Nahaufnahme: Die Opium-Villa des Grafen Fersen auf Capri entdecken

Der Rückzugsort des französischen Grafen ist ein Geheimtipp, den man nur zu Fuß erkunden kann.

Überblick

Währung

Euro

Beste Reisezeit

Mai bis September

Was fällt Ihnen zu Capri ein? Die Blaue Grotte, die Capri-Fischer oder die gleichnamigen Hosen? Für all das ist die kleine Insel im Golf von Neapel weltberühmt. Und trotzdem gibt’s auch dort noch einen Geheimtipp: die Villa Lysis. Sie allein sollte schon Grund genug sein, der Sehnsuchtsinsel einen Besuch abzustatten. „Amori et dolori sacrum“ (der Liebe und dem Kummer geweiht) steht über dem Eingang der im Jugendstil erbauten Villa. Ihr Bauherr war der schwedische Adelige Jacques d’Adelswärd-Fersen, den es nach Capri verschlagen hatte, nachdem er in seiner Heimat wegen seiner Beziehung zu jungen Männern zu einer halbjährigen Haftstrafe verurteilt worden war.

Dekadenz

Zwischen 1904 und 1905 ließ Fersen, der etwas Einzigartiges auf Capri schaffen wollte, eine dreistöckige Villa mit neoklassizistischen Elementen, Säulen und Kapitellen und Terrassen errichten, der er (in Anlehnung an den jungen Athener Lysis, einen homoerotischen Freund des Sokrates) den Namen Villa Lysis gab. Hier verbrachte Fersen mit seinem jugendlichen Liebhaber Nino Cesarini die glücklichsten Jahre seines Lebens, hier feierte er in einem eigens dafür im Keller eingerichteten Rauchsalon dekadente Opiumgelage. 1923 entschied sich Fersen, seinem Leben mit einem Glas Champagner, in dem er Kokain aufgelöst hatte, ein Ende zu bereiten. Achtzig Jahre lang verfiel die Villa, um die Jahrtausendwende beschloss die Verwaltung von Capri, die Villa zu restaurieren und für Besucher zu öffnen.

Verwunschene Gartenanlage

Das Kleinod muss man sich freilich durch einen fünfzigminütigen Fußmarsch zuerst einmal verdienen: Von der Piazetta, dem winzigen Hauptplatz von Capri-Stadt, führt der Weg zwischen Villen und Gärten und immer leicht ansteigend zur Nordost-Spitze der Insel. Etwas unterhalb der Ruinen der Villa Jovis, denen man anschließend auf einem kleinen Fußpfad auch noch einen Besuch abstatten sollte, liegt die Villa Lysis. Nicht nur die Villa selbst mit ihren Jugendstil-Elementen (Klimt lässt grüßen!), sondern auch die verwunschene, statuengeschmückte Gartenanlage, die von mehreren Terrassen einen Prachtblick auf Marina Grande und auf die Halbinsel von Sorrent eröffnet, sind den langen Spaziergang wert. Und was Sie auch schätzen werden: Von Massentourismus sind Sie hier ganz weit entfernt – zumindest die fünfzig Minuten Fußweg… (Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 1,50 Euro)

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