Die Landschaftsarchitektin als moderne Schlossherrin

Familie Schubert hat das Schloss Schrattenthal zu neuem Leben erweckt. Ein Rundgang durch Gebäude und Epochen

Die Landschaftsarchitektin als moderne Schlossherrin

Weinviertel. Geschnatter durchbricht die Stille auf dem Schlossareal. Andrea Schubert schmunzelt. „Ja, Gänse haben wir auch, das sind unsere Wachhunde.“ Echte Kläffer werden in der einstigen Wasserburg Schrattenthal längst nicht mehr benötigt: Wo man früher Feinde mit Wehranlagen fernhielt, öffnen die heutigen Besitzer die Tore für Besucher. Andrea hat den Schlüssel von ihren Eltern bereits übernommen und bietet Führungen an; in der Schlosskapelle sind Hochzeiten möglich, die Prunksäle bieten hundertfünfundzwanzig Gästen Platz. Und in einer Ferienwohnung kann man adelig schlafen.

Schrattenthal ist eine der kleinsten Städte Österreichs und liegt an den Ausläufern des Manhartsberges bei Retz. Der Charme des Schlosses? Ein Ritt durch die Epochen – die 1435 erbaute spätgotische Wasserburg wurde barockisiert und ab dem 19. Jahrhundert mehrmals ausgebaut. Schaurig: der Hungerturm aus dem 15. Jahrhundert mit fünf Meter dicken Mauern. In dem runden Verlies verstummte manch Schrei – ein mulmiges Gefühl. „Meine Großeltern haben noch Knochen gefunden“, zeigt die Schlossherrin in die Tiefe. „Ich war einmal unten, bei einer Feuerwehrübung!“

Die Bausubstanz instandzuhalten, sei eine immense Herausforderung. „Aber meine Mutter ist noch genauer als das Denkmalamt“, wie man dort längst zu schätzen weiß. Dass Andrea Landschaftsarchitektur studiert hat, ist angesichts der großen Parkanlage praktisch. Ihre spezielle Liebe gilt den alten Eschen, die von Pilzen bedroht werden. Ein Feind der Gegenwart. Stefan Hofer

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