
Liparische Inseln: Was sie zum Reise-Geheimtipp in Italien macht
Sie heißen auch Äolische Inseln, sind die kleinen Schwestern Siziliens, malerische Filmkulisse und ideal für Sportler wie Künstler.
Hier spürt man sie selten, und an manchen Orten gar nicht: Während die Sizilianer in Taormina oder rund um den Ätna unter Tourismusmassen stöhnen, die fast ganzjährig die Einheimischen verdrängen, bleiben die kleinen Schwestern Siziliens ein Geheimtipp.
Fast alle der sieben Äolischen Inseln, auch Liparische Inseln genannt, haben nämlich bewusst auf eine Aufrüstung der Infrastruktur zugunsten des Tourismus verzichtet. Zu eingeschworen sind die Dorfgemeinschaften, zu schön die Küsten, die grüne Inselvegetation, zu gut die Kapern und der Wein aus den regionalen Malvasia-Trauben, um diese natürlichen Schätze mit dem Massentourismus zu teilen.
Die wild-romantischen Vulkaninseln Salina, Lipari, Stromboli, Filicudi, Alicudi, Panarea und Vulcano bieten auch im Frühling alles, was man von einem Urlaub in Bella Italia erwarten darf: Dazu gehören nächtliche Bootsfahrten vor Stromboli, um die Feuerkugeln zu sehen, die der Vulkan regelmäßig in den Himmel spuckt.

Blick vom idyllischen Panarea auf Stromboli
©Getty Images/Alberto Gagliardi/istockphotoAber auch das Shopping-Vergnügen im malerischen VIP-Ort Santa Marina auf Salina: etwa Seidentuniken oder Silberschmuck heimischer Designer – und das köstliche Granita im Eissalon "da Alfredo".

Blick auf den Ort Lipari, mit der Insel Vulcano im Hintergrund
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Heilende Bäder in Schwefelquellen auf den Lava-Stränden Vulcanos, die reich an Schwefel, Magnesium und Kalzium sind, ziehen ebenso Urlauber an wie die köstliche italienische Pasta mit Zackenbarsch und frischen Kräutern auf Lipari. Gourmets lieben hier die mediterranen Gerichte mit Kapern & Co, wie gebackene Kapernknospen, frisch gefangenen Fisch und Absinth, der aus heimischen Wermutkräutern gewonnen wird.
Lipari, Salina & Il Postino
Auch Schätze der anderen Art gibt es auf Lipari zu entdecken. Etwa bei einem Spaziergang an der schneeweißen Bimssteinküste Campo Bianco, zwischen Canneto, wo der schönste Strand der Insel liegt, und dem Fischerdorf Porticello.
Die ehemaligen Bimssteinfabriken auf der Nordseite der Insel gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe, bis 2007 wurde dort Bimsstein abgebaut. Auch Obsidian war ein wichtiges Exportgut, das heute in Form von Schmuck in allen Souvenirshops zu finden ist.

Die kleine Hafenpromenade in Marina Corta liegt unterhalb der Festung auf Lipari. Von den kleinen Bars und Restaurants ist der Blick auf die Fischerboote frei
©Getty Images/Ana del Castillo/istockphotoImposant ist auch die "Akropolis" von Lipari, eine Festung mit archäologischem Museum, die 60 Meter oberhalb des Meeresspiegels auf einem Felsen ins Meer hinausragt. Trendsetter steigen im Hafen von Lipari gerne in Ausflugsboote, um einen Aperitif auf der schicken und blühenden Insel Panarea zu genießen – im Hintergrund der rauchende Vulkan.

Filicudis rauer Charme
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Künstler und Schriftsteller schwärmen wiederum von der Einsamkeit der nahezu unbewohnten Inseln Alicudi und Filicudi, wo auch der international bekannte Architekt und Industriedesigner Ettore Sottsass lebte. Die Strände können per Tagesausflug mit kleinen Fähren erkundet werden – vorausgesetzt es stürmt nicht. Da bleiben die Inseln unerreichbar. Aber normalerweise ist das Inselhopping über die kleinen Schwestern Siziliens reinste Entspannung.

Alicudi ist fast unbewohnt
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Man verfällt in kurzer Zeit dem typischen Dolce Vita Italiens, lässt den Stress hinter sich und genießt das erblühende Inselpanorama.

Malerisches Dolce Vita in Santa Marina auf Salina: Neben dem historischen Zentrum und der Kirche ist auch die Saline einen Ausflug wert
©Raffaele Celentano / laif / picturedesk.com/Raffaele Celentano/laif/picturedesk.comDas zeigt sich im Frühjahr besonders vielfältig auf Salina. Dank zahlreicher Süßwasserquellen die grünste der sieben Inseln. Hier wird man von kleinen gelben Singvögeln empfangen, die in Schwärmen für fröhliches Zwitschern sorgen. Die Insel mit den zwei Vulkanen und den drei Ortschaften Malfa, Santa Marina und Leni, dem knapp 1.000 Meter hohen Monte Fossa delle Felci, mit seinem dichten Farnwald, gilt als geheimes Urlaubsparadies.

Vom blühenden Lipari blickt man auf Salina, die grünste Insel der Gruppe
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)1994 rückte Salina kurz in den Blickpunkt bei Cineasten, Italien-Liebhabern und potenziellen Investoren: nämlich als der Film "Il Postino" mit Massimo Troisi im Örtchen Pollara gedreht wurde. Die Bar im Film, ein kleines Café mit freiem Blick in die Bucht, umgeben von Geldbäumen, Kakteen, Limonen, Hibiskus, Olivenhainen, Vulkansteinbrocken und Eidechsen war einfach zu idyllisch schön.
Salinas wies den König ab - man bleibt lieber unter sich
So soll sich das belgische Königspaar für das malerische rosafarbene Haus der Filmlocation interessiert haben. Auch Ferrari-Boss Luca di Montezemolo soll einige Millionen Dollar für ein Häuschen in einem Bergdorf Salinas geboten haben. Doch daraus wurde nichts, die Gemeinden sprachen sich dagegen aus, man setzt lieber auf Einnahmequellen aus Fischfang, Wein und Kapern und bleibt dafür unter sich.
Troisi zu Ehren gibt es aber seit 2011 jeden Sommer das Mare Dokumentarfilmfestival, ganz nach seinem Motto: Poesie gehört nicht denen, die sie schreiben, sondern denen, die sie brauchen. Gezeigt werden Kultfilme von Rossellini, Bergman, Antonioni, den Brüdern Taviani oder Nanni Moretti, die auf Vulcano und Stromboli legendäre Filmklassiker mit Ingrid Bergmann oder Anna Magnani drehten.

Herrlich abtauchen in der Vulkan-Bucht von Pollara auf Salina
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Auf der Insel der zwei Vulkane wurde aber auch das "Slow Food" erfunden: Bei Malvasia und Kapern kann man in Pollara jedes erste Wochenende im Juni beim Kapernfest "Sagra del Cappero", den süßen Likörwein, die "Sonne in der Flasche", und köstlich gesalzene und in Öl eingelegte Kapern verkosten.
Wer übrigens nach einem Bummel durch Santa Marina noch etwa zwei Kilometer weiter spaziert, erreicht die Saline Lingua mit dem Brackwassersee, aus dem früher Salz gewonnen wurde und der Namensgeber der Insel ist.
Auf dem Weg Richtung Malfa, vorbei an Malvasia-Weingärten, kommt man zum kleinen Leuchtturm Punta Lingua, in dem ein Salz- und Meeresmuseum eröffnet hat. Den alten südlichen Leuchtturmkomplex Capo Faro baute das italienische Architekturstudio MAB in ein schickes Design-Wein-Resort um, das zu den Relais&Châteaux-Hotels gehört.

Auf Vulcanos Stränden kann man heilende Schwefelbäder nehmen
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Über die bequemen Straßen, die sich entlang der Berghänge schlängeln und spektakuläre Lavaströme queren, kommt man nach Malfa oder Leni, und kann sich in den kühlen Bergdörfern, umgeben vom Grün der Malvasia-Weinberge, erholen. Fast die gesamte Insel ist ein Naturschutzgebiet.
Schwefelbäder auf Vulcano
Aber so romantisch Salina ist, so bizarr und schroff offenbart sich die Insel vis-à-vis, das wilde Vulcano. An manchen Tagen steigt von den Stränden gelber Dampf auf und man wird von Schwefelgeruch empfangen. Der weicht aber spätestens am nächsten Morgen einem erfrischenden Duft von Inselkräutern.
Hinter kraterhaften Dünen, Fango und Schwefelquellen, den Unterwasser-Fumarolen, liegt der schönste Sandstrand: in der schwarzen Bucht von Ponente in der Nähe des Hafens genießt man beim Hotel Conti feuerrote Sonnenuntergänge. Manchmal gibt es hier sogar Porcini zum Aperitivo, die auf der Insel unter den Eichen oben am Kraterrand wachsen. Nur Süßwasser ist Mangelware auf der Insel, deshalb kommt täglich ein Wasserschiff aus Neapel.

Die bizzare Vulkaninsel Vulcano
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)Wanderer zieht es auf die bizarren schwarzen Lavahänge der Vulkankrater, Kitesurfer und Kajakfahrer auf die schwarzen Strände und Wassersportler tauchen bei Capo Grillo entlang der senkrechten Vulkankrater hinab zu Zackenbarschen und Papageifischen.
Auch die schönste Aussicht auf die Äolische Inselgruppe gibt es beim Aussichtspunkt Capo Grillo. In der Nähe des alten Leuchtturms beim Spiaggia dell'Asino, dem Faro Vecchio, der zu den besten Lost-Places zählt, kommen in der "Trattoria da Gaetano" in Gelso köstliche Schwert- und Thunfische auf den Tisch. Sie werden vor Ort geangelt und können bis zu 500 kg schwer werden. Deshalb widmet sich Slow-Tourismus auch dem Meer und Fischfang.
So haben sich die Blue Marine Foundation und der Sicily Environment Fund mit Landwirten und Fischern vereint, um für neue Achtsamkeit bei Fang und Konsum von Meeresfrüchten zu sorgen und das Inselparadies zu erhalten.

Blick von Lipari auf Vulcano
©Gianfranco Taranto (Federalberghi Isole Eolie)TIPPS UND INFOS
ANREISE
Der Flughafen Catania oder Palermo wird sowohl von Charter, Linien wie auch Billig-Airlines angeflogen. Dann geht es per Schiff weiter. Auto-Fähren + Tragflügelboote starten auch in Milazzo, Messina, Cefalu und Reggio Calabria, liparische-inseln.it
LIPARI
Bimssteinstrand in Canneto . Weißer Strand zwischen Canneto und Porticello, italia.it
Hafen „Marina Corta“ . Romantische Fischerboote im Hafen, enjoysicilia.it
„Monte Fossa delle Felci“ . Wandern durch die Farnwälder, salinaturismo.it
SALINA
Bar und Spa unterm Himmel. Wer in Malfa im schicken Design-Hotel Signum übernachtet, hat von oben einen Panoramablick auf Buchten und Inseln. Die Chefin restaurierte ein altes Haus liebevoll und mixte Antiquitäten mit modernem Design. Das Spa unter freiem Himmel ist himmlisch, neben einem Olivenbäumchen entspringt eine Heilquelle, in deren Becken man baden kann. Auch Behandlungen im Freien, ein Mandelmilchbad in der Kupferwanne oder ein Salzkristallbad im Holzbett sind bekömmlich, abgesehen von den hauseigenen Spa-Produkten aus Marsala und Mandelmilch, Salina.
Filmreif: Il Postino in Pollara. Am Ende des Ortes Pollara, hinter der Kirche, befindet sich ein charakteristisches rosafarbenes äolisches Haus, von dessen Veranda aus die wunderbare Kulisse der Äolischen Inseln bewundert werden kann: Es ist das Haus von Pablo Neruda, das im Film Il Postino mitspielt und zu dem Mario Ruoppolo jeden Tag mit dem Fahrrad dem Dichter die Post überbringt. Auch der „Strand des Postboten“ die „Cala Troisi“ und der nahe imposante Felsbogen Punta Perciato sind einen Ausflug wert, visitme.comune.messina.it
Wein & Hotel im Leuchtturm. Im Resort Capofaro lässt es sich herrlich bei einem Glas vom hauseigenen Malvasia am Pool relaxen und dabei aufs Meer hinausschauen
Naturschutz und Delfine. Für Slow-Tourismus und Slow-Food sorgt sich der Verein Blue Marine Foundation Salina. Hier kann man auch Fahrten in Meeresnaturschutzzonen buchen,
sicilyenvironment.org/ grants/salina-blue-island
VULCANO
Surfen & schwarzer Strand. Das kleine Hotel Conti liegt in der schwarzen Bucht von Ponente, in der Nähe von Capo Faro
Bester Aussichtspunkt ist Capo Grillo, aeolianislands.com
ALLGEMEINE INFOS
Tourismusbüros
Tourismusbüro Sizilien, islandsofsicily.com, enit.it, italia.it, liparische-inseln.it
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