Tropea ist ein bekanntes Postkartenmotiv, das sogar Kinder begeistert.

Kalabrien: Neuer Familienclub an der Götterküste

Die Region Kalabrien ist in Österreich unterbeleuchtet, dabei ist es der vielleicht beste Teil des Stiefels – mit neuem Familienclub.

Überblick

Lage

Südwesten Italiens

Bevölkerung

 1,947 Millionen (2019)

Auskunft

italia.it/de

Es sei einer der romantischsten Plätze in Kalabrien oder sogar in ganz Italien, sagt Bootsführer Antonio bei Einsteigen. Während er die Leinen losmacht, schwärmt er weiter auf Italienisch und schraubt damit die Erwartungshaltung seiner Ausflugsgäste in italienische Sphären. Dann ruft er plötzlich den siebenjährigen Bub aus Österreich zu sich, stellt ihn an das Steuerrad und sagt: „In Calabria tutti è possibile.“ Er lacht, während der Siebenjährige zwischen größter Freude und Verzweiflung ein zehn Meter-Schinakel vom Strand vor Tropea Richtung offenes Meer steuert.
 

Der Pool ist mit 4000 Quadratmeter angeblich der größte Hotelpool Italiens.

©Halbhuber Axel

Aber Antonio hat recht. Erstens ist die Costa degli Dei ein verdammt romantischer Platz. Die „Küste der Götter“, wie der Abschnitt des Tyrrhenischen Meeres zwischen Pizzo und dem Capo Vaticano übersetzt heißt, ist eine Ansammlung an Felsen, Grotten und Strandbuchten. Das Wasser wechselt zwischen seichten türkisen Stellen und Riffdunkel, die schönsten Strandflecken sind leer, weil man sie nur vom Wasser aus erreicht. Antonio ankert an einem ruhigen Platz, packt die Schnorchelsachen aus und wirft ein paar Brocken Brot ins Wasser. Die Augen des Siebenjährigen funkeln, als sich Hunderte Fische vor dem Boot versammeln.

Das neue Falkensteiner-Resort

Denn zweitens hat Antonio recht, dass hier fast alles möglich ist, im kinderlieben Italien sind die Verbotsschilder rar. Hier dürfen die Bambini mehr als anderswo, auch schon mit sieben, oder sogar mit vier, denn die Schwester des Schnorchelbuben springt auch gerade ins Wasser.

Es ist daher logisch, dass sich das Hotelimperium Falkensteiner diesen Ort für seine neue Anlage ausgesucht hat: Im Juli eröffnete man hier zwischen Kilometern von Orangenplantagen das neueste Familienresort. Derzeit ist es wegen der ausgesetzten Direktflüge nach Lamezia Terme höchstens zur Hälfte gefüllt, aber im Normalbetrieb sollen in dem weitläufigen Gelände bis zu 1.200 Gäste Urlaub verbringen.

Die Varianten des Tartufo di Pizzo müssen alle verkostet werden.

©Halbhuber Axel

Der Küstenstreifen ist hier nur ein bis zwei Kilometer breit, dahinter fängt das hügelige bis bergige Hinterland an. Fährt man nach Norden, ist man bald im Nationalpark Sila, der bis fast 2.000 Meter hoch liegt und wo man allerlei Bergaktivitäten von Wandern bis Rafting machen und im Winter Ski fahren kann. Im Süden liegt Reggio nur hundertdreißig Kilometer entfernt, die „Stiefelspitze“ an der Meeresenge zu Sizilien. Vor der Küste mit dem Stromboli der einzig ständig aktive in Europa, überhaupt die äolischen (oder liparischen) Inseln. Und in nur vierzig Minuten ist man auf der anderen Küstenseite Kalabriens, am Ionischen Meer. Ein adäquater Wohnort für Götter eben.

Kalabrien, der vielleicht schönste Teil Italiens

Kalabrien liegt im Trend. Es ist der vielleicht schönste Strandabschnitt Italiens, ist in Österreich aber eher unterbeleuchtet. Österreicher sind notorische Adria-Urlauber, die ganz Abenteuerlichen fahren an die Riviera. Kulturinteressierte verschlägt es nach Florenz oder Rom, Geschichtsinteressierte auch. Neapel und Sizilien für Verwegene und für kulinarisch Interessierte einfach überall das nächste Ristorante, man ist schließlich in Italien. In Pizzo zum Beispiel wurde das berühmte Tartufo-Eis erfunden. Womit wir wieder in Kalabrien wären.

An der Küste Kalabriens gibt es jede Menge Fischerdörfer mit diesem klassischen Schick, manche wurden im Laufe der Zeit zu kleinen Städten. Das gilt hier an der Götterküste besonders für Tropea mit seinen Häusern auf der Steilküste. Aber auch Pizzo hat die kleinen Gassen, durch die Katzen streifen, und bietet von der Piazza della Repubblica aus einen grandiosen Blick auf Meer, Küstenlinie und Stromboli. In einem kleinen Garten unter der Piazza sitzt daher seit ein paar Jahren die drahtige Kunstfigur „Mann, der auf das Meer blickt“.

Das Schnorcheln an der Costa degli Dei gefällt auch Kindern.

©Halbhuber Axel

Pizzo ist klein genug, dass sogar Kinder sich auf einen Stadtspaziergang einlassen und Trinkbrunnen mit Steingesichtern entdecken wollen – die vielen Versionen des Tartufo di Pizzo sowieso. Aber doch zieht es den Siebenjährigen und die Vierjährige bald zurück in die Anlage, damit müssen Eltern leben, wenn sie sich auf Urlaub in einem Club einlassen, der den Beinamen „Funimation“ trägt. Im Klartext bedeutet das einen Pool, der laut Hotelchef mit 4.000 Quadratmeter der größte Hotelpool Italiens ist und über zwei Rutschen und einen Wasserfall verfügt (es gibt auch einen Relaxpool für Große, ohne Kindergeschrei). Es bedeutet darüber hinaus auch eine Fußballschule von Hannover 96, viel Spielangebote und das Falkyland – mit und ohne Betreuung.

Club zwischen Abendshow und Spa

Im „Falkensteiner Club Funimation Garden Calabria“ ist vieles so, wie man es von einem gehobenen Urlaubsclub erwartet: Ein Restaurant für das ruhige, gesetzte Essen, eines als Buffet, an dem aber angerichtet wird, überall gibt es inkludiert Softdrinks ohne Limit, ebenso Wein und Bier, über die man aber getrost schweigen kann. Ein Strandlokal gibt es auch, es heißt „Pescatore“ am „Mare“, denn Clubs muten den deutschsprachigen Gästen immer nur so viel Italienisch zu, wie man aus Adriano Celentano-Liedern kennt.

Die Chiesetta di Pedigrotta in Pizzo ist ein faszinierender Ort.

©Halbhuber Axel

Apropos: Derzeit hat man hier viel Platz, merkt aber auch, dass Corona die Renovierung bei den letzten Vorbereitungen ausgebremst hat. Die Animation und Kinderbetreuung findet derzeit fast nur auf Italienisch statt. Das ist einerseits sympathisch, weil nie etwas schöner klingt, wenn es ein deutschsprachiger Animateur durch Kalabrien grölt. Andererseits braucht es schon eher gefestigte Vierjährigencharaktere, damit das Kind bei der fremdsprachigen Betreuung bleibt, weil Papa das Spaangebot nutzen möchte. Spabereich und Zimmer wurden übrigens schon komplett erneuert und sind auf dem Niveau, das sich Falkensteiner-Publikum erwartet.

Als das Kindsvolk mit dem Papa nach Massage und unfreiwilliger Italienischstunde Richtung Meer spaziert, werden alle drei andächtig. Die dreihundert Meter zum Strand führen durch einen Pinienwald, der etwas ausstrahlt. Geruch, Geräusche, das Licht, so ist Italien. Im Sonnenuntergang, der dank Westküste umwerfend ist, werfen sich die Kleinen ins Meer, rutschen im stark abschüssiger Kies runter und lassen sich von den Wellen wieder anspülen.

Das Meer fällt hier rasch ab, nach ein paar Schritten gibt es kein Stehen mehr. Kinder müssen hier schwimmen können oder Schwimmflügel haben. Aber der Siebenjährige und die Vierjährige johlen, denn dieses Meer hat Wellen und ist echt.

Auf der Ionischen Seite Kalabriens sind die Strände flacher. Aber dort wohnt kein Gott.

Kurz vor Platsch: Rutschen, Wasserspielplatz und und und.

©Halbhuber Axel

Tipps

Club Der „Falkensteiner Club Funimation Garden Calabria“ eröffnete im Juli. Die Anlage ist nicht neu, aber rundum renoviert: Zimmer, Spabereich und Restaurant sind  fertig, Buffetrestaurant und Pool- bereich werden demnächst noch verbessert. Das Resort ist großzügig, hat eigenen Strand, Sportanlagen, einen riesigen Familien- und einen großen Relaxpool.
Angebote im August: 2 Erw/1 K (bis 12 J.), 1 Woche DZ Deluxe, All-Inclusive ab 2.030 €. Oder: 2 Erw/2 K (8 und 13 J.), 1 Woche DZ Deluxe, All-Incl. ab 2.765 €
falkensteiner.com

Programm Tagesausflüge z. B. Reggio Calabria, Sizilien, Costa degli Dei, Inselvulkan Stromboli (Tipp: „by night“)

 

Infos

Anreise

Direktflüge nach Lamezia T. sind noch ausgesetzt, mit Umstieg gibt es Angebote ab 250 € (einf. Flug, -Komp. rund 7 €). Zugverbindungen gibt es auf oebb.at mit mind. 1 Umstieg (23:27 Std.) oder in 16:17 Std. mit 4 Umstiegen

Beste Reisezeit

Juni bis September

Axel Halbhuber

Über Axel Halbhuber

Ich habe mir unter den Zweigen des Schreibens den Journalismus ausgesucht, um nicht über mich schreiben zu müssen. Und jetzt schreibe ich hier Zeilen zu meiner Vita. Es gibt im Leben Wichtigeres, das es zu beschreiben gilt. Eben das macht diesen Job spannend: gestern ein Interview mit den Klitschko-Brüdern, heute eine Reportage in einem Dorf für Demenzpatienten, morgen das Porträt über die wahre Biene Maja. Leben ist Vielfalt, auch das Berufsleben. Daher habe ich im Journalismus vieles gemacht: Wirtschaftszeitung bis Männermagazin, Online-Ressortleitung bis Gratismedium-Chefredaktion, Sportressort bis Societymagazin, Österreichwanderung bis Weltreise. Und bei aller Vielfalt ist das Reisen doch zu einem Steckenpferd geworden, auch durch meine Bücher „Ich geh dann mal heim“, „Einfach eine Weltreise“ und "Reisen ist ein Kinderspiel". Aber am wichtigsten war die Biografie über Helmut Kutin: "Wie aus einer zerstörten Kindheit ein gutes Leben wurde." Das muss wirklich jeder lesen!!!!

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