Kärnten, wie Sie es noch nicht erlebt haben

Das Hügelland um den Längsee bietet mehr als Badeurlaub: Ausspannen im Weingarten und hochwertige Slow Food-Gastronomie.

Wissen Sie, welche drei Landeshauptstädte in Österreich den meisten Weinbau haben? 1. Wien, 2. Eisenstadt. Klar. Aber Platz 3? Der geht an - Klagenfurt!

Mehr als zehn Hektar Weingarten befinden sich am Stadtrand von Klagenfurt vor der spektakulären Kulisse der Karawanken und des Hochobir. Das Weingut Karnburg wurde vor 15 Jahren gegründet und zählt zu den größeren Weingütern in Kärnten, die in Summe bereits 170 Hektar Weingarten kultivieren.

Der Weinbau ist in Kärnten relativ jung, viele betreiben ihn als Hobby, man experimentiert noch mit Reben und Böden, mit der Kellertechnik, mit Tipps von den friulanischen Nachbarn und macht seine eigenen Erfahrungen. Wer in Kärnten Wein anbaut, muss ein Liebhaber sein. So wie die Winzer von Karnburg, Georg Lexer und Sem Kegley. Sie sind begeisterte Weinbauern und Wirte, wer dort zu Besuch ist, wird nicht nur verwöhnt, sondern bekommt ein Gefühl dafür, was an Wissen über die Natur und an Veredelung in den Produkten steckt. 

Und an Engagement der Produzenten. Die Lammkeule aus eigener Zucht, die exotischen Kräuter - es gibt Sauerampfereis und Taubennessel-Spinat, dazu hauseigenen Chardonnay. Der Wirtsleute erzählen Geschichten, wie sie gemeinsam neue Rezepte ersinnen, und loben ihre Lieferanten. Auf einer Schnur im Restaurant hängen die Lieferscheine mit Kluppen befestigt. Jeder Gast kann nachschauen, welcher Spezialist zu den Köstlichkeiten auf dem Teller beigetragen hat.

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Weingut-Restaurant Leiten in Karnburg

©Restaurant Leiten

Das ist auch etwas Besonderes an dem neuen Stil in dieser Mittelkärntner Region: Unternehmer haben sich zusammengetan, nicht nur zu einer Vermarktungsgemeinschaft, wie es sie vielerorts gibt. Sie sind auch Freunde. Jeder spricht wertschätzend über den anderen, jeder ist der Botschafter des anderen. Und die Produzenten mögen es, wenn sie zu ihren Kunden in Kontakt kommen und von ihren Firmengeschichten und ihren Erzeugnissen schwärmen können.

Wildkräuter und seltene Wurzeln

Eine von ihnen ist Christina Wildhaber. Wer sich für Bio-Gemüse und Bio-Kräuter interessiert, kann bei ihr in Brückl vorbei schauen. Sie hat über 300 verschiedene, teils seltene alte Gemüse- und Obstsorten in ihrem Garten. Beete sucht man dort vergebens, der Garten wirkt wild und verwunschen.

Christina Wildhaber züchtet Wurzeln, fermentiert Wasser und experimentiert mit so gut wie allem, was wächst. Bis hin zu Pilzen auf alten Holunderstauden. Sie ist mit den Köchen der umliegenden Slow Food-Restaurants vernetzt und gemeinsam wird für die Speisekarten entwickelt, was der Garten gerade hergibt. 

Christine Wildhaber

©Daniela Kittner

Brände mit innovativen Geschmacksnoten

Mit der gleichen Hingabe, mit der Christina Wildhaber ihre Pflanzen betreut, kreiert und verfeinert Valentin Latschen seine „Pfau“-Schnäpse. Der Bauer aus Südkärnten hat eine Palette von Edelbränden entwickelt, bis hin zu einem Kärntner Whisky, einem „Bockbierbrand“ und einem „Reindlingbrand“. 

Valentin Latschen bei der Kreation eines Reindlingsbrands

©Daniela Kittner

Auch wenn man kein Schnapsliebhaber ist, ringt es einem doch Bewunderung ab, welch feinen Geschmack man Mostbirnen abzutrotzen vermag. Die „Pfau“-Brennerei ist im Gewölbe der Schleppe-Brauerei am Stadtrand von Klagenfurt untergebracht. Von dort ist es nicht weit zum nächsten Produzenten mit Entertainer-Qualitäten.

Die Geheimnisse des Reindlingbäckers

Harald Taupe, Bäckermeister im Zentrum von St. Veit,  ist spezialisiert auf Kaffeerösten und Reindlingbacken. Der Reindling, die Kärntner Spezialität aus dem „Reindl“, wird hier nach allen Regeln der Kunst  und mit regionalen Zutaten zubereitet.

Harald Taupe

©Daniela Kittner

Harald Taupe geizt auch nicht mit seinen Kuchengeheimnissen, er bietet Backkurse an, die man mit einem „Master of Reindling“ abschließt. Und ganz nebenbei beschert einem der Workshop auch das eine oder andere Aha-Erlebnis, was man beim Germteig im bisherigen Leben falsch gemacht hat.  

Ausspannen auf dem Weingut

In Sichtweite von St. Veit liegt die Burg Taggenbrunn. Dort befindet sich Kärntens  wohl bekanntestes Weingut. Die Hänge des Burgbergs sind mit Wein bewachsen, inmitten der Gärten steht ein edles Hotel samt Restaurant und Weinverkauf.

Blick von Weingarten in Richtung Längsee

©Daniela Kittner

Wer sich hier einquartiert, befindet sich im Herzstück des Mittelkärntner Hügellandes. Burg Hochosterwitz, Längsee, Gurk. Wandern, Radfahren, Reiten. Burgen, Kirchen und Museen. Und nach etwas Sport wird's Zeit für den nächsten Slow-Food-Stop.

Schokolade und Bier

In Friesach hat der Familienbetrieb Craigher, Produzent von handgeschöpften Edelschokoladen, eine Erlebnismanufaktur eingerichtet. Dort erfährt man viel über Kakaoanbau und Schokoladeerzeugung. Die Präsentation ist auch kindergerecht, und zusammen mit der Friesacher Burg ist die Kleinstadt ein ideales Ausflugsziel an Tagen ohne Badewetter.
Nur wenige Kilometer entfernt befindet sich der Hauptsitz der Brauerei Hirt, inmitten von Wäldern und Quellen, die das Wasser für das Bier liefern.

Nikolaus Riegler, Brauerei Hirt

©Daniela Kittner

Nikolaus Riegler, Geschäftsführer und Eigentümer der Brauerei, ist einer der treibenden Kräfte hinter dem Konzept „Marktplatz Mittelkärnten“, das die Region zu einem Gastland neuen Stils weiterentwickelt. Er hat an seine Brauerei einen Shop mit gut sortiertem Slow Food aus dem Alpe-Adria-Raum angeschlossen und betreibt das Restaurant in der gleichen Nachhaltigkeitsphilosophie. Die Brauerei  wird bald Strom-autark sein, und man freut sich über Gäste, die den Betrieb besichtigen. Man erfährt alles über Braugerstensorten, Malz und Hopfen. Einfach einmal statt über die Südautobahn über die S 6 nach Kärnten fahren, Hirt liegt direkt neben der Hauptstraße. Es lohnt sich.

Käse-Degustation bei Bachlers

Am Fuß des romantischen Althofen, in Treibach, hat das Ehepaar Bachler sein Anwesen. Ihr Restaurant haben sie nach vierzig Jahren geschlossen, aber man kann eine Degustation „Käse und Wein“ buchen, mit vielen schwer erhältlichen Spezialitäten aus Kärnten. Bachlers bieten auch Kochkurse an und packen exquisite Picknickkörbe für den Ausflug ins Grüne.
Wer lieber ins Wirtshaus geht, ist in der Ortschaft Goggerwenig bei St. Veit im Gasthof Gelter gut aufgehoben. Christian Gelter serviert Kärntner Küche, bodenständig und modern, und dazu mit großer Begeisterung selbst gebrautes Bier.

Tipps und Hinweise

Anreise

Mit dem Zug Wien–St. Veit/Glan in 3:48 Std. oebb.at.
E-Auto vorreservieren unter 04212/45608 im Tourismusbüro Unterer Hauptplatz 10, St. Veit/Glan

Entdecken
Viele Produzenten bieten Führungen, Degustationen und Kurse  an: Alle Termine auf mittelkaernten.at/slow-food-travel/package oder im Tourismusbüro St.Veit/Glan, Unterer Hauptplatz 10

Slow Food Kärnten Guide online unter slowfood.guide; als Buch um 7 €, [email protected], Tel. 0463/3000

Verkosten
Weingut Taggenbrunn, mit Hotel und Restaurant, Taggenbrunner Festspiele, Burg aus dem 12. Jh. taggenbrunn.at; Zimmer ab 99 € p.P.

Übernachten
Select Hotel Moser Verdino Klagenfurt, Nacht ab 99 € p. P.  Dachlounge mit Blick auf die umliegende Bergwelt

Essen

Weingut Leiten in Karnburg bei Klagenfurt, Do, Fr 16.00 bis 22.00 und Sa, So 12.00 bis 22.00

Wirtshaus Gelter in Goggerwenig 8, Fr, Sa, So 11.00 bis 24.00

Hirter Braukeller, Hirt 1, Micheldorf, täglich von 10.00 bis 22.00, Mittwoch Ruhetag

Gelegenheit für einen Slow Food-Streifzug gibt es übrigens vom 14. bis 16. September, wenn die Tage der Alpe Adria Küche in Klagenfurt stattfinden.

Daniela Kittner

Über Daniela Kittner

Ausbildung: - Doktorat 1993, Dissertation über Zeitungssterben aus Anlass der Einstellung der AZ - Studium an der Universität Wien, Publizistik und Italienisch - Gymnasium in Villach, Matura 1982 Berufsweg: - Seit Oktober 2022 Reporterin - Von November 2018 bis September 2022 Ressortleiterin Innenpolitik - September 1993 bis November2018 : Innenpolitik-Kolumnistin beim KURIER. - Herbst 1992: ein Jahr Magazinjournalismus im neu gegründeten NEWS bei Wolfgang Fellner - 1992: Drei Monate ZiB-Redaktion im ORF, Ausbildung über Gestaltung von Fernsehbeiträgen, Sprechschulung; gesendete Beiträge u.a. eine Serie über den EWR-Beitritt Österreichs. - Nach Einstellung der AZ , Fertigstellung der Dissertation "Presse unter Stress" - 1989 Wechsel zur AZ. Chefredakteur: Robert Hochner - Von 1986 bis 1989 ständige Mitarbeiterin bzw. Redakteurin beim KURIER - Erste Artikel für die Furche und die Institutszeitung Medialist

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