Namen „Gletscherehe“ in Angriff genommen werden. Damit würde das größte Gletscherskigebiet der Welt entstehen.

©Gurmann Maria

Liftbetreiber oder Naturschützer? Wer wird sich durchsetzen? Den Wintertouristen ist das wurscht. Denn so ein riesiges Skigebiet ließe sich ohnehin nicht an einem Tag bewältigen. Hobbysportler sind glücklich mit den Pistenkilometern im Pitztal. Genauso glücklich wie Charly in seiner Gletscherbahn, in der er je nach Saison – ob Fasching, Ostern oder Advent – sein Cockpit vom Wagen Nummer eins schmückt.

 

©Grafik

Tipps

Entertainment Sundowner  untermalt von   Sax ’n’ More mit Maria Kofler auf 3.440 Meter am 30. Jänner. Bergfahrt mit dem Gletscherexpress bis 15.45 Uhr, weiter  mit der Wildspitzbahn zum Café 3.440, Aperitif , Fingerfood    und  Sonnenuntergangerlebnis,  18.30 Uhr Talfahrt mit dem Gletscherexpress. Preis: 49 €.
In den vergangenen Jahren hat Maria mit Sax ’n’ more einen Stil entwickelt, der sie unverwechselbar macht. Mit den Instrumenten Saxofon, Klarinette und Querflöte bietet sie ein abwechslungsreiches Programm.

Maria Kofler und ihr Saxofon.

©Contrast

Essen und Trinken Die Pitztaler Wein- und Gourmetnacht auf der Sunna Alm am Rifflsee (18.30 Uhr Auffahrt) mit Flying Buffet von Spitzenköchen aus der Region und  Weinverkostung mit12 heimischen Top-Winzern wie Bründlmayer, Nekrep, Mad, Auer und vielen mehr. Tickets nur im Vorverkauf, limitierte Plätze, 90 € inkl. Berg- und Talfahrt.

Philipp Bründlmayer bei der Weinverkostung auf der Sunna Alm.

©Bründlmayer

Termine: 17. April 2020, 12 bis 15 Uhr: Die höchste Weinverkostung Österreichs im Café 3.440 am Pitztaler Gletscher mit Top-Winzern und  Schmankerl-Buffet.  20 €/P.
17. April, 18.30 Uhr: Die Pitztaler Wein-Rallye in Mandarfen mit 4 Genuss- Stationen, bei jeder warten 3 Winzer und Pitztaler Köstlichkeiten zum Verkosten, 40 €/P
18. April 18.30: Pitztaler Wein-  Gourmetnacht auf der Sunna Alm am Rifflsee. Pauschale: 2–4 Ü/Skipass/  Wein & Genuss Paket  ab 455 €/P

Eisklettern im Pitztal.

©Francesco Zanet

Eisklettern & Höhlenwandern Kurse mit Profis  für Einsteiger und Fortgeschrittene auf 45 Eisfällen. pitztal.com
Eine Gletscherwanderung zu den Eishöhlen um 5 € bietet etwa das Hotel Vier Jahreszeiten in Mandarfen  den Hotelgästen an.

 

 

Schmankerln frisch gekocht.

©TVB Pitztal
Maria Gurmann

Über Maria Gurmann

In Wien geboren, in Wien verwurzelt, auf der ganzen Welt zu Hause. Seit 1984 Redakteurin beim KURIER, erst Wirtschaftsressort, dann Sonntag-Ressort, jetzt Ressort Lebensart/Reise. Der Erfolg meines Berufs ist Neugier. Empathie ist mein Zauberwort. Humor mein Problemlöser. An meine Sucht – ja, ich bin Nachrichtenjunkie - hat sich die Familie gewöhnt. Und der Wissensdurst ist nach Interviews mit mehr als 450 interessanten Menschen noch immer nicht gestillt.

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