So ein verrückter Pool ist schon sehr cool
Vom Rand auf eine Skyline blicken oder 60 Meter tief abtauchen. Die Geschichte des modernen Pools als beeindruckendes Statussymbol und die spektakulärsten Schwimmbecken der Welt.
Es gibt Pools, die sind total irrational, unvernünftig und manchmal fragt man sich schon: warum eigentlich? Und ist endgültig das Ende der Menschheit gekommen? Aber sie sind ja doch irre spektakulär und schön anzusehen. Und eigentlich möchten wir hier schon auch gerne selbst darin baden gehen.
Etwa in den größten Swimmingpool der Welt im San Alfonso del Mar-Resort im chilenischen Algarrobo. Er ist einen Kilometer lang und acht Hektar groß. Hier darf man auch mit kleinen Segelbooten fahren. Ist ja nicht so, dass der Pazifik direkt vor der Nase läge. Zugegeben: Der Ozean ist schon sehr frisch und auch nicht immer ungefährlich. Schiff ahoi! Noch größer ist nur mehr die von Menschenhand erschaffene Lagune der Crystal Lagoons im ägyptischen Urlaubsort Sharm El Sheikh. Die ist zwölf Hektar groß, wird aus Salzwasser gespeist und ist vom All aus sichtbar.
Die Wasserbehältnisse in Südamerika und Afrika stammen beide vom Unternehmen Crystal Lagoons. Die Firma hat noch Größeres vor. Eh klar, in Dubai. Wo sonst? Dort soll ein fast drei Kilometer langes Lagunenbecken entstehen.
Wem das nicht schon verrückt genug ist, der kann immer noch nach Las Vegas reisen. Dort kennt man sich ja bekanntlich mit verrückt aus. Mitten im Pool des Golden Nugget Hotel & Casino tut sich ein großes Aquarium auf. Wie es sich für Sin-City gehört, schwimmen darin kunterbunte Fische und sogar Haie. Und als ob das nicht genug wäre – in einer gläsernen Röhrenrutsche können die Gäste an dem Unterwasserspektakel vorbeirauschen.
Anders ist das bei Infinitypools – etwa im Velassaru Resort – auf den Malediven. Da ist der Indische Ozean ein Paradies. Und dennoch gibt es in einigen Hotelanlagen auch ein Becken mitten im ohnehin wunderbar warmen und türkisen Meer. Man muss ja nicht alles verstehen. Aber Statussymbol ist nun einmal Statussymbol.
Hollywood und Luxus
Und das begleitet den modernen Swimmingpool seit Anbeginn. Als in Kalifornien die Stummfilmindustrie zu prosperieren begann, hatten die neuen Stars Geld, das sie für Luxus ausgeben konnten. Im vom Regen nicht sonderlich begünstigten Flecken Erde ist Wasser ein großes Luxusgut (mehr als hundert Jahre später sieht es auch in mitteleuropäischen Gefilden nicht mehr ganz so rosig aus). Wie die Zeit einmal schrieb, ließ sich das It-Paar Douglas Fairbanks und Mary Pickford 1919 einen Privatpool in den Garten ihres Anwesens „Pickfair“ bauen. Fortan posierten sie davor für Printmedien. Schöne Feste gab es rund ums Becken auch.
Das wusste ein Autor, der ein regelmäßiger Dinnergast auf Pickfair war. Und dieser Schriftsteller ließ in einem bedeutenden Werk ein großes Becken eine große Rolle spielen.
F. Scott Fitzgerald stattete das Anwesen seines Titelhelden im Großen Gatsby stattete der Schreiber ebenfalls mit einem Pool aus – der ist besonders elegant und aus weißem Marmor. Das Becken ist nicht fürs Schwimmen da, sondern soll Gäste anlocken und so den Status des Gastgebers in lichte Höhen treiben. Ähnliches gilt für die heutigen spektakulären Becken, die sich meist in Urlaubsresorts oder Hotels befinden. Sie eignen sich hervorragend als Werbeträger und sollen Gäste und Besitzer glücklich – und letztere reich machen. Gatsbys Glück bleibt hingegen versagt, er wird im Pool erschossen.
Ein reales Becken lässt das fiktive aus dem Kultroman ohnehin mickrig wirken. Der schillernde Medienmagnat William Randolph Hearst ließ sich in sein kalifornisches Schloss einen Neptun-Pool reinstellen, der an seiner größten Ausdehnung 32 Meter lang ist und rund 1,4 Millionen Liter Wasser fasst. Rundherum stehen weiße römisch-inspirierte Götterstatuen und Tempelportale. Der blaue Beckenboden ist mit geometrischen schwarzen Ornamenten geschmückt.
Kubrik drehte für Spartacus
Dazu gibt es ein Hallenbad, das mit goldenen und blauen Mosaiksteinen ausstaffiert ist. Kein Wunder, dass Stanley Kubrik hier für Spartacus drehte. Howard Hughes, Joan Crawford, oder Charlie Chaplin planschten lieber fröhlich vor sich hin. Heute können auch weniger berühmte Menschen darin schwimmen. Vorausgesetzt sie verfügen über das nötige Kleingeld und spenden an die Stiftung, die das Schloss in Schuss hält oder treten gleich der The Foundation at Hearst Castle bei. Rund 1.000 Euro kostet dann ein Schwimmtag.
Es weckt Begehrlichkeiten, wenn Promis mit etwas angeben. Die Mittelschicht in den USA entdeckte Pools für sich. In der Nachkriegszeit brachten Firmen kostengünstige Varianten auf den Markt, die Zahl der Becken stieg in den Vororten rasant an. Wer ein Becken hatte, hatte es geschafft.
Aber ein jedes sah ziemlich gleich aus. Architekt John Lautner sorgte dann bereits Anfang der Sechzigerjahre für eine gestalterische Revolution. Für ein Privathaus in Los Angeles entwarf er den ersten „Infinitypool“, der sich in die Gegend einfügte. Ähnliches gilt für die gewundenen und asymmetrischen Entwürfe seines italienischen Kollegen Gio Ponti. Er folgte bei seinen Kreationen für Hotels seinem Grundsatz: „Ich hasse rechteckige Swimmingpools. Sind Seen oder Flüsse etwa rechteckig?“
Und irgendwann dann gab es viele Infinitypools. Auch wenn sie toll sind, hinter dem Ofen locken sie jene, die nach Exklusivität suchen, nur mehr selten hervor. Es muss spektakulärer sein, um wirklich zu beeindrucken. Sie müssen aufs Dach – eine grüne Wiese als Umgebung ist nicht genug. Die Skyline soll es sein.
Aber ganz ehrlich. Wenn es heiß ist, braucht es doch gar nicht so viele Spompanadeln. Da reicht auch das hundsordinäre Freibad mit Eis vom Buffet.
Diese außergewöhnlichen Pools gibt es noch:
- Embassy Gardens, London: Zwischen zwei zehnstöckigen Wohntürmen in Londons Viertel Nine Elms kann man auf 25 Metern hin- und herschwimmen. Und zwar in 35 Metern Höhe. Das Vergnügen ist ein exklusives. Es dürfen nur jene mit den teuersten Wohnungen hier hinauf. Andere Mieter nicht. Sie können wie die Passanten auf der Straße nur von unten durch den Glasboden beim Badespaß zusehen. So es den gibt. Medien berichteten davon, dass das Wasser den Nutzern besonders im Winter zu kalt und der Betrieb zu teuer wäre.
- Bondi Icebergs Pool, Sydney: Der Bondi-Beach in Sydney ist nicht nur ein Sehnsuchtsort für Surfer. Nein, auch bei passionierten Schwimmern steht ein Besuch ganz oben auf der To-Do-Liste. In das 50-Meter-Becken des Beach-Clubs Bondi Icebergs schwappt - besonders im Winter - eine gehörige Portion Meereswasser aus dem Pazifik hinein. Das ist zwar durchaus wild, aber dafür ist hier eine Begegnung mit einem Hai eher unwahrscheinlich. Ein paar Meter weiter im Meer ist das nämlich nicht ganz ausgeschlossen. Vor kaltem Wasser - wie passend, dass es hier Icebergs heißt - sollte man sich nicht fürchten: weil 15 Grad und kälter kommen schon mal vor. Brrr!
- Hotel The Library, Koh Samui, Thailand: Weil es nicht immer ein türkiser, weißer oder silbern glänzender Pool sein muss. Dieses Becken sieht aus, als hätte jemand das Wasser rot eingefärbt, dabei besteht es lediglich aus einem Mosaik aus orangefarbigen, gelben und roten Steinchen. Eine durchaus einfache wie ungewöhnliche Idee mit großer Wirkung. Dieser Pool wurde schon von „Condé Nast“ wie von „Trip Advisor“ zu den spektakulärsten der Welt gekürt. Die Farbe bildet einen spannenden Kontrast zum blau schimmernden Meer, das sich gleich in der Nähe befindet.
- Hotel Hubertus, Südtirol: In den Alpen treibt man, wenn es um den Tourismus geht, gerne die Sau durchs Dorf oder setzt wuchtige Gebäude in die Landschaft. Das Alpin Panorama Hotel Hubertus in Geiselsberg in Südtirol hat noch eines draufgesetzt - und zwar einen spektakulären Pool auf das Dach. Unter dem Motto "Dem Himmel so nah" ragt das Becken mit Glasfront auf zwölf Metern Höhe ins Freie. Oder wie es das Hotel selbst poetisch schreibt: "Vor dieser Kulisse schwinden die Grenzen, die Grenzen zwischen Architektur und Landschaft, Himmel und Erde, Mensch und Natur."
- TWA Hotels, John F. Kennedy International Airport New York: Das Becken steht direkt neben den betonierten Flächen. Vom Wasser aus kann man dem quirligen Treiben des Flughafens zusehen. Vielleicht erholsam, wenn man den Lärm und den Kerosingeruch außer Acht lässt. Dem Badegenuss sind schon Grenzen gesetzt. Das Hotel selbst beschreibt das Planschen aber als genussvoll: Im Sommer ist der Pool cool und erfrischend. Im Winter wird er jeden Tag auf 95 Grad Fahrenheit (35 Grad Celsius) erhitzt.
- Marina Bay Sands Hotel, Singapur: Ist ein Bad im Rooftop-Pool Erholung pur? Könnte man meinen. Immerhin hört man den Straßenlärm im 57. Stock wohl kaum mehr. Mit einem Cocktail in der Hand kann man sich bis zum Rand vorwagen und auf die ebenbürtige Skyline blicken. Vorausgesetzt, man traut sich und will etwas Geld ausgeben. Das Hotel gilt jetzt nicht als unbedingt billig. Und überhaupt: Das deutsche „Handelsblatt“ kürte das Becken sogar zu einer der meist überschätzten Touristenattraktionen der Welt. Zu viele Selfie-Jäger drängeln sich oft im Becken. Da ist es vorbei mit Ruhe und Erholung. Und das will etwas heißen. Immerhin ist das Becken mit 146 Metern der längste Infinitypool der Welt.
- Tropical Islands, Brandenburg: Fidschi oder die Malediven für die kleinere Geldtasche und mit viel mehr Menschen gibt es im deutschen Brandenburg, nicht weit von Berlin entfernt. Dschungel im Spreewald, sozusagen, gibt es im Tropical Islands. Seit 2014 gibt es Urlaubsfeeling in einer riesigen Traglufthalle, in der einmal ein Luftschiff entwickelt werden sollte.
Amangiri Resort, Canyon Point, USA: Hier, am Colorado Plateau, im US-amerikanischen Utah, ist schon die Landschaft wahnsinnig aufregend: Rote Felsen, tiefe Schluchten – Wilder Westen, wie wir ihn uns vorstellen. Allerdings gepaart mit den Annehmlichkeiten einer Luxus-Herberge. Offene Pavillons, die sämtliche Stückerln spielen und sich harmonisch in die Wüstenlandschaft einfügen – und das Beste: Pools, von denen aus man einen grandiosen Blick auf die spektakulären Steinformationen hat. Ein Becken ist sogar rund um einen Felsen herumgebaut. Und sollte man des Badens überdrüssig sein, einen Steinwurf vom Resort entfernt liegen der Bryce Canyon und Zion-Nationalpark.
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