Eine Reise für mich: Was Luxus-Retreats so besonders macht

Einfach nur Urlaub machen – das war vorgestern. Heute braucht es mehr für den Rückzug aus dem Alltag. Luxus inklusive. Ein Überblick.

Von Nicola Afchar-Negad

Die Farm liegt irgendwo im Nirgendwo, die Berge im Hintergrund, der unendliche Himmel Afrikas darüber. Schon alleine die Vorstellung hier einzuchecken senkt den Puls: Südafrika, 20. bis 26. April 2024, "Wise Women Retreat“ auf der "Sterrekopje Farm“. Eine heilende Farm, wie es im Subtext heißt. Menschen – in diesem Fall nur Frauen, es gibt aber auch eine Familien-Edition – kommen zusammen, um neue Stärke zu finden. Nicht nur für sich persönlich, sondern für die Schwesternschaft, die Gesellschaft, das große Ganze. 

Man hört geradezu das Tamburin, zu dessen Takt getanzt wird. Man spürt den Dampf im Hamam. Man schmeckt die frischen Zutaten, die direkt von der Farm stammen. Man hört das Gelächter der Frauen, die an der großen langen Holztafel mitten auf der Wiese Platz nehmen, während die Sonne die Bergspitzen noch in warmes Licht taucht. Es ist fast zu kitschig, um schön zu sein, aber nur fast. 

Orte, um zur Ruhe zu kommen, sind Reise-Bestseller: das „Six Senses Ibiza“

©Six Senses Ibiza

Yoga, Töpfern, Surfen

Die "Sterrekopje“ Farm ist ein Paradebeispiel dafür, wie Retreats heuer aussehen. Es gibt diese Art des Urlaubsplus nicht erst seit Kurzem, aber in den letzten Jahren hat sich eine Metamorphose vollzogen. Es geht nicht nur um Fasten oder Yoga, auch wenn gerade letzteres immer noch ein Fixpunkt in den Stundenplänen ist. Die Ergänzungen, die machen das Ganze spannend. Yoga & Töpfern in Zermatt zum Beispiel oder Yoga & Surfen in Marokko. Es gibt für jeden die passende Draufgabe. Wie schon erwähnt, die Idee an sich ist nicht neu, sie lässt sich auf buddhistische Mönche zurückverfolgen. Sich in Einsamkeit und Stille zurückzuziehen, zu meditieren, innere Ruhe zu finden, das war für die Menschen schon vor hunderten von Jahren ein Thema. In den letzten Jahrzehnten haben insbesondere die Europäer und US-Amerikaner diesen spirituellen Ansatz übernommen und den Begriff Retreat darübergestülpt. Und mit dem Ausbruch einer weltweiten Pandemie, später einer Rezession, hat der geordnete Rückzug noch einmal eine ganz neue Bedeutung gewonnen. 

Im Paradiesgarten der „Sterrekopje Farm“, Südafrika (gr. Bild). Das Angebot reicht vom Töpfern bis zur Massage, kulinarische Genüsse gehören dazu

©Elsa Young

Das zeigen wie so oft die Zahlen. Eine Studie von "Ipsos“ ergab etwa, dass für 62 Prozent der US-Amerikaner die Gesundheit wichtiger ist, als noch vor Pandemie-Zeiten. Für 21 Prozent der Befragten einer anderen Erhebung (Quelle Virtuoso) sind Gesundheit und Wellness ein Grund zu verreisen. Um noch weitere Zahlen ins Spiel zu bringen: Der globale Wellness-Markt soll Schätzungen zufolge im Jahr 2027 8,5 Billionen US-Doller wert sein. Das wäre eine Verdopplung zum Jahr 2020 ("New Global Wellness Institute“). Der Wellness-Tourismus-Bereich im Speziellen soll pro Jahr um 16,6 Prozent wachsen. 

Luxus und Retreat-Angebote schließen einander nicht aus 

©Six Senses Ibiza

Fluchten aus dem Alltag

Die Branche reagiert auf die gesteigerte Nachfrage mit immer mehr maßgeschneiderten Angeboten. Trends im Trend sind etwa Sleeping Retreats (zum Beispiel vom Six Senses in Indien) und Burnout-Retreats. Im Fall von "Aura“ in Portugal nennt es sich "Resilience Retreat“, es geht also offiziell um Widerstandsfähigkeit. Das portugiesische Hinterland und die Balearen-Insel Ibiza sind gern gebuchte Destinationen für Alltags-Eskapisten, die zu sich selbst fliehen möchten. Die Destinationen liegen nahe, werden aber dennoch mit Urlaub assoziiert. Zugeben, wer wirklich auf ein Burnout, also eine Erschöpfungsdepression hinsteuert, sollte sich vielleicht Flugbuchungen und dergleichen Stress ersparen und eine der hiesigen Alternativen andenken. Mit dem "Soami“ gibt es ein eigenes Retreat-Resort mit Blick auf den Millstätter-See und auch andere Häuser wie die "Jufenalm“ in Maria Alm punkten mit Retreats wie dem "The Stressless Club“. Und das alles natürlich in Bilderbuch-Atmosphäre, bei der "Jufenalm“ mit Boho-Chic obendrauf. 

Willkommen im "The Stressless Club“, in der "Jufenalm“ in Maria Alm. Der nächste Termin ist  vom 2. bis 5. Juni

©NEST X NOMAD

Wer sich an dieser Stelle wundert und fragt, wie sich das alles im Laufe eines Menschenlebens ausgehen soll? Durch Langlebigkeit. Auch dafür haben die Hoteliers ein Rezept. Das "Six Senses“ auf Ibiza hat mit der RoseBar sogar ein eigenes "Longevity“-Programm geschaffen. In ein, drei oder sieben Tagen geht es hier recht tief in die Materie. Diagnostik, Screening, Biohacking-Therapien – aber auch Yoga und Spa-Treatments. Das Paket kostet 4.300 Euro für sieben Tage exklusive Unterkunft und Verpflegung. Das ist viel Geld – aber im besten Fall noch mehr Lebensqualität.

Alles, außer Stress: Sich mit allen Sinnen wohlfühlen im Six Senses in Indien.

©Six Senses Vana

Yoga gibt es natürlich auch: Jufenalm

©NEST X NOMAD

So entspannt: Klangschale und Körperarbeit beim Wassershiatsu im "Six Senses Vana“ 

©Six Senses Vana

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