In Luxemburg pfeifen am Ostermontag die Vögel

Jedes Land hat zu Ostern seine Gebräuche. Aber statt Ostereier verschenken die Luxemburger „Péckvillercher“ – kleine Tonvögel

Die Emaischen gab es schon immer, da ist sich Claude Esch sicher. Sie ist das klassische Stelldichein der Luxemburger am Ostermontag. Es ist ungeschriebenes Gesetz, zum Fëschmaart, dem Platz neben dem großherzoglichen Palast in der Hauptstadt, oder in den kleinen Ort Nospelt zu schauen und die Stände der Kunsthandwerker am Markt zu begutachten.

Claude Esch ist seit den 1970er-Jahren beim Alstad Comité der Stadt Luxemburg dabei, das verantwortlich für die Organisation des Festes ist. Er hat keine Emaischen seither verpasst und hat immer alle Daten und Fakten parat. Die Emaischen ähnelt den Ostermärkten, die man in ganz Österreich findet. Die Luxemburger bummeln entlang der Stände, stärken sich an den Imbissbuden mit sehr guten Pommes frites (man ist nicht weit von der belgischen Grenze). Der Unterschied zu Ostermärkten: Um Ostern ging es den Luxemburgern bei der Emaischen nie.

©LFT Christian Millen

Der Markt ist seit jeher der luxemburgischen Töpfergilde gewidmet. Die wollten ihre Waren an den Mann und die Frau bringen und überlegten sich dafür einen schlauen Trick: Mit handgroßen, bunten Tonfiguren von Vögeln, die als Pfeife funktionierten, lockten sie die Luxemburger – vor allem die kleinen. Die „Péckvillercher“ – Pickvögelchen übersetzt – entwickelten sich zum beliebten Sammlerobjekt, auch weil sie bis heute nur bei dieser Gelegenheit zum Verkauf angeboten werden. Es entwickelte sich ein regelrechter Kult.

Heuer haben sie es zur Weltausstellung nach Dubai in den luxemburgischen Pavillon geschafft, wie Claude Esch mit einem gewissen Stolz verrät. Bis heute werden jedes Jahr neue Vögel entworfen. Manchmal nehmen sie die Form von Hähnen an, manchmal von Krähen, manchen setzen die Tonbäcker Feuerwehrhelme oder Schutzmasken gegen das Corona-Virus auf.

Limitierte Stückzahlen

Es werden sogar Design-Wettbewerbe um die Vögel veranstaltet, wie Claude Esch erzählt. Dieses Jahr erscheint der Entwurf von Wettbewerbsgewinnerin und Künstlerin Sandra Pereira in limitierter Stückzahl. Nur 50 Stück von den handgeformten, nummerierten Péckvillercher verkauft man am Stand des Alstad Comité. Hergestellt wurden sie in den Ateliers der Ligue HMC op der Kap – einem Verein, der Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung unterstützt. Durch ihre begrenzten Produktionszahlen sind die Péckvillercher sehr begehrt. Viele Luxemburger haben Zuhause eine kleine Tonvögelarmee im Regal stehen.

Die meisten entwickeln früh eine Affinität für die Vögelchen. Immerhin sind die bunten und lauten Péckvillercher ein beliebtes Spielzeug bei Kindern. Auch Claude Esch erinnert sich daran, schon als kleiner Bub am Ostermontag auf der Emaischen gewesen zu sein. Immerhin lebten er und seine Familie direkt am Marktplatz. So sei er von klein auf in Kontakt mit dem Volksfest gekommen. Anfangs mit den Eltern, später dann mit der ersten Freundin, der er natürlich ein Vögelchen schenken musste – die Péckvillercher gibt es für Verliebte auch als Paar.

Dabei musste er im Lauf der Zeit mitansehen, wie sich der traditionelle Markt vom ursprünglichen Handelsobjekt – nämlich Töpferwaren – wegentwickelte und immer mehr „Klimbim“ zum Verkauf angeboten wurde. Aber die letzten beiden Jahre, die die Emaischen-Veranstalter zwangspausierten, haben laut Esch Gutes gebracht: Statt FC-Bayern-München-Flaggen soll es ab jetzt bei der Emaischen wieder mehr Töpferwaren geben.

©Grafik

Info

Klimaneutrale Anreise
Mit dem Nightjet oder ICE nach Koblenz, ab da mit dem Regionalexpress bis nach Luxemburg (Stadt). Dauer : 12 Stunden oebb.at 
Alternativ Flug mit AUA/Luxair, -Kompensation via atmosfair.de : 13 Euro 

 

Sprache
Die meisten Luxemburger verstehen Deutsch. In der Hauptstadt kommt es vor, dass die Bedienung nur auf Französisch oder Englisch antwortet.

 

Weitere Informationen
Zur Hauptstadt: 
luxembourg-city.com/de
Zum Land:
visitluxembourg.com/de/

Sophie Neu

Über Sophie Neu

SEO (Suchmaschinenoptimierung) und am Newsdesk im Einsatz. Seit 2022 beim Kurier. Zuvor im Reise-Ressort. Schrieb davor als freie Journalistin unter anderem für die Wiener Zeitung. Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien.

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