Aussichtsplattform im Mühlviertel

Ausflugstipp fürs lange Wochenende: Machu Picchu im Mühlviertel

Die Jahresstiege in Gramastetten ist kulturelles Erbe, Naturjuwel, Wahrzeichen der Region – und seit der Revitalisierung ein beliebtes Ausflugsziel.

Länge: 140 Meter; Höhenunterschied: 72,5 Meter; Steigung: zwischen 27 und 51, im Schnitt 31,3 Prozent; Terrassen: 28; Stufen: 365. Schon die Eckdaten zur Jahresstiege in Gramastetten beeindrucken. Erst recht tut sie das, wenn man vom Grund der Stiege aus hinauf zur Aussichtsplattform schaut. Dazwischen: etliche Granitsteinterrassen und so viele Stufen, wie ein Jahr Tage hat. Da wird schnell klar, weshalb diese einzigartige und erstaunliche Konstruktion auch als "Machu Picchu" des Mühlviertels bezeichnet wird.

Ganz so alt wie die Ruinenstadt in Peru ist die Jahresstiege von Gramastetten unweit von Linz freilich nicht, aber auch ihr liegt eine interessante Geschichte zugrunde. Die Terrassenanlage geht auf den legendären Gramastettner Bader-, Geburts- und Wundarzt Alois Peither zurück. Er ließ das Bauwerk zwischen 1859 und 1886 auf dem steilen Hang hinter der Kirche, auf der "Kialeitn", errichten. "Durch die Kultivierung des Hanges schuf Peither Arbeit. Die Armen der Gemeinde, auch Handwerker, Tagelöhner und andere, hatten dadurch über Jahre dauerhaft Verdienstmöglichkeiten", sagt Katharina Dessl, Vizebürgermeisterin von Gramastetten.  

Die Urbarmachung des Steilhanges war ein Großprojekt. Es wurde gesprengt und gerodet. Die Leute karrten Steine heran und bearbeiteten sie. Mauern wurden aufgestellt, neue Erde und Dünger herangeschafft. "Peither dachte dabei aber noch weiter, indem er die Terrassen als Plantagen wirtschaftlich nutzte. Obstbäume, Gemüse und Blumen lieferten Ertrag. Er ließ sogar ein Bienenhaus, eine Wein- und Hopfenlaube und eine Futterhütte errichten.

Rund um die Jahresstiege

Rund um die Stiege wächst und gedeiht es wild und bunt

©Gemeinde Gramastetten

Die Jahresstiege war über lange Zeit ein durchdachtes und prosperierendes Projekt mit großem Nutzen", sagt Katharina Dessl. Doch nach dem Tod Peithers 1906 verlor die Stiege bald an Bedeutung. Wie bei Dornröschen wucherte die Jahresstiege langsam zu, an den Trockensteinmauern nagte der Zahn der Zeit. Langsam verschluckte die Natur das kulturelle Kleinod. Bald wussten nur noch wenige, was sich unter den Büschen und Bäumen des Hanges verbarg. 

Aussichtsplattform im Mühlviertel

Von der Aussichtsplattform, die man auch ebenen Weges erreichen kann, hat man einen tollen Blick auf die Stiege 

©Gemeinde Gramastetten

Doch wie im Märchen gibt es auch für die Jahresstiege ein gutes Ende. Mit viel Engagement der Bevölkerung und finanzieller Unterstützung wurde sie im Rahmen eines EU-Leader-Projektes wach geküsst. Wie fast 170 Jahre zuvor wurde in der "Kialeitn" wieder eifrig gearbeitet.

Die Jahresstiege in Gramastetten

Mit gutem Schuhwerk und Kondition: Ausflügler aus Nah und Fern erwandern heute gerne die Jahresstiege

©Gemeinde Gramastetten

Es wurde gerodet, die Trockensteinmauern wurden saniert, Terrassen bepflanzt und die Anlage zuletzt mit einer Aussichtsplattform gekrönt. Heute ist die Jahresstiege ein Naturjuwel mit  idyllischen Verweilplätzen, geschätzt von Ausflüglern aus Nah und Fern. Und von den Einheimischen, die dieses Naturjuwel für Mußestunden nutzen. Yogis legen hier ihre Matten auf, Künstler platzieren Staffeleien, Fotografen ihre Stative. Gärtner hegen und pflegen. Sportler nutzen die  365 Stufen zum Training. Alois Peither hätte seine Freude. 

Gramastetten zum Kennenlernen

  • Gramastetten liegt 15 Kilometer nördlich von Linz. Der früher als Luftkurort und heute für seine süßen "Gramastettner Krapferl" bekannte Gemeinde liegt mit 545 m Seehöhe oberhalb der Nebelgrenze und garantiert somit viele Sonnentage im Jahr. 
  • Bereits am Weg zur Jahresstiege, mittlerweile ein Wahrzeichen der Region, wird man von dem einzigartigen Blick bis in die Gebirgsketten begrüßt. 
  • Gramastetten liegt im idyllischen Rodltal, benannt nach dem gleichnamigen Fluss. Es bietet ein gutes Wanderwegenetz, das derzeit 24 Routen umfasst. 
  • Von besonderer Bedeutung ist der Natur-Waldlehrpfad. Ihm entlang, flankiert von zahlreichen Schaukästen, erfährt man Wissenswertes über die heimischen Hölzer und Waldkulturen. 
  • Eine weitere, sehr schöne Wanderroute führt zum Bildgraben bzw. zur Augenbründl-Heilquelle, die schon im 16. Jh. urkundlich erwähnt wurde. 
  • An heißen Sommertagen lockt das wunderschöne natürliche Rodlbad.
Cordula Puchwein

Über Cordula Puchwein

Kommentare