Schloss Buchberg am Kamp, im Vordergrund Wiesen, Bäume und ein Teich

Mit der Kamptalbahn zum Wandern ins Waldviertel

Für Nostalgiker ist eine Fahrt mit der im 19. Jahrhundert eröffneten Kamptalbahn das Richtige – allein wegen der alten Garnituren. Für Wanderer besitzt das Kamptal gerade in der kalten Jahreszeit Vorzüge

Der einheimische Wirtshaus-Insasse warnt die Wanderer, die im Begriff sind, zur Bahnstation Stiefern zu pilgern: „Glaubt’s, da kummt heit no ana? Di foahrn jo nur olle drei Tag.“ Weit gefehlt, wie sich kurz darauf herausstellt: Die Bahn im Kamptal fährt, und das sogar im Stundentakt zwischen Horn und Krems! Dabei war sie schon oft totgesagt worden – zuletzt nach der Jahrhundertüberschwemmung 2002, bei der die Trasse schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war.

Vor Kurzem wurde die Strecke sogar technisch aufgerüstet: Barrierefreiheit durch neue Bahnsteige in Langenlois und Horn, Gleiserneuerungen und die „Modernisierung“ der Bahnhöfe standen auf dem Programm. Wobei das mit der Modernisierung so eine Sache ist: Gab es bis vor Kurzem an einigen Stationen noch Bahnhofsvorstände, wird der weitgehend automatisierte Betrieb nun zentral von Wien-Stadlau aus gesteuert. Die Folge sind verwaiste Bahnhöfe, versperrte WC-Anlagen und die drohende Schließung von Bedarfshaltestellen (Stallegg, Buchberg) – „moderne“ Zeiten also.

Perfekt für Nostalgiker

Aber immerhin: Die 1889 eröffnete Kamptalbahn fährt noch immer und bietet ein heute im Regelbetrieb der Bahn selten gewordenes Nostalgiegefühl. Hauptverantwortlich dafür sind die Zuggarnituren, die aus den 80er-Jahren stammen und auch so aussehen. Wer in einem der langsam dahinzuckelnden Dieseltriebwagen (sie sollen irgendwann durch Elektrotriebwagen mit Akku ersetzt werden) sitzt und die schöne Landschaft an sich vorüberziehen lässt, fühlt sich in frühere Zeiten versetzt – vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn die Region touristisch nahezu verwaist ist.

ÖBB alte Zuggarnitur, fährt an Feldern im Waldviertel vorbei

ie alten Zuggarnituren haben keine Panoramafenster, die Landschaft zieht auch so an einem vorbei 

©© OEBB Kajetan Steiner

Infos

  • Anreise
    Von Wien aus vom Franz-Josefs-Bahnhof in 1 Std. nach Krems (oebb.at), weiter mit der kamptalbahn.at
  • 21 Meter hoch ist die Kamptalwarte am Heiligenstein; prächtiger Ausblick auf das südliche Kamptal. Zugang von Zöbing in 30 Minuten
  • Genießen
    Kurkonditorei Ehrenberger: 125 Jahre alter Familienbetrieb in Gars, berühmt für seine Mohnzelten.
  • Flussbäder
    Viele Orte haben eine nostalgische Badeanstalt, meist mit hölzernen, bunt bemalten Pavillons. Schön: das rot-weiß gestreifte Bad von Plank
  • Auskunft
    waldviertel.at

Unkompliziert wandern

Dabei hat das Kamptal gerade jetzt zwei Vorzüge aufzuweisen: einen bei jeder Witterung leicht begehbaren Flusswanderweg und die regelmäßig verkehrende Bahn, die einen zum Ausgangsort zurückbringt.

Tipp: Starten Sie im Weinort Zöbing und wandern Sie am linken Ufer flussaufwärts, den (leider schon verblassenden) weiß-blauen Markierungen folgend, nach Schönberg. Danach wechseln Sie auf das andere Flussufer und gelangen in einer weiteren Stunde nach Stiefern und über Plank nach Gars am Kamp (Gehzeit: 3,5 Stunden). Das Schöne: In jedem dieser Orte können Sie für die Rückfahrt den Triebwagen besteigen. Der kommt zum Glück nicht alle drei Tag, sondern jede Stund.

Wolfram Kautzky

Über Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky ist regelmäßiger Gastkolumnist für den KURIER.

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