Der große Relax-Boom

Im Burgenland geht es immer entspannter zu – im übertragenen Sinn. Denn was Urlaubsangebote betrifft, herrscht Hochbetrieb: Während gänzlich neue Luxus-Burgen entstehen, werden bestehende Hotels im großen Stil renoviert und ausgebaut.

Für manche besteht das Burgenland lediglich aus dem Neusiedler See, Störchen, pannonischen Fischsuppen und Kellerstöckln. Doch tatsächlich greift das zu kurz. Das Bundesland hat sich touristisch immer breiter aufgestellt und speziell im Wellness-Sektor ausgebaut. Laut einer aktuellen Umfrage ist das Angebot in diesem Bereich inzwischen für jeden fünften Urlauber Hauptmotiv für einen Aufenthalt  – knapp hinter Kulinarik/Wein (24 Prozent) und Radfahren (22 Prozent).

Nicht umsonst also investieren die Hoteliers in ihre Betriebe, Karl Reiter zum Beispiel. Er führt mit seiner Frau Nikola zwei Hotels in Bad Tatzmannsdorf, eines für Erwachsene, das andere für Familien, mit in Summe rund 120 Hektar Grund, angeschlossenem Golfplatz, Reitstall und einer Tierzucht samt Landwirtschaft mit Angus-Rindern (von ihnen kommen schließlich die Dry Aged Steaks), Wasserbüffeln, Barockeseln, Schweinen, Hühnern, Schafen und mehr. Zuletzt kam noch eine Genusswerkstatt hinzu, die Bäckerei, Nudlerei, Eismanufaktur und Konditorei vereint.

Langweilig wird es einem hier nicht, wobei die gute Alternative ist, in den verschiedenen In- und Outdoorpools zu schwimmen oder bei Massagen zu entspannen. Und nun wird weiter ausgebaut: neue Suiten mit Naturstein und Massivholz, renovierte Zimmer und ein japanischer Spa-Bereich mit Pools, Sauna und Ruheraum. Es gehe um mehr luxuriöse Privatheit, dieser Nachfrage wolle man nachkommen. Karl Reiter gilt als Wellness-Pionier, hat der gebürtige Tiroler doch schon vor vielen Jahrzehnten im Stammhaus der Familie, dem Posthotel am Achensee, auf ein Konzept der Achtsamkeit gesetzt. „Aber Wellness? Was ist das überhaupt?“, fragt er sich laut selbst und schüttelt den Kopf. Der Begriff sei inflationär geworden, vielmehr wolle er ein Angebot für Wohlbefinden schaffen, das Entspannung und Genuss miteinander verbindet. Dabei wäre es fast nicht dazu gekommen, dass er und seine Frau Nikola den Betrieb im Burgenland übernommen und aufgebaut haben – denn vor 20 Jahren überlegten sie, nach Vietnam auszuwandern. Es kam anders, der „magische Platz“  hat es ihnen angetan. Rund 80 Millionen Euro haben sie seither investiert, weitere 20 Millionen sind geplant.

Wein und Design

Etwas weiter nördlich und demnach östlich des Neusiedler Sees gelegen haben die Baukräne erst vor etwas mehr als einem Jahr ihre Arbeiten abgeschlossen. In Andau errichtete die Familie Scheiblhofer rund um Winzer Erich einen komplett neuen Komplex in die weitläufige Ebene und taufte es "The Resort“. Die Zimmer sind praktisch und hochmodern samt riesigen Flatscreens eingerichtet und  fühlen sich immer noch  an, als würden sie das allererste Mal bezogen werden. Die Holzdielen auf der Terrasse sind von Wind und Wetter noch kaum abgenutzt. Und unter den Füßen, rund um den Outdoor-Pool, fühlt es sich an, als würde  man auf weichem Rollrasen gehen. Star-Architekt Arkan Zeytinoglu hat das Hotel designt, er entwarf zuvor etwa  das Motto in Wien oder den Aquadome im Ötztal und setzte beim Projekt im Burgenland auf starke Kontraste: viele dunkle Töne, vor allem Dunkelgrau, kombiniert mit Knallfarben wie etwa im Empfangsbereich, wo Pflanzen sich zwischen grellgelben Sitzbänken in die Höhe ranken. 
 

Der neue Stil im Reiters Reserve, konkret im Reiters Supreme – dem Erwachsenenresort: Zimmer mit viel Massivholz und edlen Stoffen. Oben: Ein Teil des weitläufigen Poolbereichs 

©Daniel Gossmann/Branding Identity

Punkten kann die neue Luxus-Herberge weniger mit der Aussicht auf die unzähligen Windräder, sondern vielmehr mit der Kulinarik: Bereits im ersten Jahr räumte man dafür Auszeichnungen ab, auch die Weinkarte beeindruckt mit umfassendem Sortiment und Raritäten. Auch hier ist das Design das Pünktchen auf dem i: Das gläserne und von innen beleuchtete Weinregal ist so breit und prall gefüllt, dass es als Wand zwischen Bar und Restaurant fungiert.

Abenteuer mal anders

Abseits der beiden Hotels findet man im Burgenland auch noch viele weitere  Urlaubsorte mit Komfort – von der St. Martins Therme über das Larimar bis hin zum Boutiquehotel "Nils am See“, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei lohnt es sich, nicht nur dort zu bleiben, sondern Ausflüge zu erleben – mit dem Rad natürlich, aber wie wäre es etwa auch einmal mit einer Draisine? Radeln auf Schienen, zwischendurch kann man stoppen, das Gefährt aus der Strecke heben und wieder einhängen, wenn es weitergehen soll. Ein Abenteuer der anderen Art. 

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