Wie Jochen Rindt nach einem Hatzerl in Hietzing einkehrte
Maximaler Speed zum Maxingstüberl? In den 60ern gaben auf Wiens Straßen viele Racer Gummi. Nur einer blieb brav: der spätere F1-Weltmeister.
"Links in der Fensternische ist er gern gesessen", sagt der knorrige Kerl, der fast noch als Halbstarker durchgehen könnte - Erich Glavitza. Und meint ihn, Jochen Rindt (1942-1970). Der in Graz bei seinen Großeltern aufgewachsene erste und bisher einzige posthume Formel-1-Weltmeister würde kommendes Jahr seinen 80. Geburtstag feiern. Vielleicht im Maxing Stüberl in Wien-Hietzing, dort, wo in der Anfangszeit der österreichischen Motorsport-Begeisterung neben Talenten wie Erich Glavitza auch PS-Profis wie Jochen Rindt, Jackie Stewart oder Jack Brabham gern einkehrten.
"Kumm, foa'ma", lud der Mann mit dem halsbrecherischen Charisma einst den Mitzwanziger Glavitza zu einer Spritztour im 911er ein. "Seinem ersten", sagt der gebürtige Kapfenberger. Und so wie Erich Glavitza dabei das Gesicht verzieht, vermutet man, dass dies Jochen Rindts einmaliger Ausrutscher bei der Autowahl war. Denn Porsche fuhren die Wiener "Porsche-Bubis". Die anderen, wie Rindt und eben Glavitza, gaben in auffrisierten VW Käfern oder Fords Gas.
Die konnte man sich gebraucht noch irgendwie leisten. Und wenn von einem Sportwagen geträumt wurde, dann sollte es schon eher so etwas wie ein Jaguar E-Type sein. Schnurren von anno dazumal gibt Erich Glavitza auch in seinem durchwegs so unterhaltsamen wie interessanten Buch "Vollgas oder nix! Meine wilden 60er mit Rindt, McQueen und James Bond" (McKlein Publishing) zum Besten.
Als erste Adresse der Tratscherei mit und unter den Rennwagen-Engländern wird "natürlich das Hietzinger Maxing Stüberl" genannt. Dann folgten "diverse Heurige wie Zehner Marie, Zimmermann oder Der Welser."
PS-Gespräche beim Gulasch
Damals wie heute besonders beliebt im Maxingstüberl ist das Gulasch. Freilich, die Wirtschaft ist eine andere. Aber gut, dass sie mit Walter Wendt ebenfalls PS-affin ist. Der ehemalige Pressechef von Toyota und Lexus übernahm das Traditionswirtshaus vor einem Jahr, hütet die Erinnerungen an die glorreiche Vergangenheit mit dementsprechenden Fotos an den Wänden und schickt Gästen, die einen Parkplatz vor der Tür wünschen, schon einmal auf den Weg: "Das wird eng, vielleicht am Montecuccoliplatz."
Zur Erklärung: Dieser Platz liegt fast einen Kilometer Richtung Küniglberg entfernt. Entgegen vielen Gerüchten soll ausgerechnet Jochen Rindt diese Strecke damals nicht für ein Hatzerl zwischendurch auserkoren haben. Denn, so Glavitza: "Jochen war in der Stadt nie ein Raser. Außerdem fuhr er ab Mitte der Sechzigerjahre keine Bergrennen. Zu gefährlich."
Nicht die Ironie, sondern die Tragödie der Geschichte ist, dass Jochen Rindt sein Leben am 5. September 1970 nicht am Berg, sondern in einer Kurve lassen musste. Der Parabolica des Autodromo Nazionale Monza, einer Kurve, die zwar als temporeich aber nicht als regelrecht halsbrecherisch gilt.
Dort, wo nach Kaisers einstigem Gusto der Kaiserscharrn serviert wird, gaben sich in den Roaring Sixties Herrenfahrer, ambitionierte Benzinbrüder und künftige Formel-1-Weltmeister die Klinke in die Hand: im Maxingstüberl in der Maxingstrasse 7.
Obwohl, Straße wirkt leicht übertrieben für die schmale, aber lange Gasse. Eine 30 km/h-Zone seit Jahren, aber unvorstellbar, dass hier vor gut sechzig Jahren Autorennen ausgetragen worden sind. Erzählt man sich zumindest. Weil die lange Gerade nicht Challenge genug war, sollen gewisse Hasardeure die Strecke im Retourgang bewältigt haben. Sagt man sich...
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